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Begraben

Begraben

Titel: Begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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hielt schließlich vor einer grauenvollen neugotischen Fassade, die perfekt in den Fantasyfilm Dungeons and Dragons gepasst hätte.
    Ein Schild »Metal Zone« verkündete, dass es sich um einen Tempel des Hardrock handelte. Cyrille stieg aus und bezahlte die Fahrt. Misstrauisch betrachtete sie die schwarzen Mäuler der riesigen Bestien, die sie anstarrten. Tagsüber, so sagte sie sich, wäre das sicher weit weniger beeindruckend, doch allem Anschein nach liebten es die Menschen, sich Angst zu machen. Sie betrat die Musikbar, wo sich die Leute drängten und es nach Bier und Schweiß roch. Drei thailändische Hardrocker – gekleidet in Leder und Metall, mit Pferdeschwänzen bis auf den Rücken – malträtierten die Saiten ihrer Gitarren. Am liebsten hätte sich Cyrille die Ohren zugehalten. Sie sah auf ihre Uhr. Kurz vor eins. Anuwat hatte wirklich merkwürdige Ideen. Sie musste ihn nicht lange suchen, er erwartete sie am Eingang. Er deutete auf einen der drei Musiker und schrie: »M y brother «. Cyrille verstand ihn nur, indem sie von seinen Lippen ablas. Der Sekretär drängte sich an der Bar vorbei, öffnete, als wäre er hier zu Hause, eine kleine Tür und ging ein paar ausgetretene Stufen hinauf. Sie gelangten in eine schmale Küche, die offensichtlich wenig benutzt wurde. Die Einrichtung bestand aus einem Minikühlschrank, einem kleinen Tisch mit zwei Plastikstühlen, einer abgestoßenen Spüle über einem Unterschrank ohne Türen, in dem mehrere Packungen Zucker und Tee lagen, auf einem Hocker standen eine verbeulte Kasserolle und ein Glas Instantkaffee einheimischer Marke. Am Tisch saß ein eigenartiges Wesen. Ein Transvestit mit operierter Nase, üppigen Brüsten, das Gesicht von dichtem schwarzem Haar umrahmt.
    »Ich möchte Ihnen Renu vorstellen. Renu, das ist Frau Doktor Blake, von der ich dir erzählt habe.«
    Renu verbeugte sich.
    Anuwat bot Cyrille den zweiten Stuhl an und blieb selbst stehen.
    »Renu arbeitet mit uns. Er hilft uns, indem er sich den Kindern auf der Straße nähert und ihr Vertrauen gewinnt. Bevor er nach Bangkok kam, hat er im Süden gearbeitet, vor allem auf den Inseln Phuket, Ko Samui und Ko Tao. Arom hat mir geschrieben, dass er glaubt, seinen früheren Kollegen Supachai erkannt zu haben.«
    Cyrilles Blick wanderte von dem Sekretär der VGCD zu Renu.
    »Renu, kannst du der Frau Doktor sagen, was du mir vorhin erzählt hast?«
    »Ich kenne Supachai!«
    Cyrille zog verwundert die Augenbrauen hoch. Renu fuhr fort:
    »Es gibt auf den Inseln drei Organisationen für Drogen- und Waffenschmuggel und Prostitution. Supachai leitet eine davon, die sich ›Liga von Ko Samui‹ nennt. Er hat sich auch auf den Boxkampf zwischen Minderjährigen spezialisiert.«
    Cyrille beugte sich über den kleinen wackligen Plastiktisch.
    »Rama Supachai – der Neurowissenschaftler ist jetzt ein Bandenchef?«
    Ihr Ton war skeptisch.
    Renu runzelte die Stirn, sodass eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen entstand.
    »Nein, nicht Rama, sondern Pot Supachai.«
    Cyrille lehnte sich zurück und trommelte mit den Fingern auf ihre Lippen.
    »Gibt es denn mehrere Supachai?«
    Anuwat verschränkte die Arme vor dem VGCD-Logo auf seinem weißen T-Shirt.
    »Allem Anschein nach treibt die Familie Supachai ihr Unwesen auf den Inseln im Süden und organisiert dort alle möglichen illegalen Geschäfte. Pot und Rama sind Cousins.«
    Renu fuhr fort:
    »Pot Supachai ist sehr gefährlich und im Milieu gefürchtet. Er ist ein ehemaliger Thaiboxer und hat keine Achtung vor menschlichem Leben.«
    Der junge Mann verschränkte die Hände.
    »Anuwat hat mir gesagt, dass Sie in die Außenstelle Surat Thani fahren wollen. Seien Sie vorsichtig. Benutzen Sie keine individuelle Transportmöglichkeit, denn es kommt immer wieder zu Erpressungen, und misstrauen Sie jedem, der sie anspricht. Dort werden Frauen entführt, unter Drogen gesetzt und dann auf den Strich geschickt. Im Moment sind alle wegen der Ankunft der Russen sehr nervös.«
    »Der Russen?«
    »Die Konkurrenz im Prostitutionsgewerbe ist groß, seit die Russen das Netz infiltriert haben. Die Blonden haben mehr Erfolg als die Thailänder. Im letzten Jahr ist es erstmalig zu Repressalien gekommen. Pot Supachai hat als Warnung am helllichten Tag zwei russische Prostituierte am Strand von Pattaya ermorden lassen. Seither vergeht keine Woche, ohne dass es irgendwelche Auseinandersetzungen gibt. Sie müssen vorsichtig sein.«
    Cyrille schluckte mühsam.
    »Ich fahre hin und

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