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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Service und nicht einfach nur ein verrückter blinder Passagier war. Und wenn man sie ohne Kadettenuniform fern von ihrem Schiff voller Tierchen gleich als Mädchen erkannte?
    Und angenommen, sie schaffte es zur Leviathan zurück, was würde passieren, wenn Volger die Flucht nicht gelungen war? Er konnte jederzeit mit einem einzigen Wort ihre gesamte Fliegerlaufbahn beenden.
    Trotzdem war es keiner dieser Gründe, der am Ende ihre Entscheidung maßgeblich beeinflusste. Alek hatte sich in dieser Stadt versteckt und er brauchte Hilfe. Vielleicht war es verrückt, alles für einen brüllenden Prinzen zu riskieren, für einen Jungen, der nicht einmal ahnte, dass sie ein Mädchen war. Aber sie war nicht verrückter als Alek, der über einen Gletscher gewandert war, um einem verwundeten feindlichen Luftschiff zu helfen. Oder?
    Als sich das Wasser in eine schwarze Fläche verwandelt hatte und der Himmel vom Licht der Stadt schimmerte, verließ Deryn ihr Versteck. Sie stopfte die gestohlene Uniform in ihren Taucheranzug und schlich zum Bug. Nachdem sie über das Schandeck geklettert war, hangelte sie sich an der Ankerkette nach unten und ließ sich ohne das leiseste Klatschen ins Wasser gleiten.
    Im Schatten unter einem langen Pier krabbelte sie an Land. Auch nachts arbeiteten Männer und Läufer im geschäftigen Hafen und huschten unter riesigen mechanischen Armen hin und her. Rauch stieg aus Auspuffrohren auf, wo Fracht von den Schiffen geladen wurde. Scheinwerfer erzeugten harte schwarze Schatten, die zuckten und tanzten.
    Deryn verkroch sich in einem Labyrinth gestapelter Kisten und Metallteile und fand rasch eine dunkle Stelle, wo sie den Spottiswoode-Anzug ausziehen konnte. Als sie die geliehene deutsche Seemannskleidung überzog, ärgerte sie sich einen Micker lang – vom Offizier im Air Service zum einfachen Seemann degradiert! Und wenn die Osmanen sie erwischten, während sie nicht ihre richtige Uniform trug, würden die sie ganz bestimmt als Spionin hängen.
    Der Taucheranzug musste verschwinden, also stopfte Deryn alles außer den Stiefeln und ihrem Taklermesser in eine hohe Spule mit Kupferdraht. Die meisten Hafenarbeiter würden kaum wissen, was sie von dem Durcheinander aus Schildkrötenpanzer und Salamanderhaut halten sollten, und vermutlich annehmen, hier sei eine Meerjungfrau an Land gekommen.
    Es fiel ihr leicht, sich zwischen den endlosen Kistenstapeln zu verstecken – hier wurden genug mechanische Teile gelagert, um Istanbul von Grund auf neu aufzubauen, dachte sie. Alles war auf Deutsch beschriftet.
    Deryn schlich auf die Lichter der Stadt zu, in der Hoffnung, etwas zu essen und zu trinken zu finden. Am Ende des Labyrinths stand sie jedoch plötzlich vor einem Maschendrahtzahn. Er war gut sechzehn Fuß hoch und oben glitzerten drei Spiralen Stacheldraht. Das einzige Tor war mit einer dicken Kette verschlossen.
    »Na typisch«, murmelte Deryn. Sie war ausgerechnet in einem geheimen, gut gesicherten Teil des Hafens an Land gegangen.
    Das Einfachste wäre vielleicht gewesen, wieder ins Wasser zu gehen und an einer anderen Stelle an Land zu kommen, aber Deryn war vom Hunger geschwächt. Allein beim Gedanken an das kalte, dunkle Wasser schauderte es sie schon. Was war überhaupt so wichtig an diesen Bauteilen? Während sie am Zaun entlangschlich und nach einem unverschlossenen Tor suchte, schaute sie sich die Sachen genauer an.
    Es waren nicht nur mechanische Teile, sondern auch elektrische. Es gab riesige Rollen aus isolierendem Gummi, eine Reihe Batterien in großen Glasbehältern, ganz ähnlich den voltaischen Zellen, die an Bord der Leviathan für die Suchscheinwerfer benutzt wurden. Nur hatten diese die Größe von Toilettenhäuschen! Deryn erinnerte sich an die Turbinenblätter an Bord des Frachtschiffes. Bauten die Deutschen irgendwo in Istanbul ein Kraftwerk?
    Sie hörte Stimmen und drückte sich in den Schatten. Da kam ein Dutzend Männer und einer von ihnen klingelte mit einem Schlüsselbund in der Hand. Perfekt: Die wollten das Gelände verlassen.
    Deryn schlich hinter ihnen her zu einem breiten Tor im Zaun, durch das ein Weg in die Dunkelheit führte. Als der Anführer aufschloss, stellten sich die Männer nebeneinander davor auf. Sie zogen es auf und Metall kratzte über das Pflaster.
    Jenseits des Zaunes wartete etwas Großes und Rastloses, das in der kalten Nachtluft schnaufte und dampfte. Dann bewegte es sich und ein Koloss von Maschine rollte langsam in Deryns Blickfeld. Der Motor ganz

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