Behemoth - Im Labyrinth der Macht
natürlich begleiten. Aber irgendwer muss sie aufhalten. Hoffmann und ich stellen immerhin auch eine Chance für sie dar, dass ihr Luftschiff fliegen kann, vorausgesetzt, sie behandeln uns nicht zu feindselig.«
»Aber ich kann nicht …« Alek schluckte.
»Fertig, Hoheit«, sagte Bauer.
»Los, jetzt«, forderte ihn Volger auf und reichte seine Tasche Klopp, der durch das Loch stieg. Die Wasserstoffschnüffler und Männer, die sie verfolgten, warfen im Licht des Scheinwerfers riesige Schatten.
»Aber Volger!« Alek ballte die Hände zu Fäusten. »Ohne Sie schaffe ich das nicht! Nichts von all dem!«
»Ich fürchte, Sie müssen.« Volger salutierte mit seinem Säbel. »Auf Wiedersehen, Alek. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Vater stolz auf Sie wäre!«
»Aber mein Vater ist tot … und Sie sind es nicht.«
»Kommen Sie, Hoheit.« Bauer packte seinen Arm. Alek versuchte, sich loszureißen, doch der Mann war größer und stärker. Alek wurde gegen seinen Willen durch das Loch im Zaun gezogen, seine Jacke verfing sich im Stacheldraht, das Tier auf seiner Schulter duckte sich und heulte wie ein Wasserstoffschnüffler auf der Jagd.
»Mut jetzt!«
Einen Moment später waren sie zwischen Bäumen im Dunkeln und Klopp schnaufte ihnen voraus. Korporal Bauer zerrte ihn mit sich voran und murmelte deswegen eine Entschuldigung. Schon bald verschluckte der Wald jeden Kampflärm und der Suchscheinwerfer war durch das Laub kaum noch zu erkennen. Auch das Geheul der Schnüffler blieb hinter ihnen zurück. Die Kampffalken mussten wegen der dicken Äste höher fliegen.
Die drei preschten tiefer in den Wald hinein, bis alles um sie herum von Schwärze aufgesogen wurde. Alek sah nur noch die hellen Punkte vom Suchlicht, die sich in seine Netzhaut eingebrannt hatten. Plötzlich hörten alle Geräusche hinter ihnen auf.
Volger würde jetzt in Verhandlungen treten und Hoffmann und sich selbst im Austausch für die Freiheit der anderen anbieten. Die Darwinisten hatten keine große Wahl. Wenn sie sich mit Gewalt durch den Zaun schlugen, riskierten sie es, ihren letzten Ingenieur und seinen Dolmetscher zu töten.
Alek wurde langsamer. Graf Volgers Plan hatte perfekt funktioniert.
Bauer packte ihn fester. »Bitte, Hoheit. Wir können nicht umkehren.«
»Natürlich nicht.« Alek riss sich los und blieb stehen. »Aber wir müssen nicht so hetzen, es sei denn, unser armer alter Klopp soll einen Herzanfall bekommen.«
Klopp widersprach nicht. Er blieb stehen, stemmte die Hände auf die Knie und keuchte. Alek schaute zurück und lauschte nach Verfolgern – nichts. Nicht einmal ein Vogel am Himmel.
Endlich war er frei und doch hatte er sich nie so allein gefühlt.
Prinz Aleksandar wusste, was sein Vater gesagt hätte. Es war an der Zeit, dass er den Befehl übernahm.
»Haben wir irgendetwas zurückgelassen?«
Bauer zählte rasch die Taschen. »Funkgerät, Werkzeuge, Goldbarren – wir haben alles, Hoheit.«
»Das Gold …«, sagte Alek und fragte sich, wie sehr der Rest seines väterlichen Vermögens sie aufgehalten hatte. Diese zusätzlichen Minuten hätte er gern gegen Volgers Opfer eingetauscht.
Aber für Selbstmitleid war keine Zeit, genauso wenig wie für sinnlose Wünsche.
»Und dies hier auch«, fügte Klopp hinzu und zog ein ledernes Schriftrollenfutteral aus der Jacke. Darauf prangten die gekreuzten Schlüssel des päpstlichen Siegels. »Er hat gesagt, von jetzt an sollten Sie selbst darauf aufpassen.«
Alek starrte die Schriftrolle an. Es war ein Brief vom Papst, der Alek als Erben der Titel und Ländereien seines Vaters bestätigte, obwohl das dem Wunsch seines Großvaters, des Kaisers, widersprach. Es war nicht zu leugnen, dass Alek dadurch zum Thronfolger von Österreich-Ungarn wurde. Aus genau diesem Grund jagten die Deutschen ihn. Eines Tages würde er möglicherweise über die Macht verfügen, diesen Krieg zu beenden.
Er schloss die Finger um das Futteral. Bislang, so wurde ihm klar, hatte er die Aufbewahrung des Briefes immer Volger anvertraut. Jetzt musste er selbst Sorge für sein Schicksal tragen.
Er steckte das Etui in eine Tasche und knöpfte sie zu. »Sehr gut, Klopp. Darf ich Ihnen Volgers Tasche abnehmen?«
»Nein, junger Herr«, keuchte der Angesprochene. »Das schaffe ich schon.«
Alek streckte die Hand aus. »Ich fürchte, ich muss darauf bestehen. Sie sind sonst zu langsam.«
Klopp zögerte. Dies war der Augenblick, in dem er für gewöhnlich den Wildgraf angesehen und still um Zustimmung
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