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Begraben

Begraben

Titel: Begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Doppelscheibe trennte das Büro vom Untersuchungsbereich. Der Kernspinthomograf summte im Halbdunkel, und nur einige Dioden verströmten ein blasses grünliches Licht. Auf einem Arbeitstisch standen mehrere Bildschirme und eine Zentraleinheit. Cyrille stürzte sich darauf und bewegte die Maus, der Bildschirm leuchtete auf, der Computer war nicht ausgeschaltet. Sie nahm vor dem Monitor Platz und klickte die Ordner an, die auf dem Arbeitsplatz abgelegt waren. Zuerst warf sie einen Blick auf das Tagebuch des Forschers, das allerdings nicht sehr ergiebig war. Dann inspizierte sie immer aufgeregter den Rest der Festplatte. Sie öffnete den File »2009«, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Er enthielt Unterordner, von denen einer den Namen »Human Protocol« trug. Sie rief die PDF-Datei auf. Eine lange Tabelle. Cyrille überflog die Spalten. Volltreffer! Die Datei enthielt die Namen sämtlicher Patienten, die in den letzten Jahren behandelt worden waren. Da die Liste mit mindestens zweihundert Datensätzen sehr lang war, hatte sie nicht die Zeit, alles zu lesen. Der Wissenschaftler hatte den Vornamen des Kindes, das Alter, die Herkunft, die Aktennummer, das Datum des Eingriffs und das Ergebnis – »yes« oder »no« – notiert, dann folgte eine Spalte mit der Überschrift »Bestimmung«.
    »Julien«, rief Cyrille leise.
    Der Fotograf trat zu ihr. Ohne sich umzuwenden, deutete sie auf den Bildschirm.
    »Schau, was ich gefunden habe. Die Kinder mit »yes« – was sicherlich bedeutet, dass das Ergebnis positiv war – werden an verschiedene Privatadressen weitergeschickt. Diejenigen, die ein »no« haben, was vermutlich für einen Misserfolg steht, werden alle an zwei Anschriften geleitet, beide in China.
    Julien las, über Cyrilles Schulter gebeugt.
    »Und was soll das bedeuten?«
    Cyrille rieb sich die Augen.
    »Ich weiß es nicht … Wir müssen alles kopieren und an ich weiß nicht, wen, schicken.
    Julien legte seine Hände neben die ihren auf die Tastatur. Sie spürte seine schlecht rasierte Wange an der ihren, schloss kurz die Augen, atmete seinen Geruch ein, und plötzlich überkam sie eine große und unerklärliche Melancholie. Sie öffnete die Augen wieder. Julien hatte sich ins Internet eingeloggt.
    »Schreib eine E-Mail.«
    Cyrille gab Anuwats Adresse im VGCD-Bangkok ein und setzte Nino, Tony und sich selbst ins cc. Die Nachricht lautete:
     
    Dringend. Habe die Experimente an den Kindern von Surat Thani aufgedeckt. Sie werden auf der Insel Ko Nang Yuan als Versuchspersonen missbraucht. Rama und Pot Supachai sind der Kopf der Bande. Haben Prof.   Arom getötet. Verständigen Sie die Polizei. Grüße Cyrille.
     
    Die Verbindung war langsam. Ein Balken zeigte an, dass das Versenden der Mail eine Minute dauern würde.
    Cyrille inspizierte weiter Supachais Festplatte und die darauf gespeicherten Dokumente. Zumeist handelte es sich um internationale wissenschaftliche Veröffentlichungen und heruntergeladene Diapräsentationen verschiedener Kolloquien. Sie überflog sie und schloss dann die wenig ergiebigen Dateien wieder. Ein anderer File trug den Titel »Korrespondenz«. Sie blätterte durch Seiten und Seiten von E-Mail-Verkehr und gescannten Faxen. Es ging um Moleküle, Protokolle, Versuche, Diskussionen über die Dosierung … Plötzlich erbleichte Cyrille.
    »Mein Gott, dieser Dreckskerl hat mit anderen Forschern zusammengearbeitet«, rief sie wütend.
    Schweigend beugte sich Julien wieder über ihre Schulter.
    »Was ist los?«
    »Ich bin ja wirklich zu blöd …«
    »Wie bitte?«
    Sie wies auf die Zeilen einer auf Englisch verfassten und an Supachai adressierten Nachricht, bei der es um Versuche ging.
    »Sieh dir die Worte an …«
    Julien kniff die Augen zusammen.
    »Ich verstehe nicht …«
    Er las den Satz, auf den sie deutete »send em the clinilac report of childern treated one month aog …«
    »Ein Legastheniker?«
    »Nein, mein Mann …«

49
    Paris, 16   Uhr
    »Ich habe soeben eine E-Mail von Cyrille bekommen«, rief Tony aus Ninos Zimmer.
    Marie-Jeanne, die in einem Sessel ein Nickerchen machte, schreckte hoch.
    »Was schreibt sie.«
    Tony las die Nachricht kurz durch und wurde bleich.
     
    Dringend. Habe die Experimente an den Kindern von Surat Thani aufgedeckt. Sie werden auf der Insel Ko Nang Yuan als Versuchspersonen missbraucht. Rama und Pot Supachai sind der Kopf der Bande. Haben Prof.   Arom getötet. Verständigen Sie die Polizei. Grüße Cyrille.
     
    »Was hat dieses

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