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Behandlungsfehler

Behandlungsfehler

Titel: Behandlungsfehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Konradt
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die Chance bekommen,
dann suchen sie sich schnurstracks eine hübsche Eizelle und befruchten diese. Genau das war passiert.
    Christoph Mahler war die Sache sichtlich peinlich. Er schien in seinem Mannsein verunsichert. Er und seine Freundin stritten viel, bevor er sich sterilisieren ließ. Seine Freundin vertrug die Pille schlecht und andere Formen der Empfängnisverhütung waren ihr unangenehm. Sie wollte keine Spirale in ihrem Körper und der Umgang mit Kondomen war beiden lästig. Genau dann, wenn er so richtig Lust auf Sex hatte, war gerade kein Gummi zur Hand und es waren natürlich auch die allerfruchtbarsten Tage im ganzen Zyklus. Immer wieder hatten sie trotzdem miteinander geschlafen, es war, als wenn der Teufel sie beide ritt und das Risiko die Lust eher beförderte. Und jedes Mal wieder waren sie sehr, sehr erleichtert gewesen, wenn die nächste Regelblutung einsetzte. »Glück gehabt«, sagten sie sich, »aber das war jetzt wirklich das allerletzte Mal.« War es natürlich nicht. Sie beide wussten, dass es so nicht weitergehen konnte. Und letztlich hatte er sich für die folgenschwere Sterilisation entschieden.
    Und nun das. »Der Arzt muss zahlen!«, da war Christoph Mahler sich sicher.
    Ihr erstes Kind war aus dem Gröbsten raus. Seine Freundin und er hatten den Kopf frei für andere Dinge als Kindererziehung und den Haushalt. Seine Freundin hatte auch gerade wieder in ihrem Beruf Fuß gefasst. Sie waren froh darüber, finanziell wurde das Leben dadurch beträchtlich leichter. Ihr zu Liebe war er zum Urologen gegangen. Eine Stimme in ihm hatte zwar rebelliert. Was, wenn aus irgendwelchen Gründen das Leben einen ganz unerwarteten Verlauf nahm? Es gibt viele Männer, die mit über 60 mit einer viel jüngeren Frau eine zweite Familie gründen. Ein gemeinsames Kind ist meist sehr schnell Thema – auch, weil der Frau sonnenklar ist, dass sie den Mann, rein statistisch betrachtet, überleben wird und sich wünscht, dass etwas von dieser Liebe bleibt. Christoph Mahler hatte vor dem Spiegel gestanden und überlegt, ob er sich selbst in dieser Rolle sah und verwarf den
Gedanken. Zwar hatte er seine Freundin nie geheiratet, aber sie waren nun schon so lange zusammen, dass er sich ein anderes Leben, ein Leben ohne sie, gar nicht vorstellen konnte. Eher bekümmerte ihn die Frage, was denn wohl mit der Lust geschehen würde, wenn diese nicht mehr damit verknüpft war, auch ein Kind zeugen zu können. Er hatte auch diesen Gedanken beiseitegeschoben. Aber vermutlich war das der Grund, dass sie gleich nach der Operation so viel Sex hatten: Einfach um auszuprobieren, ob das noch ging, ob die Lust noch da wäre. Und das hatte er jetzt davon.
    Seine Freundin hatte ihm bittere Vorwürfe gemacht. Sie hatte ihm sogar unterstellt, sie angeschwindelt zu haben und gar nicht beim Arzt gewesen zu sein. Aber er wusste zumindest, dass er unschuldig war. Warum hatte der Arzt ihn nicht aufgeklärt? Warum hatte er ihm nicht gesagt, dass der Erfolg der Sterilisation nicht gleich einsetzt? Ein Freund, dem er davon erzählte, meinte, er hätte sich doch selber schlau machen können. »Einmal googeln, schon hättest Du Bescheid gewusst! Aber vielleicht hat deine Freundin auch längst einen anderen.« Der Freund fand das alles super lustig.
    Gut konnte ich nachvollziehen, wie es Christoph Mahler ging. Über die Konsultation von »Doktor Google« musste ich schmunzeln. Natürlich kann sich heute jeder über fast alles auch selber informieren, sofern er über einen Rechner mit Internetanschluss verfügt oder ein Smartphone. Aber so kann man nicht argumentieren. Dann könnte man gleich die ganze medizinische Aufklärung an die Patienten delegieren. Die Patienten wissen meistens doch gar nicht so ganz genau, wonach sie suchen müssen. Vielleicht merkt einer, dass er nach einer Operation blutet und sich ein blauer Fleck bildet, googelt Blutgerinnung, liest, dass nach zwei Minuten schon die Blutplättchen kommen und anfangen, Schorf zu bilden und die Wunde zu verschließen. Was er aber nicht weiß, ist, dass dies nicht für mit einem Skalpell durchtrennte Gefäße gilt. Durch den scharfen Schnitt sind die Kanten so glatt, dass der Körper keinen Anlass für die Blutstillung sieht. Und dann
blutet die Wunde einfach immer weiter. Das ist ein winziges Beispiel, das zeigt, dass man mit der Recherche im Internet vorsichtig sein muss. Die Ärzte müssen ihre Patienten aufklären, da gibt es kein Wenn und Aber. Und ich gab Christoph Mahler recht in

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