Beherrsche mich - Erotischer Roman
statt bei der Arbeit zu sein, fühlte Laura sich seltsam taub.
Irgendwann stand sie schließlich auf, konnte sich aber nur zu ein paar unnützen Verrichtungen aufraffen. Wieder und wieder dachte sie an Christopher Drake. Sie verfluchte ihn und fragte sich gleichzeitig, was sie wohl für Chancen hatte, jetzt noch einen Job zu bekommen. Selbst wenn sie eine andere Firma einstellen sollte, so war die Schaltanlagen-Branche doch so klein, dass sie überall als das Mädchen gelten würde, das sexuelle Gefälligkeiten für eine Unterschrift angeboten hatte. Und in anderen Branchen würde sie ohne Fachwissen oder entsprechende Referenzen auch große Schwierigkeiten haben.
Charles hatte vorgeschlagen, sie solle ihre Wohnung aufgeben und bei ihm einziehen. Er hatte die Idee so beiläufig geäußert, dass es eigentlich die naheliegendste Lösung zu sein
schien. Und Laura fand die Vorstellung auch durchaus reizvoll. Aber während es sowohl erstrebenswert als auch erregend war, ihre sexuelle Unabhängigkeit aufzugeben, so war es doch weitaus schwerer, auf ihre finanzielle Unabhängigkeit zu verzichten. Wenn sie das täte und ihren Vertrag unterschriebe, würde sie voll und ganz ihm gehören und die Preisgabe ihrer Unabhängigkeit würde sofort zur Realität werden.
Laura hatte Charles mitgeteilt, dass sie Zeit zum Nachdenken brauchte, bevor sie ihm eine endgültige Antwort geben konnte, und ihr Meister hatte diese Bitte mit derselben vernünftigen Ruhe hingenommen, mit der er auch alles andere anging. Doch jetzt, da sie nichts weiter zu tun hatte, außer nachzudenken, stellte Laura schnell fest, dass sie ihre emotionalen Bedürfnisse unmöglich von der unbarmherzigen Realität ihrer Situation trennen konnte. Zwar würde der Verkauf der Wohnung ihr eine Zeit lang über die Runden helfen, aber das spielte genauso wenig eine Rolle wie die Klausel, dass sie ihre geschäftlichen Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen durfte. Laura wusste genau, wenn sie den Vertrag erstmal unterschrieben hatte, wäre ein Job das Letzte, was sie wollte. Ganz zu schweigen davon, irgendeinem anderen Mann außer Charles zu unterstehen.
Um sich ein wenig aufzuheitern, versuchte sie an das kommende Wochenende zu denken. Doch bevor sie nicht irgendwie über die Aktion von Christopher Drake hinweggekommen war, würde es ihr ganz sicher nicht gelingen, das Zusammensein mit Charles zu genießen oder das Gefühl absoluter Freiheit wiederzubeleben, das ihr so sehr gefallen hatte. Außerdem würde sie diesmal Smudge mitnehmen müssen. Mrs. Phipps hatte recht vehement darauf hingewiesen, dass es eindeutig über gute Nachbarschaft hinausginge, vier Wochenenden hintereinander die Hundesitterin zu spielen.
Charles war sehr tierlieb, doch er würde ihr sicher nicht den Hintern versohlen können, ohne dass es lautstarke Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Die Vorstellung, dass Smudge sich in ihre Sessions einmischen könnte, zauberte für kurze Zeit ein Lächeln auf ihr Gesicht. Doch schon bald war sie wieder am Grübeln und wandte sich schließlich ihrem Buch Die barbarische Banditenbande zu, um sich mit der Wildnis Nordafrikas und den Abenteuern der Heldin, Olivia Silverthorn, abzulenken. Olivia war ein bisschen lebhafter als Evangeline Tarrington, denn statt voller Stolz und Groll auf den Helden zu warten, wurde sie selbst aktiv. Auf der anderen Seite schien der Held, Daniel Lock, ein ziemlicher Versager zu sein. Denn trotz nicht gerade unerheblicher Provokationen durch Olivia, hatte er sie auf fast hundert Seiten bisher noch nicht einmal übers Knie gelegt. Und die arabischen Sklavenhändler waren auch nicht viel besser gewesen. Sie schienen mehr an der Zartheit ihrer Haut und der Gesundheit ihrer Zähne interessiert gewesen zu sein, anstatt wenigstens vorsorglich zu versuchen, der Heldin den Hintern zu versohlen. Aber jetzt, da Olivia für drei Kamele und eine Ziege verkauft worden war, würde ihr neuer Besitzer, Hasan Hasan, ja vielleicht wissen, wie man mit der Heldin eines abenteuerlichen Liebesromans umzugehen hatte.
… und neben seiner letzten Ziege stand Hasan Hasan. Allein der Anblick seiner körperlichen Erscheinung zwang Olivia, eine ihrer zarten Hände zur Rosenknospe ihres Mundes zu führen. Mürrisch und hager stand der zwei Meter große Mann da. Sein Körper war von den Entbehrungen des Wüstenlebens ausgemergelt und von den Messerstichen alter, längst gefallener Feinde gezeichnet. Seine dünnen Schenkel waren nur von einem kleinen
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