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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dem Zweiten
Weltkrieg, dem Völkergemetzel. Horror-Erinnerung. Und heutzutage schrammt die
Welt immer nur haarscharf am dritten Großkrieg vorbei. Wegen machtgeiler
Staatsführer, die so gerne durch Blut waten.
    Er starrte durch die
Windschutzscheibe.
    Sie waren jetzt auf einer
Straße, die anfangs 60 und dann 80 km/h erlaubte. Ivoritzki beschleunigte. Das
Taxi hielt mit. Der Abstand betrug etwa 200 Meter und nur selten kam ein anderes
Fahrzeug entgegen.
    „Wenn er auf die Autobahn will“,
sagte Klößchen, „müssen wir aufgeben. Für ‘ne Fernfahrt reicht unsere Kohle
nicht.“
    „Stunden kann ich’s euch leider
nicht“, meinte der Student. „Ich bin nur der Aushilfsfahrer, nicht der
Taxi-Unternehmer.“
    „Jede Beschattung hat ihre
Grenzen“, sagte Karl — und das klang irgendwie weise.
    Hm, dachte Tim zum zweiten Mal,
vielleicht kommt’s ganz anders.

6. Geplante Falle
     
    Ivoritzkis Wagen roch innen
nach Haargel. Der strähnige Zopf klebte manchmal an der Kopfstütze. Der
Schleuser fand das o. k. War ja schließlich sein Wagen. Und jetzt wieder einen
Blick in den Rückspiegel!
    Diese Sau-Kids! Wie die
Kletten, wie die Zecken! O ja! Er hatte sie bemerkt. Schon am Esterbach-Platz.
    Die verfolgen mich, dachte er.
Mit ‘nem Taxi. Vielleicht kennen sie den Fahrer und der macht’s so, wie sich
ein Amateur einen Profi vorstellt. Wohl zu viele amerikanische Krimis gesehen,
wie? Aber euch werde ich’s zeigen.
    Im Handschuhfach lag sein
Handy. Er hatte ein Zahlengedächtnis. Drei Dutzend Rufnummern rückwärts
aufsagen — kein Problem. Aber als er jetzt Victor Havliczek anrief, wählte er
dessen Handy-Nummer vorwärts.
    Der Schleuser meldete sich mit
einem Laut, der zwischen Rülpsen und Gähnen lag.
    „Ich bin’s“, sagte Ivoritzki. „Ich
bin auf dem Wege zu dir. Aber es gibt Probleme. Die vier Kids sind hinter mir
her.“
    „Ich denke, das war vorhin.“
    „Jetzt verfolgen sich mich mit ‘nem
Taxi.“
    „Du meine Güte! Für wen halten
die dich? Für den Brandstifter vom Balkan?“
    „Ich sagte ja, die sind schlau.
Aber ab nachher gibt’s vier Schlauberger weniger in unserer Stadt. Sie werden
verschwinden.“
    „Mann, Kuno! Was hast du vor?“
    „Ich parke beim
Industriegelände — gleich hinter der Abfahrt. Zu Fuß gehe ich weiter. Quer
durch die Ruinen. Sie werden mir folgen. Ich locke sie in den großen
Bombenkeller. Dort kenne ich mich aus. Als Junge habe ich dort gespielt. Auch
später war ich noch oft in diesem schaurigen Bunker. Er ist lang. Mehrere
Gänge. Natürlich kein Licht. Nur Unrat und Verfall. Ratten hämmern da Techno.
Im Sommer sind manchmal Penner da und benutzen den Bunker als Latrine. Er hat
nur zwei Eingänge. Nur zwei, Victor. Vorn gehe ich rein. Sie werden mir folgen,
weil sie denken, dass ich Olivia dort versteckt habe. Hinten gehe ich raus. Die
Tür ist nur brusthoch, ist aus Stahl und Zement, quietscht in den Angeln,
funktioniert aber noch. Draußen ist ein Riegel. Ich mache dicht. Klar?“
    „Ich konnte dir folgen. Und?“
    „Du wirst mir nicht nur geistig
folgen, Victor, sondern auch auf deinen Hornhäuten. Wenn ich nämlich hinten
dicht mache, sperrst du vorn zu. Die Tür ist genauso beschaffen. Beide lassen
sich nur von außen verriegeln. Wer drin ist, ist drin, kriegt das nicht auf.
Fenster gibt’s nicht. Nur Luftschächte. Durch die passt eine Klapperschlange,
aber keins von diesen verdammten Kids — vor allem der Dicke nicht.“
    Havliczek schnalzte. „Und wie
soll’s weitergehen?“
    „Ich mache meinen Job, bringe
die Illegalen nach Rabbelingen. Du übernachtest bei mir. Aber spuck beim Zähne
putzen nicht wieder gegen den Spiegel!“
    „Ich meine: Was wird aus den
Kids?“
    „Keine Ahnung. Ist nicht meine
Sache. Wer nachts in einen so scheußlichen Bunker kriecht, muss mit allem
rechnen.“
    „Mir ist ja egal, was aus ihnen
wird. Aber morgen stehen sie auf der Vermisstenliste. Der Taxifahrer liest das
und erinnert sich. Er meldet sich bei der Polizei und nennt dein Kennzeichen.
Schon tanzen die Bullen bei dir an und fragen dich, was du mit den Kurzen gemacht
hast. Und dann, heh?“
    „Ich habe von nichts ‘ne
Ahnung. Ich musste nur mal pieseln. Deshalb bin ich ausgestiegen und ein Stück
beiseite gegangen. Nur deshalb!“
    „Vielleicht haben wir Glück und
der Taxler übersieht die Vermisstenmeldung in der Zeitung. Und wenn nicht, dann
haben die Kids Glück, weil die Bullen ihre Suchaktion an der richtigen Stelle
beginnen. Aber es kann zwei,

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