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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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Mit den Blumendrucken, den Spitzengardinen und den pastellfarbenen Damastsofas wirkte ihr Büro eher wie ein Salon als eine Detektei.
    Â»Ehrlich gesagt, nein«, erwiderte Guido unschlüssig. »Bei drei Kindern, meiner Arbeit und meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen kommt unsere Beziehung oft zu kurz. Léonie ist eine hingebungsvolle Mutter, in der Firma unersetzlich, und sie leitet geschickt den Haushalt. In den wenigen Stunden, die wir für uns haben, ist sie auch eine hervorragende Ehefrau. Sie liebt meine Eltern, wie sie auch schon meine Großeltern geliebt hat. Im Grunde ist sie perfekt.«
    Â»Ein Grund mehr, dass ich Sie fragen muss, ob Sie von uns wirklich die Wahrheit erfahren wollen. Denn unsere Aufgabe besteht darin, heimlich durchs Schlüsselloch zu schauen, anstatt den Betroffenen die Gelegenheit für eine plausible Erklärung zu geben.«
    Â»Ich fürchte, ich wage es nicht, mit ihr darüber zu reden«, gab Guido zu.
    Â»Auch das kann ich verstehen«, erwiderte Signora Ponzani. Dann lächelte sie ihm ermutigend zu und sagte: »Meine Leute werden Ihre Frau für ein paar Wochen beschatten. In einem Monat sage ich Ihnen, was wir herausgefunden haben.«
    Der Monat war schnell vergangen, und erneut saß Guido der Frau in der Detektei gegenüber.
    Â»Die Signora hat den zweiundzwanzigsten Dezember tatsächlich teilweise im Hôtel du Lac in Varenna verbracht«, leitete Antonella Ponzani die Ergebnisse ihrer Ermittlungen ein. »Mit einem Herrn aus Marseille, also mit einem Landsmann von ihr … Doch danach haben sich die beiden nicht mehr gesehen, und ihre wenigen Ortswechsel lassen keinerlei Verdachtsmomente zu. So gesehen ist wohl eher zu bezweifeln, dass es sich bei dem Franzosen um ihren Liebhaber handelt. Vielleicht ist es ein Verwandter. Wollen Sie, dass wir weitere Nachforschungen über diesen Roger Bastiani anstellen?«
    Â»Ich möchte, dass Sie meine Frau auch weiterhin beschatten.«
    Â»Eine Frau mit einer heimlichen Affäre benimmt sich anders, glauben Sie mir. Ich spreche da aus Erfahrung.«
    Â»Versuchen Sie nicht, mich von meinem Entschluss abzubringen. Machen Sie weiter. Benachrichtigen Sie mich nur, wenn Sie etwas entdeckt haben.«
    Nachdem er einen Scheck über einen hohen Betrag ausgestellt hatte, sagte er: »Ich bin mir beinahe sicher, dass Sie doch etwas finden werden.«
    An diesem Tag stritt er heftig mit Léonie. Die Eifersucht machte ihn äußerst besitzergreifend, und nach einigen Tagen wurde sie unwillig.
    Als er sie eines Abends erneut bedrängt hatte, fragte sie: »Was willst du mir damit eigentlich beweisen?«
    Guido, der mit einem solch strengen Tonfall nicht gerechnet hatte, sagte: »Dass ich dich begehre.«
    Â»Es liegt zu viel Wut in deinem Begehren.«
    Â»Könnte es vielleicht etwas damit zu tun haben, dass du mich nicht ebenso begehrst?«, provozierte er sie.
    Â»Das mit Sicherheit! Wenn du mich weiterhin so bedrängst, werde ich bei den Kindern schlafen. Wie ein Tier fällst du über mich her. So als wolltest du mir etwas beweisen, mir deine Männlichkeit demonstrieren. Das mag ich nicht, so etwas gefällt keiner Frau!«, verkündete sie schroff, verließ das Bett und flüchtete sich ins angrenzende Wohnzimmer.
    Es war fast Mitternacht, und sie war müde. Doch nun fand sie keinen Schlaf mehr. Da sie weder Lust hatte fernzusehen, noch in einer Zeitschrift zu blättern oder ein Buch zu lesen, überlegte sie, in die Küche zu gehen und sich einen Kamillentee zu machen. Als sie gerade das Wohnzimmer verlassen wollte, kam Guido wie ein geprügelter Hund zu ihr.
    Â»Vergib mir, Léonie!«, flüsterte er.
    Doch während er dies sagte, schob sich wieder das Bild von ihr mit dem fremden Mann vor sein inneres Auge.
    Â»Ich glaube, wir müssen reden.«

10
    G uido folgte ihr in die Küche, wo Léonie den Wasserkessel aufsetzte und Kamillenblüten aus dem Garten, einige Blätter Citronella, Fenchelsamen und zwei Nelken in den Porzellanfilter der Kanne gab.
    Guido, der am Marmortisch saß, bewunderte die Anmut ihrer Gesten. Am liebsten hätte er sie direkt gefragt: »Wer war der Mann, mit dem du den zweiundzwanzigsten Dezember in Varenna verbracht hast?« Aber er brachte es einfach nicht über sich. Léonie war eine perfekte Ehefrau, die er, wie er erstaunt festgestellt hatte, aufrichtig liebte. Und die Angst, sie zu

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