Bei Dir bin ich geborgen
er während der Suche nach Olivia kennen gelernt hatte. Es machte ihm Spaß, sich mit ihr zu unterhalten, und noch mehr, ihr dabei zuzusehen, wie sie mit den anderen redete.
Glynnis schien immer die richtigen Worte parat zu haben. Dan war beim Small Talk noch nie gut gewesen, und Glynnis schien das zu spüren. Als der Direktor ihrer Schule wissen wollte, was Dan zurück nach Ivy gebracht hätte und Dan mit einer Antwort zögerte, lächelte sie nur und erwiderte: „Ich bin einfach froh, dass er da ist“, und enthob ihn so der Aufgabe, sich eine Lüge auszudenken.
„Ich freue mich so, dass Sie heute Abend gekommen sind“, sagte Glynnis beim abschließenden Espresso zu ihm.
„Es freut mich auch, das Essen war einfach unglaublich.“ Sie lächelte stolz. „Greggs Küchenchef hat sich wirklich etwas einfallen lassen.“ Die Party neigte sich langsam dem Ende zu. Als sich die Gäste verabschiedeten, war Dan beeindruckt, wie Glynnis für jeden ein persönliches Wort fand. Als die Reihe an ihn kam, sich zu verabschieden, bedankte er sich. „Der Abend hat mir sehr gut gefallen.“
„Das freut mich.“
„Hm.“ Er trat von einem Fuß auf den anderen. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mal vorbeischaue und nach Olivia sehe?“
„Ausmachen? Das fände ich großartig. Sie sind jederzeit willkommen.“ Ihr warmes Lächeln begleitete Dan auf dem ganzen Heimweg. Und er konnte sich nicht entschließen: War das, was er in ihrem Blick gesehen hatte, wirklich ein Versprechen? Oder war es nur Dankbarkeit?
Glynnis hoffte, dass Dan den Abend wirklich genossen hatte. Die Gäste hatten sich geradezu auf ihn gestürzt. Sie konnte kaum fassen, wie anders er heute auf sie gewirkt hatte. Bisher hatte sie ihn nur von der professionellen Seite gekannt.
Heute Abend war er ihr jünger vorgekommen, verletzlicher und manchmal sogar ein wenig wortkarg. Vielleicht war ihm die ganze Aufregung um seine Person unangenehm gewesen. Aber auf alle Fälle sah er hinreißend gut aus. Wieso hatte sie das nicht schon vorher bemerkt? Aber wie sollte sie – als Olivia verschwunden war, hatte sie überhaupt nichts um sich herum wahrgenommen. Dank Dan war die Sache gut ausgegangen, und Glynnis war begeistert, dass er zugesagt hatte, ab und an vorbeischauen zu wollen.
„Ein schöner Abend, fandest du auch?“ unterbrach Sabrina ihre Gedanken, als sie gemeinsam mit den drei Kindern nach Hause fuhren. Gregg war noch im Restaurant geblieben.
„Ja, das fand ich auch.“
„Dan O’Neill ist richtig sympathisch. Gregg sagte, er arbeitete vorher beim Chicago Police Department.“
„Ja, das hat mir Kat auch erzählt.“
„Weißt du, warum er nach Ivy zurückgekehrt ist?“
„Kat sagte, er war beim Morddezernat. Ich nehme an, das ist ein ziemlich harter Job. Vielleicht hatte er einfach genug davon, oder er wollte näher bei seiner Familie sein.“
„Nun, egal warum, ich bin jedenfalls froh, dass er da ist.“
„Ja, ich auch.“
Sabrina warf einen Blick auf den Rücksitz. „Die Kinder sind alle eingeschlafen.“ Sie sprach leiser. „Sie sehen richtig süß aus.“
Glynnis betätigte den Blinker.
„Ich glaube, er mag dich“, sagte Sabrina unvermittelt.
„Was? Wer?“
„Stell dich nicht dumm. Du weißt, wen ich meine. Der gut aussehende Detective, der deine Tochter gerettet hat.“
Glynnis spürte, wie ihr die Wärme in die Wangen stieg. Sie war froh, dass Sabrina im Wagendunkel nicht sehen konnte, wie sie errötete. „Nun, ich hoffe doch, dass er mich mag. Wäre ja schlimm, wenn nicht.“
„Du weißt genau, was ich meine. Ich glaube, er ist an dir interessiert.“ Glynnis schüttelte den Kopf, doch sie konnte nicht anders, sie spürte, wie eine gewisse Erregung sie durchlief. Noch fühlte sie sich zwar nicht bereit für eine romantische Beziehung, im Gegenteil, aber dennoch… es war ein angenehmer Gedanke, dass ein gut aussehender Mann wie Dan sie attraktiv finden könnte.
Je länger sie jedoch darüber nachdachte, desto mehr erkannte sie, wie riskant es wäre, ihn zu ermutigen. Denn selbst wenn er sich für sie interessierte, wäre das sicher nicht von langer Dauer, wenn er erst einmal von ihrer Vergangenheit erfuhr. Wenn sie sich also Hoffnungen auf mehr machte, würde sie unweigerlich enttäuscht werden. Zum wiederholten Mal.
Nein, Glynnis war noch nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Sie hatte genug Enttäuschung für ein Leben. Außerdem musste sie an die Kinder denken. Seit Bens Tod waren noch nicht einmal
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