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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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niemanden finden, der dies denkt. Die Stoffe der Beginen sind von höchster Feinheit und erzielen beim Verkauf hohe Gewinne. Die Gilden der Stadt sind zornig über diese Konkurrenz. Egal, ob Färber, Walker, Weber oder Händler, sie sind alle in gleichem Maße betroffen. Da die Beginen keine Steuern an den König von Frankreich abführen müssen, können sie ihre Waren unter den üblichen Preisen anbieten.«
    »Also wurde die Wolle absichtlich versenkt?«
    »Seht es so, Bruder. Alle Zünfte sind daran interessiert, dass die Beginen möglichst wenig Tuch auf den Markt bringen. Seit dem Unfall lassen sie ihre Wolle im Schutz der Nacht entladen…«
    »Ist das nicht ein Verstoß, sowohl gegen die Hafen- wie die Zunftregeln?«
    »Nur wenn sie dabei erwischt werden.«
    Bruder Simon hob die Brauen. »Das heißt, Ihr werdet diesen Verstoß nicht zur Meldung bringen?«
    »Ich kann mir Klügeres denken, als mich in diesen Streit zu mischen. Einer wird sich am Ende immer betrogen fühlen. Der König, der Magistrat oder die Beginen.«
    »Ihr vergesst die heilige Kirche«, erinnerte der Mönch. »Sie sieht es nicht gerne, dass mehr von der Geschäftstüchtigkeit der Frauen als von ihrer Frömmigkeit geredet wird.«
    »Gott bewahre mich davor, dass ich unseren Herrn Bischof vergesse. Aber der Beginenhof ist kein Nonnenkloster. Die Frauen leben zwar zurückgezogen hinter Mauern und haben gelobt, ihr Leben dem Gebet und der inneren Einkehr zu widmen, doch sie müssen auch für ihr tägliches Auskommen sorgen. Ihr könnt versichert sein, dass ihr Fleiß nur diesem Ziel dient.«
    »Sie haben einen eifrigen Fürsprecher in Euch.« Pater Felix überging die Bemerkung. »Kommt zu Tisch und hört auf, aus dem Fenster zu starren. Je weniger wir von den nächtlichen Aktivitäten dort auf dem Kanal wissen, umso besser ist es für alle.«
    »Die Schiffer gehen ein Risiko ein, wenn sie bei Dunkelheit und ohne Laternen arbeiten«, gab Bruder Simon zu bedenken, aber er erhielt keine Antwort mehr.
    Er nahm auf der Bank am Tisch Platz und faltete wie sein Gastgeber die Hände zum Gebet. Danach herrschte Schweigen, während Pater Felix Brot, Käse und ein verlockend geräuchertes Schinkenstück in gleiche Portionen teilte. Simon aß lediglich eine Scheibe Brot und ein kleines Stück Käse. »Ihr fastet?«, wunderte sich der Pater.
    »Ich meide jede Völlerei«, erwiderte Simon knapp. »Nahrung für die Seele ist mir wichtiger als jene für den Körper.«
    »Aber die Seele bleibt nicht lange in einem Körper, der sich ständig kasteit.«
    Bruder Simons Blicke flogen über die Rundungen des anderen Gottesmannes. Auch im Haushalt des Heiligen Vaters gab es Priester wie Felix. Gutmütige, ein wenig phlegmatische Männer, die sich in ihrem Glauben eingerichtet hatten wie eine Seidenraupe in ihrem schützenden Kokon. Kritische Fragen und Probleme gefielen ihnen ebenso wenig wie Änderungen und Aufregung. Sie hatten die wahre Hingabe an ihren christlichen Auftrag längst verloren.
    »Lasst meine Seele nur meine Sorge sein«, entgegnete er mit einem Seufzer. »Verratet mir lieber, warum Ihr vor diesen Heimlichkeiten dort draußen die Augen verschließt.« Pater Felix kaute bedächtig und ließ sich Zeit mit einer Antwort. »Was wäre gewonnen, wenn ich Lärm schlage?«
    »Die Ordnung der Dinge.«
    »Es lässt sich trefflich darüber debattieren, wie diese Ordnung aussehen sollte.«
    Bruder Simon war sich nicht sicher, ob er eine Spur von Sarkasmus aus diesen Worten heraushörte. »Ihr macht einen Fehler«, warnte er. »Die Bewegung der Beginen hat nicht nur Freunde in unserer heiligen Mutter Kirche.«
    »Was wirft man ihnen vor? Dass sie Gutes tun, ein Hospital unterhalten und sich um die Sterbenden kümmern?«
    »Es wird nicht gerne gesehen, dass sie Frauen und Mädchen das Lesen und Schreiben lehren. Manche von ihnen maßen sich gar an, die Worte unserer Heiligen Schrift erklären zu wollen. Habt Ihr nichts von dieser rebellischen Begine gehört, die sich gar erdreistet hat, ihre konfusen Gedanken niederzuschreiben? Obwohl man dieses Machwerk schon 1300 auf dem Hauptplatz von Valenciennes öffentlich verbrannt hat, wurde sie dabei ertappt, dass sie es wiederum verbreitete und gar Predigten darüber hielt.«
    »Brügge ist nicht Valenciennes.« Pater Felix verging der Appetit, und er legte das Messer nieder. »In dieser Stadt geht es nicht um den Glauben, sondern in erster Linie um das Geschäft, Bruder. Ihr werdet es noch herausfinden, wenn Ihr lange

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