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Behalt das Leben lieb

Behalt das Leben lieb

Titel: Behalt das Leben lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaap Ter Haar
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angestrichen?
    »Das kann doch nicht . . .«
    Es rührte Beer beinahe zu Tränen, als er begriff, dass seine Eltern sich für ihn ganz schön den Kopf zerbrochen hatten. Ein Regal mit Fächern! Da würde er seine Sachen bequem finden, solange nuralles ordentlich in die dafür bestimmten Fächer gelegt wurde.
    Der Tisch stand jetzt unter dem rechten Fenster. Beer ging um ihn herum, stieß gegen den Stuhl. Halt suchend berührte seine Hand einen schweren, stählernen Gegenstand, der sich auf dem Tisch befand.
    »Teufel . . .«
    Er spürte einen runden Drehknopf, hervorstehende Metallteile, dann berührten seine Finger eine Tastatur.
    »Eine Schreibmaschine«, murmelte er. Er tastete weiter und seine Hände berührten einen zweiten Gegenstand. Wieder fanden seine Finger Tasten. Noch eine Schreibmaschine? Warum zwei? Vater fand doch sein Geld nicht auf der Straße. Allmählich wurde ihm die Wahrheit bewusst. Mit einem Kugelschreiber oder einem Füller würde er seine Hausaufgaben nicht mehr machen können. Das wäre für die Lehrer unlesbar. Eine normale Schreibmaschine war die Lösung.
    Und der andere Apparat mit der viel kleineren Tastatur? Sollte der vielleicht Blindenschrift schreiben?
    »Wahrhaftig!« Links auf dem Tisch lagen einige Bogen Papier. Seine Fingerspitzen nahmen die kleinen Erhebungen der Punktschrift wahr, die in das starke Papier gedruckt waren.
    Die Blindenschreibmaschine war ein greifbarer Beweis für die Sorgen, die sich Vater und Mutter gemacht hatten. Sie hatten über die Probleme einesblinden Kindes nachgedacht und diese beiden Schreibmaschinen angeschafft. Und Beer hätte darauf geschworen, dass Mutter schon eine Menge auf der Blindenschrift-Maschine geübt hatte.
    Beer lief zum offenen Fenster und atmete die Frühlingsluft tief ein. Und es war, als trüge ihm der warme Wind die Worte des Studenten zu: »Beer, was einen Menschen wirklich blind macht und lähmt, das sind Misstrauen, Angst und Auflehnung. Die machen alles dunkel. Aber mit ein bisschen Glauben, ein bisschen Mut und ein bisschen Lebensbejahung bleibt es hell!«
    Der Student hatte recht gehabt. Während der bedrückenden Fahrt von Saal 3 nach Hause hatten Dunkelheit und Ausweglosigkeit Beer vollkommen beherrscht. Nun, da seine Stimmung umschlug, sah er die Dinge wie von selbst wieder vor sich.
    Beer steckte den Kopf zum Fenster hinaus. Unter ihm lag der Garten. Vertraute Bilder traten vor seinen inneren Blick: der Rasen, der Zierjohannisbeerstrauch, der jetzt wohl gerade blühen musste. Dahinter die Wand mit Mutters Rosen und der Ziegelweg zum Schuppen. »Ja«, sagte Beer laut. Er hatte das Licht in seiner Hand. Er spürte die Sonne auf seinem Gesicht. Von einem hohen Zweig tönte das Gezwitscher einer Drossel.
    Es war gut zu leben und es wurde Zeit, hinunterzugehen. Musste er seinen Eltern nicht endlich sagen, wie schön es für ihn war, wieder zu Hause zu sein?»Wieder zu Hause, mein Junge«, sagte Vater, als sie bei Tisch saßen und köstliche Gerüche von gebratener Lammkeule, gerösteten Kartoffeln, frischem Salat mit Schnittlauch und Apfelmus aufstiegen. Die Heimkehr wurde mit einem Festmahl gefeiert. Die Nase hatte die Aufgabe der Augen übernommen, denn Beer, der die Gerüche aufnahm, sah die Schüsseln vor sich.
    »Hunger?«
    »Ja, Mutter. Gib nur auf.«
    »Goof, nimm dir Fleisch und reich die Platte weiter.«
    »Danke.«
    Mutter hatte Bennie und Goof zum Essen eingeladen – vielleicht, weil sie sich so sehr wünschte, dass alles wieder wie früher sei.
    Beer hatte sich auf seine Freunde gefreut, aber es war nicht so das Richtige. Schwer zu sagen, weshalb. Ihre Stimmen glitten munter über den Tisch, aber ihre Worte waren irgendwie leer – sie glichen Wäscheklammern, die keine Wäsche hielten: »Am Sonnabend hättest du uns mal sehen sollen. Harry war Mittelstürmer und Kees stand halbrechts, auf deinem Platz . . .«
    »Weil sein Vater im Vorstand sitzt. Bloß deswegen. Dieser Sack hat doch ’ne klare Chance vergeben. Bloß seinetwegen haben wir verloren!«
    Sie hatten vor drei Tagen 3:0 verloren und das ließ ihnen noch immer keine Ruhe. Ein Tor nicht anerkannt, aber zu Unrecht. Ein Linienrichter, der das Abseits nicht gesehen hatte. Hand, dafür hättees Strafstoß geben müssen. Fußball, Fußball, Fußball, als gäbe es kein Krankenhaus. Ein paar Mal hatte Beer versucht, von Gerrit, dem Junker und dem Studenten zu erzählen. Bennie und Goof hörten geduldig zu, aber es erreichte sie nicht. Die erste Bemerkung über

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