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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nächsten zehn Jahre in diesem blöden Regionalsender zu arbeiten. Es geht mir auf den Geist, ich fühle mich da unterfordert und der Großteil der Themen interessiert mich nicht. Also: Wenn wir noch mal durchstarten wollen, dann jetzt. Damals hatte jede von uns tolle Fähigkeiten und tausend Pläne und viel Ehrgeiz. Trotzdem |164| hat keine wirklich was daraus gemacht.« Katja holte tief Luft und sah Doris an. »Noch könnten wir das ändern.«
    Doris fühlte sich gleichzeitig überrumpelt und angesteckt. Sie hatte zwar keine Ahnung, was Katja zu diesem Ausbruch getrieben hatte, aber sie hatte recht.
    »Eine geniale Idee?«, wiederholte sie und ließ ihre Blicke dabei durch den Raum schweifen, bis sie das Ehepaar Wolter auf ihren Tisch zusteuern sah. »Katja, streck den Rücken durch, du brauchst jetzt tolle Fähigkeiten.«
    »Doris. Hallo.«
    Bevor Katja sich hätte umsehen, geschweige denn fliehen können, stand Angelika schon am Tisch, ihren Mann im Schlepptau.
    In dem Moment, in dem Hermann noch einen Meter von ihnen entfernt war, drehte Katja sich langsam um. Während Angelika auf Doris einredete und dabei mit dem Rücken zu Katja stand, bohrten sich deren Blicke in das erschrockene Gesicht ihres ehemaligen Liebhabers. Wie angenagelt blieb der stehen.
    Ungeduldig sah Angelika zu ihm hinüber. »Hermann? Was ist denn? Du wolltest doch ein Bier trinken. Guck mal, Doris, das meinte ich, er ist so zerstreut und langsam. Ach, Sie sind Frau Severin? Angelika Wolter. Wir stören doch nicht?«
    Doris beobachtete Katja, die Angelikas ausgestreckte Hand nach einem fast unmerklichen Zögern ergriff und drückte. Dann knipste sie ihr Kameralächeln an und wies auf den freien Stuhl neben sich.
    »Nein«, antwortete sie. »Sie stören nicht, setzen Sie sich ruhig.«
    Angelika hatte mittlerweile einen sauberen Bademantel an |165| und der Friseur hatte ganze Arbeit geleistet. Trotzdem sah sie alt aus neben Katja, die jetzt ihre langen Beine langsam übereinanderschlug und mit einer hochgezogenen Augenbraue in Hermanns Richtung sah.
    Doris stand auf. »Hermann. Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Wie geht es dir? Du bist ein bisschen blass um die Nase. Ach, kennst du meine Freundin? Katja Severin, Hermann Wolter.«
    Die Grandezza, mit der Katja diesen Mann musterte und ihm langsam zunickte, beeindruckte Doris, und obwohl ihr der sichtlich überforderte Hermann leidtat, genoss sie die Szene. Auch wenn sie sich dabei nicht anständig fühlte. »Ich bin auch blöd«, legte sie nach. »Natürlich kennt ihr euch, Katja war ja lange bei dir im Sender.«
    »Genau.« Hermanns Stimme versagte. Er hustete zweimal und legte seine Hand an den Hals. »Erkältet. Wir kennen uns. Angelika, ich, ähm, ich wollte eigentlich in die Sauna.«
    »Ach, Quatsch.« Ungeduldig zeigte seine Ehefrau auf den freien Stuhl, neben Doris.
    »Du hast gerade eben gesagt, dass du ein Bier willst. Jetzt trinkst du das. Und, Frau Severin? Sie sind jetzt irgendwie hinter der Kamera statt davor, oder? Gefällt es Ihnen besser.«
    »Ja.« In Katjas Stimme lag mehr Erotik als in Angelikas ganzem Körper. »Das gefällt mir sehr. Außerdem bin ich keine öffentliche Person mehr. Ich konnte früher kaum mit einem Liebhaber um die Häuser ziehen, das ist jetzt zum Glück anders.«
    Hermann schwitzte und Doris, die ihn unauffällig beobachtete, dachte, dass Männer in fortgeschrittenem Alter sich hüten sollten, im Bademantel, mit weißen, nackten Beinen und feuchtem, dünnem Haar in einer Saunalandschaft |166| auf eine ehemalige, aber immer noch gut aussehende, jüngere Geliebte zu treffen. Sie kommen dabei einfach nicht gut weg.
    Angelika bekam anscheinend überhaupt nichts mit von der aufgeladenen Atmosphäre. Im Plauderton fragte sie: »Und was machen Sie jetzt so? Sind Sie für bestimmte Themen zuständig oder können Sie machen, was Sie wollen?«
    Katja beugte sich ein kleines Stück zu ihr. »Ich recherchiere gerade über notorische Fremdgeher. Das macht Spaß.«
    Hermann sog die Luft ein, Doris tat es ihm nach, nur Angelika sagte leichthin: »Das interessiert doch eigentlich niemanden mehr. Das ist doch so oft schon Thema gewesen. Es gibt solche Männer, Frauen machen es übrigens auch, und fertig. Wer will das wissen?«
    »Sie nicht?« Katja lächelte, wie Doris fand, provozierend. »Ich finde das spannend. Bei vielen Männern würde man das gar nicht vermuten. Da irrt man sich aber.«
    An dieser Stelle griff Doris mit einem gezielten Tritt an Katjas Schienbein

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