Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Jacke?«
    »Leider muss ich Ihnen sagen, dass ich keine Ahnung habe, was es ist.« Alek räusperte sich. »Aber es hat sich ganz brav benommen, solange ich nicht versucht habe, es allein zurückzulassen.«
    »Sie haben es mitgenommen?« Volger beugte sich vor. »Nur für den Fall, dass es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein sollte, Hoheit, wir unternehmen gerade den Versuch, vom Luftschiff der Darwinisten zu fliehen. Wenn Sie jetzt eine von deren Abscheulichkeiten bei sich tragen, seien Sie doch so freundlich und werfen Sie das Vieh über Bord!«
    Alek packte die Webeleinen fester. »Ganz sicherlich nicht, Graf. Erstens würde das Tier auf dem Weg nach unten schrecklichen Lärm machen …«
    Volger stöhnte leise und öffnete die Fäuste. »Nun gut. Falls es zum Kampf kommt, könnten wir es als Geisel einsetzen.«
    Alek nickte und knöpfte seine Jacke auf. Das Tier steckte den Kopf heraus.
    Schaudernd wandte sich Volger ab. »Sorgen Sie nur dafür, dass es ruhig bleibt, sonst übernehme ich das persönlich. Nach Ihnen, Hoheit.«
    Alek machten sich in Richtung Bug auf und die anderen folgten ihm schweigend. Sie kletterten knapp oberhalb des Bauchs des Luftschiffs an den Webeleinen entlang, die vom Gewicht der fünf Männer und ihres Gepäcks nach unten gezogen wurden. Es ging langsam voran, und seinem Gesicht nach musste der arme alte Klopp Todesängste ausstehen, doch wenigstens waren sie an dieser Stelle nicht vom Rückgrat zu entdecken.
    Als sich das Neugeborene hin und her wand, öffnete Alek die obersten Knöpfe der Jacke. Es krabbelte heraus auf seine Schulter und kniff im Wind die Augen zusammen.
    »Pass gut auf!«, flüsterte Alek. »Und sei still.«
    Das Tier wandte sich ihm mit gelangweilter Miene zu, als würde Alek etwas verlangen, das offensichtlicher nicht sein konnte.
    Bald wimmelte es überall von Flechet-Fledermäusen.
    Der Bug des Luftschiffes war von ihnen übersät – ein Getümmel von kleinen schwarzen Gestalten, die leise Schnalzlaute ausstießen. Dylan hatte Alek erklärt, dieses Klicken erzeuge ein Echo, mit dem die Geschöpfe im Dunkeln »sehen« könnten. Augen besaßen sie ebenfalls: Tausend glitzernde Perlen bewegten sich hinter Alek her. Gleichgültig, wie vorsichtig er kletterte, die Fledermäuse flatterten immer wieder auf. Genauso gut hätte er versuchen können, unten am Boden durch einen Schwarm Tauben zu schleichen.
    »Warum beobachten sie uns so aufmerksam?«, flüsterte Klopp.
    »Sie glauben, wir wollten sie füttern«, sagte Alek. »Dylan füttert die Fledermäuse immer nachts.«
    »Das heißt, sie haben Hunger ?«, fragte Klopp, auf dessen Gesicht im Mondlicht Schweißperlen glänzten.
    »Keine Sorge. Die fressen nur Feigen«, erklärte Alek und behielt die Sache mit den Metallnägeln für sich.
    »Freut mich zu hören …«, setzte Klopp an, aber plötzlich flatterte eine Fledermaus gegen ihn. Als das Tier an seinem Gesicht vorbeijagte, rutschte er mit den Stiefeln von den Webeleinen ab.
    Klopp fand zwar sofort wieder Halt und klammerte sich an die Seile, aber sein großer Körper schwang in die Seite der Luftschiffmembran, die daraufhin in alle Richtungen aufwallte. Um sie herum stiegen Fledermäuse in die Luft auf, und statt zu schnalzen, kreischten sie jetzt.
    Alek packte Klopp am Handgelenk, während der Mann versuchte, die Füße wieder auf die Leinen zu setzen. Einen Moment später befand er sich wieder in Sicherheit, nur die Unruhe setzte sich fort: Als wäre ein Stein in einen Teich gefallen, breitete sich eine Woge aufsteigender Fledermäuse aus.
    Damit wären wir dann wohl erledigt, schoss es Alek durch den Kopf.
    Das Tier auf seiner Schulter hob den Kopf und grub die Krallen schmerzhaft in Aleks Schulter. Es gab ein leises Schnalzen von sich, den Laut, den die Fledermäuse zuvor erzeugt hatten.
    »Bringen Sie das Vieh zum –«, zischte Volger, aber Alek winkte ab.
    Die Fledermäuse ließen sich wieder nieder. Das Kreischen hörte auf, der Teppich dunkler Gestalten kam auf der Haut des Luftschiffs zur Ruhe.
    Das Tier verstummte und blickte Alek aus großen Augen an.
    Er erwiderte den Blick. Hatte dieses Wesen, was auch immer es sein mochte, vielleicht gerade die Flechet-Fledermäuse zum Verstummen gebracht?
    Vielleicht … zufällig. Möglicherweise ahmte es andere Wesen nach, so wie die Boteneidechsen. Nur hatte dieses Tier dazu kein Abrichten und keinen Unterricht gebraucht. Aber vielleicht war das ja bei allen Darwinisten-Schöpfungen so.
    »Weiter«,