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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Sie hatte Deryn befohlen, sich gut auf dem Schiff umzuschauen, doch bei ihrer Rückkehr mit leeren Händen hatte sie nur gelächelt.
    Mochte einer diese Eierköpfe verstehen!
    Als Deryn in ihre Kabine gewankt war, hatte es bereits gedämmert – und damit rief schon wieder die Pflicht. Und um alles noch schlimmer zu machen, hatte ihr erster Befehl darin bestanden, dem Mann Frühstück zu bringen, der für das ganze Durcheinander verantwortlich war.
    Vor Graf Volgers Kabine stand eine Wache. Der Mann wirkte so müde, wie Deryn sich fühlte, und starrte hungrig auf das Tablett mit Toast, Tee und gekochten Eiern.
    »Soll ich für Sie klopfen, Sir?«, fragte er.
    »Aye, es steht Ihnen frei, den werten Grafen zu wecken«, sagte Deryn. »Wo er uns die ganze Nacht auf Trab gehalten hat.«
    Der Mann nickte und trat kräftig an die Tür.
    Kurz darauf öffnete Volger und sah aus, als wäre auch er nicht ins Bett gekommen. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und seine Reithose war mit Schmutz vom Landeplatz besprenkelt.
    Der Blick, den er auf das Tablett warf, sprach von Hunger, und er trat zur Seite. Deryn fiel auf, dass der Säbel und die meisten Papiere fehlten. Die Offiziere mussten den Raum nach der Flucht durchsucht haben.
    »Frühstück für den zum Tode Verurteilten?«, fragte Volger und schloss die Tür.
    »Gewiss wird man Sie nicht hängen, Sir. Jedenfalls heute noch nicht.«
    Volger lächelte und schenkte sich Tee ein. »Haben die Darwinisten mir schon verziehen?«
    Deryn verdrehte die Augen. Volger wusste, wie unersetzlich er war. Dr. Barlow sprach vielleicht die Sprache der Mechanisten, doch kannte sie bestimmt nicht die richtigen Ausdrücke für die mechanischen Teile. Und bestimmt würde sie ihre Zeit nicht in einer Triebwerksgondel verbringen. Volger musste anständig behandelt werden, solange man Hoffmann zur Bedienung der Motoren brauchte.
    »Ich würde nicht sagen, dass man Ihnen verziehen hat«, antwortete Deryn. »Vor Ihrer Tür steht zum Beispiel Tag und Nacht eine Wache.«
    »Also, demnach bin ich Ihr Gefangener, Mr Sharp.« Volger zog den Stuhl am Schreibtisch hervor und setzte sich. Dann deutete er auf eine leere Tasse auf der Fensterbank. »Tee?«
    Deryn zog eine Augenbraue hoch. Der werte Herr Graf bot ihr , einem rangniedrigen Kadetten, eine Tasse Tee an? Vom aromatischen Duft aus der Kanne war ihr bereits das Wasser im Mund zusammengelaufen. Nach dem Chaos in der Nacht und angesichts der bevorstehenden Beschaffung von Vorräten mochte es noch Stunden dauern, bis sie frühstücken konnte.
    Eine schnelle Tasse Tee mit Milch war besser als gar nichts.
    »Danke, Sir. Nehme ich gern an.« Deryn holte sich die Tasse. Sie war aus feinem Porzellan, leicht wie ein Kolibri, und darauf prangte in Gold Aleks Wappen: der mechanische Adler. »Haben Sie dieses hübsche Porzellan die ganze Zeit seit Österreich dabei?«
    »Die Reise in einem Sturmläufer hat den Vorteil, dass man viel Platz für Gepäck hat.« Volger seufzte. »Allerdings haben Sie da, befürchte ich, das letzte Stück. Es ist zwei Jahrhunderte alt. Bitte lassen Sie es nicht fallen.«
    Deryn riss die Augen auf, während der Wildgraf einschenkte. »Ich werde mich redlich bemühen.«
    »Milch?«
    Stumm nickte sie und setzte sich. Mit Graf Volger war irgendeine Wandlung vorgegangen. Er war immer mit düsterer Miene durch das Schiff geschlichen und hatte die Tierchen böse angestarrt. Heute Morgen dagegen wirkte er beinahe … nett .
    Deryn nippte an ihrem Tee. Die Wärme breitete sich angenehm in ihr aus. »Sie haben aber gute Laune«, sagte sie. »In Anbetracht der Umstände.«
    »In Anbetracht der Umstände, dass meine Flucht verhindert wurde?« Volger starrte aus dem Fenster. »Schon seltsam, nicht? Heute Morgen fühle ich mich so unbeschwert, als hätten sich all meine Sorgen verflüchtigt.«
    Deryn runzelte die Stirn. »Sie meinen, weil Alek entkommen konnte und Sie nicht?«
    Volger rührte seinen Tee um. »Ja, daran liegt es vermutlich.«
    »Das ist aber ziemlich selbstsüchtig, oder?«, sagte Deryn. »Der arme Alek ist da draußen auf der Flucht, während sie hier in Sicherheit sitzen und Tee aus einer hübschen Tasse trinken.«
    Volger hob seine Tasse mit dem Emblem der Leviathan an. »Ihre ist vielleicht hübsch. Meine ist eher schlicht.«
    »Zum Teufel mit Ihrer brüllenden Teetasse!«, schrie Deryn, plötzlich wütend. »Sie sind glücklich , weil Alek weg ist!«
    »Glücklich, dass er nicht mehr an Bord dieses Schiffes ist?« Der

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