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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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erinnerte.
    Auf der Plattform standen mehrere Männer und ein fünfter Pilot hockte vorn und bediente den Rüssel. Die riesigen Metallohren wedelten hin und her und ließen die leuchtenden Zierteppiche flattern, die an den Seiten herabhingen.
    »Wie Sie sehen können«, sagte Dr. Barlow, »bewegt sich der Botschafter ausgesprochen stilvoll.«
    »Ich weiß, hier im Land der Mechanisten dürfen wir keine Schöpfungen benutzen«, sagte Deryn. »Aber warum muss so ein Läufer aussehen wie ein Tier?«
    »In der Diplomatie sind Symbole von großer Bedeutung«, erklärte Dr. Barlow. »Elefanten verkörpern Königswürde und Macht; der Legende nach hat ein Elefant Mohammeds Geburt geweissagt. Die Kriegsmaschinen des Sultans sind in gleicher Form gestaltet.«
    »Sehen hier alle Läufer wie Tiere aus?«, wollte Newkirk wissen.
    »Die meisten, ja«, antwortete Dr. Barlow. »Unsere osmanischen Freunde sind vielleicht Mechanisten, aber trotzdem haben sie das Geflecht des Lebens nicht vergessen, das uns umgibt. Aus diesem Grund hege ich auch noch Hoffnung für sie.«
    Deryn runzelte die Stirn und dachte einen Moment lang über die geheimnisvollen Eier im Maschinenraum nach. Welchen symbolischen Wert wohl die Schöpfungen darin haben mochten?
    Aber für solche Überlegungen hatte sie jetzt keine Zeit mehr. In diesem Moment erreichte der Metallelefant die Luftschiffgondel und blieb in einem Abstand stehen, der mit einer Gangway zu überbrücken war.
    »Stellen Sie sich jetzt bitte nicht dumm an, Gentlemen«, sagte Dr. Barlow. »Wir wollen schließlich unseren Elefanten nicht verpassen.«
    »Übergang zum Unerschrockenen. «

11. Kapitel
    Der Howdah, wie der Botschafter die Plattform des Unerschrockenen nannte, fühlte sich ein wenig an wie ein kleines Boot auf dem Meer. Mit den Schritten des Elefanten schaukelte er hin und her, doch ließ sich die gleichmäßige Bewegung leicht vorausahnen. Davon jedenfalls wurde Deryn nicht seekrank.
    Was natürlich nicht für Newkirk galt.
    »Ich verstehe überhaupt nicht, warum wir mit diesem Apparat unterwegs sein müssen«, beschwerte er sich, während sein Gesicht bei jedem Schritt blasser wurde. »Wir sind schließlich bei den Fliegern und nicht bei den Elefantenreitern!«
    »Und zum diplomatischen Korps gehören wir auch nicht«, murmelte Deryn.
    Von dem Augenblick an, in dem sie dem Botschafter und seinen Assistenten vorgestellt worden waren, hatte man die beiden Kadetten ignoriert. Man unterhielt sich auf Französisch mit Dr. Barlow, eine Dummheit, die ihresgleichen suchte, weil sie schließlich alle Engländer waren, aber so war das nun einmal mit der Diplomatie. Und so weit Deryn es verstand, sprach niemand über neue Vorräte.
    Sie fragte sich, wie der Unerschrockene den Proviant zur Leviathan schaffen sollte, den das Luftschiff brauchte. Auf dem Howdah war nicht sehr viel Platz und überall hingen Seidenstoffe und Troddeln im Weg. Kisten konnte man damit kaum transportieren. Die Maschine könnte vielleicht einen Schlitten oder einen Karren ziehen wie ein echter Elefantiner, überlegte sie, doch zu sehen war kein derartiges Gefährt. Vielleicht mussten sie zunächst zum Großen Basar.

    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, junge Herren?«
    Deryn wandte sich um. Der Mann, der sie aus ihren Gedanken gerissen hatte, war nicht so vornehm gekleiet wie die Diplomaten. Genau genommen trug er ausgesprochen unordentliche Klamotten. Seine Jacke hatte Flicken auf den Ellbogen, dazu saß ein formloser Schlapphut auf seinem Kopf.
    Eine klobige Kamera hing ihm um den Hals und auf seiner Schulter hockte ein Ochsenfrosch.
    Der Botschafter hatte den Mann als Reporter einer New Yorker Zeitung vorgestellt. Vermutlich redete er deswegen mit diesem eigenartigen Akzent, weil er Amerikaner war.
    »Fragen Sie besser Dr. Barlow, Sir«, antwortete Newkirk. »Kadetten ist es nicht gestattet, eine eigene Meinung zu haben.«
    Der Mann lachte, beugte sich vor und sagte leise: »Dann eben mal ganz inoffiziell. Gibt es einen speziellen Grund, warum Ihr Luftschiff hier in Istanbul ist?«
    »Lediglich zu einem Freundschaftsbesuch.« Deryn deutete mit dem Kopf auf den Botschafter. »Diplomatie und solcher Kram.«
    »Ach«, meinte der Mann und zuckte mit den Schultern. »Und ich dachte schon, es hätte mit den vielen Deutschen zu tun, die sich hier in letzter Zeit herumtreiben.«
    Deryn zog eine Augenbraue hoch und betrachtete den Ochsenfrosch. Der schien das große Hirn eines Speicherfrosches zu besitzen.

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