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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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unterhalten.« Der Junge schlang die Arme um sich. »Und ich habe sowieso kaum geschlafen.«
    Alek blinzelte im Dämmerlicht. Dylans feine Gesichtszüge wirkten abgespannt, selbst im sanften Licht der Glühwürmchen. Er lächelte nicht wie sonst. »Was ist los?«
    »Es ist wegen dem, was mit Newkirk passiert ist. Das hat mich … umgehauen.«
    »Umgehauen?« Alek runzelte die Stirn. Dylans eigenartiger Umgang mit der englischen Sprache brachte ihn ganz durcheinander. »Newkirk ist der Kadett, dessen Huxley verbrannt ist, nicht?«
    »Aye, es war fast so wie damals … als mein Dad verunglückt ist. Davon habe ich Albträume bekommen.«
    Alek nickte. Dylan hatte ihm wenig über den Tod seines Vaters erzählt. Nur dass er bei einem Unfall unbekommen war und dass Dylan danach einen Monat nicht gesprochen hatte.
    »Du hast das noch niemandem erzählt, oder?«
    Der Junge schüttelte den Kopf und schwieg.
    Alek wartete und erinnerte sich daran, wie schwer es ihm gefallen war, mit Dylan über seine eigenen Eltern zu reden. In der Stille hörte er, wie der Wind gegen den Bug blies und die Nähte des Rumpfes auf die Probe stellte. Durch die Öffnung, durch die die Kamera nach draußen in den nächtlichen Himmel ragte, zog es kalt herein.
    »Ich meine, da du ja sowieso von Bord gehen wirst«, sagte Dylan, »würde es vielleicht keine allzu große Last für dich sein, es dir anzuhören.«
    »Du kannst es mir gern erzählen, Dylan. Schließlich kennst du auch etliche meiner Geheimnisse.«
    Der Junge nickte, schwieg aber wieder und hielt weiter die Arme um sich geschlungen. Alek holte langsam Luft. Er hatte noch nie erlebt, dass Dylan Angst gehabt hatte, seine Gedanken auszusprechen. Der Junge hatte überhaupt noch nie vor irgendetwas Angst gehabt. Vielleicht wollte er einfach nicht, dass ihn jemand so sah, wenn er schwach wirkte … und zudem erschüttert.
    Alek zog sich die Jacke aus und legte sie über die Wurmlampe. Es wurde dunkel. »Erzähl es mir doch«, drängte er sanft.
    Einen Moment später begann Dylan zu reden.
    »Dad ist mit Heißluftballons geflogen, weißt du, sogar noch, als es schon große Wasserstoffatmer gab. Ich war immer mit dabei, und auch als es dann passiert ist. Wir waren noch am Boden, die Brenner erhitzten die Luft in der Hülle. Plötzlich entstand ein riesiger Hitzestrahl, so als hätte man einen Kessel geöffnet. Einer der Kerosin-Tanks …«
    Dylan sprach leiser und leiser und klang beinahe wie ein Mädchen. Alek rückte näher und legte seinem Freund den Arm um die Schulter, bis Dylan weitererzählte.
    »Es war fast genauso wie bei Newkirk. Das Feuer schoss in die Höhe, bis der ganze Ballon brannte, und die Hitze zog uns in die Höhe. Die Leinen hielten, obwohl sie eigentlich auch hätten brennen müssen. Und mein Dad hat mich aus dem Korb gedrängt.«
    »Damit hat er dir das Leben gerettet.«
    »Aye, aber er musste deshalb sterben. Ohne mein Gewicht wurde der Korb leichter, die Leinen rissen, alle gleichzeitig, mit einem Knacken, als würde man sich kräftig an den Fingern ziehen. Und Dad schoss mit seinem Ballon in die Höhe.«
    Alek stockte der Atem. Wieder erinnerte er sich an den deutschen Zeppelin in den Alpen, der genau vor ihm abgestürzt war, nachdem sich der Wasserstoff durch das Mündungsfeuer der Maschinengewehre entzündet hatte. Das Zischen des Schnees, der sich in der Hitze zu Dampf verwandelt hatte, und die dünnen Schreie aus der Gondel gellten ihm noch in den Ohren.
    »Alle haben gesehen, wie er mich gerettet hat«, sagte Dylan und griff in seine Tasche. »Dafür haben sie ihm einen Orden verliehen.«
    Er zog eine kleine Silbermedaille in Gestalt eines Kreuzes hervor, die an einem himmelblauen Band baumelte. Im Dämmerlicht konnte Alek gerade so eben das Gesicht von Charles Darwin in der Mitte erkennen.
    »Das ist ein Fliegerkreuz für Tapferkeit, der höchste Orden, den ein Zivilist für Heldentaten bekommen kann.«
    »Du musst sehr stolz auf ihn sein«, sagte Alek.
    »Im ersten Jahr danach konnte ich nicht mehr schlafen und habe jede Nacht immer nur den Orden angestarrt. Dann habe ich geglaubt, die Albträume hinter mir zu haben, bis diese Sache mit Newkirk passiert ist.« Dylan blickte ihn an. »Vielleicht verstehst du, wie mich alles wieder eingeholt hat? Wegen deiner Eltern?«
    Alek nickte, starrte den Orden an und überlegte, was er sagen sollte. Natürlich träumte er auch von seinen Eltern, aber sie waren wenigstens im fernen Sarajewo gestorben und nicht genau vor

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