Beherrsche mich - Erotischer Roman
den Bildschirm ihres Rechners. Plötzlich fiel ihr ein, wie Hugo de Montvilliers das »Menschliche Chamäleon« in Der Marquis von Montauch aus seinem Versteck gejagt hatte, indem er ihm das Dach über dem Kopf anzündete. Sie würde also einfach den Controller in Brand stecken - natürlich nur im übertragenen Sinne. Er war schließlich ein Mann. Und ganz offensichtlich einer, der sehr scharf auf sie war. Also musste es doch irgendwie möglich sein, seine Unerschütterlichkeit ins Wanken zu bringen. Sie nickte selbstvergessen und tippte ihre Antwort ein. Es tut mir sehr leid, Sir. Morgen werde ich
Strümpfe mit Strumpfbandhalter tragen. Und als Bestrafung werde ich das Höschen weglassen.
Als Laura die Nachricht zu Ende getippt hatte, zögerte sie noch kurz, schickte sie dann aber doch ab, bevor sie erneut von Zweifeln übermannt werden konnte. Das Ganze war ein guter Plan und schließlich musste sie das Höschen ja nicht wirklich weglassen. Es reichte auch, wenn er nur dachte, dass sie unter ihrem Rock nichts trug. Der Mann, der einem Mädchen nicht unter den Rock schaute, wenn er darunter nacktes Fleisch vermutete, musste erst noch geboren werden.
Als ihr bewusst wurde, dass der Absender jetzt annehmen musste, sie wäre an ihm interessiert, wurde Laura von einer gewissen Nervosität gepackt. Sie war so gut wie sicher, dass er jeden Moment auf sie zukommen würde und stellte sich schon vor, wie ein lechzender Brian sie ungeschickt anmachte. Doch nichts passierte. Nicht einer der Mitarbeiter verhielt sich auch nur ansatzweise auffällig. Es war ein paar Minuten vor Feierabend, und gerade als sie gehen wollte, traf eine weitere Nachricht ein. Zieh es jetzt schon aus.
Die Worte versetzten ihr einen emotionalen Schlag, der auch der hypersensibelsten ihrer literarischen Heldinnen zur Ehre gereicht hätte. Der Satz war ein Befehl, und der Impuls, diesem Befehl zu gehorchen, war so groß, dass sie ihre Hände am liebsten schon in das Bündchen ihres Slips gesteckt hätte. Sie schloss die Augen. Sie sagte sich, dass sie jetzt eine Beziehung hatte. Und selbst wenn sie ungebunden gewesen wäre, war es ganz sicher nicht richtig, vor einem Fremden ihr Höschen auszuziehen. Doch da war auch noch eine andere Stimme in ihrem Kopf, die sagte, dass es schon nicht schaden konnte und sicher großen Spaß machen würde. Außerdem würde es aus der langweiligen Routine der Heimfahrt eine aufregende Reise machen.
Die Mail wies indirekt auch darauf hin, dass er wissen würde, ob sie ihm gehorcht hatte. Und das hieß, dass er sie beobachtete oder zumindest damit rechnete, sie heute noch zu sehen. Vor Mr. Henderson konnte sie ihr Höschen schlecht ausziehen. Also musste Laura auf die Toilette gehen. Sehr wahrscheinlich würde er das beobachten wollen und gab ihr damit eine Chance, ihn auf frischer Tat zu ertappen - was genau die Entschuldigung darstellte, derer sie bedurfte, um es tatsächlich zu tun. Es sei denn natürlich, er beobachtete sie ohnehin schon. Wenn ja, dann genoss er ganz bestimmt den verwirrten Zustand, in dem sie sich jetzt befand. Laura warf einen weiteren forschenden Blick hinüber zu Mr. Henderson, doch der saß noch immer total unverdächtig an seinem Schreibtisch.
Sie stand auf und gab sich auf dem Weg zur Tür alle Mühe, ihre Nervosität zu verbergen. Doch kurz bevor sie das Büro verlassen konnte, hörte sie die Stimme ihres Chefs hinter sich - kühl, ruhig und auch ein bisschen trocken.
»Wo soll’s denn hingehen, Laura?«
Sie schnellte herum und stammelte eine kaum verständliche Antwort. Jetzt war sie so gut wie sicher, dass er es war.
»Ich, äh … Also, ich … Ich meine, ich muss …«
»Ist alles in Ordnung, Laura?«
»Ich … ich muss nur mal kurz in den Waschraum. Es sei denn, Sie möchten …«
»Oh, ich verstehe. Verzeihung. Ich dachte schon, Sie wollten heute früher los. Gehen Sie nur.«
»Ja, Sir.«
Laura drehte sich wieder zur Tür, um ihr knallrotes, verlegenes Gesicht zu verbergen. Sie war kurz davor gewesen, etwas Schreckliches vorzuschlagen, als er sie unterbrochen hatte - nämlich vor seinen Augen ihr Höschen auszuziehen.
Sie wäre nicht in der Lage gewesen, sich zusammenzureißen. Der Schock über das, was sie als Eingeständnis von ihm betrachtete, der Absender der E-Mails zu sein, hatte sie zu sehr geschwächt, um klar denken zu können. Erst in letzter Sekunde hatte sein nächster Satz sie davon abgehalten.
Und doch kam er immer noch als Verdächtiger infrage. Vielleicht
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