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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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es ein Schwede war, der in dem
Zimmer wohnte, wo …«
»Und wie hieß er?«
»P. E. Jansson.«
»Woher weißt du das?«
»Sie haben es mir gesagt, an der Rezeption.«
»An der Hotelrezeption?«
»Ja. Habt ihr ihn etwa noch nicht identifiziert?«
Sie sah mich hart an. Dann wandte sie sich an Pedersen. »Zeig
ihm die Fotos!«
»Du meinst …«
»Ja! Die Fotos, die in der Galerie Oslo gemacht wurden.«
Während er eine Handvoll Fotos aus einem großen, braunen
Umschlag holte, fuhr sie an mich gewandt fort: »Sie sind
allerdings mit einem Tele aufgenommen. Aber du bekommst
trotzdem einen lebendigen Eindruck, wenn das denn der
passende Ausdruck ist.«
Dann reichte Torleif Pedersen mir die Fotos, und ich schaute
sie mir an. Die Bilder von Ikarus, nach dem Fall.
14
    Obwohl es Schwarzweißfotos waren, mit Tele aufgenommen
und eilig entwickelt, konnte man ohne Schwierigkeiten erkennen, was sie abbildeten.
    Der Mann, der aus dem neunzehnten Stock des Oslo Plaza
gestürzt war, hatte versucht, sich mit den Händen zu schützen.
Es hatte nicht viel geholfen. Die Hände sahen aus wie rohe,
aufgeschnittene Frikadellen, und was er zu schützen versucht
hatte, war bei der Begegnung mit dem Glasdach der Galerie
Oslo zerschmettert worden. Wo der Kopf hätte sein sollen,
tropfte, noch während das Foto gemacht wurde, eine Mischung
aus Blut und Hirnmasse von einem grotesk unförmigen Fleischklumpen, gekrönt mit Splittern zerbrochener Schädelknochen.
    Aber der Bauch war auf eine Metallsprosse getroffen, und das
Glas auf der anderen Seite hatte dem Aufprall standgehalten, so
daß der Körper in der Stellung liegengeblieben war, in der ich
ihn von oben gesehen hatte: ein Mensch, von seiner eigenen
unbezähmbaren Neugier in den Tod gezogen.
    Ich bemerkte, wie Anne-Kristine Bergsjø und Torleif Pedersen
mich beobachteten, als erwarteten sie, daß ich das Foto wegwerfen und in einem Weinkrampf zusammenbrechen würde: Das
wollte ich nicht! Ich habe ess nicht mit Absicht getan! Aber ich
biß die Zähne zusammen. Mir wurde nicht einmal übel. Das
einzige, wofür ich dem Schicksal dankte, war, daß sie mir kein
Farbfoto gezeigt hatten.
    Ich blätterte ziellos die übrigen Fotos durch. Allesamt Varianten desselben Motivs, aus unterschiedlicher Entfernung und
verschiedenen Perspektiven. Keines erzählte mehr als das erste.
    »Wie du siehst«, sagte Anne-Kristine Bergsjø trocken, als ich
ihr die Fotos zurückgab, »die Identifizierung wird einige Zeit
dauern. Die endgültige , meine ich.« Sie legte die Fotos zur
Seite, ohne noch einen Blick darauf zu werfen.
    Dann lehnte sie sich vorsichtig zurück, als befürchtete sie, der
Stuhl könnte nach hinten kippen, legte die Fingerspitzen
säuberlich gegeneinander und sagte: »So, und jetzt möchte ich
gern von dir hören, warum du Zimmer Nummer 1940 im Oslo
Plaza aufgesucht hast, was du dort zu suchen hattest und was du
über P. E. … über den Mann weißt, der dort wohnte.«
»Dann muß ich in Bergen anfangen.« Sie nickte stumm.
    Ich erzählte ihr so kurz wie möglich von Mons Vassenden,
seinen Spielschulden und der formlosen Absprache, die er mit
der Firma Grorud Inkasso A/S getroffen hatte.
    »Inhaber …«
»Svein Grorud.«
Die beiden Polizeibeamten sahen einander kurz an, sagten aber
nichts.
    »Ihr kennt ihn, wie ich sehe.«
»Wer tut das nicht? Weiter.«
Ich erzählte ihr von Axel Hauger und, etwas zögernder, von
    der Frau, die ich meinte wiedererkannt zu haben.
»Aber sie bestritt, die zu sein, für die du sie hieltest?« präzi
sierte Anne-Kristine Bergsjø.
»Ja. Und als ich ihre Mutter aufsuchte, heute morgen, wurde
ich bestätigt.«
»Jetzt kann ich nicht ganz folgen.«
»Ich meine – sie erzählte, ihre Tochter sei gestorben, vor drei
Jahren, in Schweden.«
»In Schweden?«
»Genau. Sie war mit einem Schweden verheiratet. Und das hat
mich neugierig gemacht. Darauf, ob vielleicht dieser – Jansson –
tja, ob es zwischen ihnen irgendeine Verbindung gab.«
Sie sah mich nachdenklich an. »Diese Frau, Merete Sjøwold
…«
»Frau Loewe.«
»Frau Loewe, hattest du zu ihr eine engere Beziehung?«
»Nur einmal, sozusagen.«
»Mhm. Und wann war das?«
»19 … äh … 65.«
Sie lächelte leicht. »Soso. Na gut. Aber ich habe nicht ganz
begriffen, wie Jansson ins Spiel kam.«
»Ich, äh, habe zufällig eine telefonische Nachricht für ihn
mitgehört, als Vassenden und ich bei Grorud Inkasso waren.«
»Aha, zufällig mitgehört?«
»Und später fragte ich eine

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