Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
Wasser liegt. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, es heißt ›Weidenklause‹ und ist so ein Kultladen. Ganz witzig gemacht. Kommt ihr mit?«
»In die ›Weidenklause‹?« Katja grinste. »Doris, das ist eigentlich eine sehr gute Idee. Da findet nämlich morgen eine Überraschungsparty für Doris statt, die aber keine Überraschung mehr ist. Vielleicht können wir wenigstens die Girlanden mit der goldenen 50 verhindern, was meinst du?«
Doris fragte sich, wie Anke wohl reagieren würde, wenn sie wieder auf ihren Treppenhausretter, aber diesmal in Begleitung, treffen würde. »Ich weiß nicht«, zögerte sie. »Wir müssten erst mal Anke fragen, ob sie Lust dazu hat.«
»Natürlich«, sagte Christine freundlich und stand langsam auf. »Ihr könnt es euch ja überlegen. Wir wollten so gegen acht hin.«
Sie war an der Tür angelangt und drehte sich noch mal um. »Ich glaube, Georg würde sich freuen.«
»Warte mal.« Selbst der lässigen Katja blieb der Mund offen stehen. »Wie meinst du das?«
»Na ja.« Christines Hand lag schon auf dem Türgriff. »Es ist nur so ein Gefühl, er hat noch nichts gesagt, aber ich glaube, Georg findet eure Freundin sehr sympathisch.«
»Und das findest du in Ordnung?« Doris hatte sich aufgesetzt. »Ja?«
Erstaunt sah Christine sie an. »Ja, sicher. Ich bin doch |176| froh, dass er sich mal wieder für eine Frau interessiert. Hat ja lange genug gedauert.«
Katja blickte Doris an, die mit offenem Mund zugehört hatte.
Christine überlegte einen Moment, dann schien sie zu begreifen. Ein Lächeln überzog ihr Gesicht.
»Ach so«, sagte sie und nahm die Hand wieder vom Türgriff. »Ich stand wohl auf der Leitung. Ich will keinen flotten Dreier, Georg ist mein Bruder. Und seit zweieinhalb Jahren nach schwerem Liebeskummer solo. Die Familie findet, dass er jetzt genug getrauert hat, und deshalb nutzen wir jede Gelegenheit, ihn unter Frauen zu bringen. Dieses Wochenende bin ich dran. Ich hoffe, eure Freundin ist nicht mit jemandem verbandelt?«
»Nein.« Doris schickte einen erleichterten Blick zu Katja. »Die trauert schon viel länger. Ach, ist das schön. Ich glaube nämlich, dass Anke auch geguckt hat. Das ist eine sehr gute Idee, heute Abend zusammen essen zu gehen.«
»Schön.« Christine wandte sich wieder zur Tür. »Dann bis später.«
Die Tür klappte hinter ihr zu. Doris lächelte zufrieden und sagte: »Ich liebe diese Kuppeleien. Sollen wir es Anke sagen?«
»Bist du verrückt?« Katja sah sie drohend an. »Dann wird sie wieder giftig und kommt nicht mit. Nein, nein, wir kriegen mal raus, ob sie wirklich Interesse hat. Wenn ja, sehen wir weiter. Aber halt dich bitte ein bisschen zurück. Und jetzt gehe ich duschen und mich anziehen. Sonst wird das eng mit dem Strandspaziergang. Kommst du mit?«
|177| D oris stellte die Körperlotion weg und betrachtete sich im Spiegel ihres Hotelzimmers. Im Vergleich zu Angelika Wolter hatte sie sich wirklich gut gehalten, allerdings war die auch zehn Jahre älter. Im Vergleich zu Katja aber sah das anders aus, bei der störte sie nicht einmal das Tattoo. Katja hatte gesagt, sie finde es einfach sexy. Aber war es nicht doch albern in ihrem Alter? Andererseits sah es ganz schön aus und Doris musste zugeben, dass sie nicht völlig neidlos reagiert hatte.
Sexy. Wann hatte sie sich zum letzten Mal sexy gefühlt? Sie betrachtete die Unterwäsche, die sie sich zurechtgelegt hatte, und nahm den Slip in die Hand. Weiß, natürlich, sie trug fast nur weiße Wäsche, ordentlich geschnitten, gute Passform, aber null erotisch. Dafür gebügelt. Doris besaß überhaupt keine besonderen Dessous, sie hielt so etwas für überflüssig. Torsten kannte sie in dieser Wäsche, sie ihn ja auch in seiner. Er trug auch klassisch weiß, was den großen Vorteil hatte, dass alles zusammen in die Waschmaschine konnte.
Nachdenklich ließ sie sich aufs Bett sinken. Wann hatte sie angefangen, so zu denken? Wenn sie ehrlich war, schon vor Jahren. Frauen wie Katja, die so locker und freimütig über ihre Sexerlebnisse berichteten, hatten Doris schon immer unter Druck gesetzt. Anscheinend hatten alle anderen wilden, ungezügelten, spontanen und leidenschaftlichen Sex. Doris |178| stellte sich ein Filmszenario vor: rote Bettwäsche, sanftes Licht, Champagnerflasche am Bett, leise Musik und unendlich viele Berührungen und Höhepunkte.
Bei Torsten und ihr fand das Liebesleben im Ehebett statt, bei zugezogenen hellbraunen Leinengardinen in weißer Bettwäsche
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