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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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zu.
    »Das ist Hermann, oder?« Katjas Frage klang gepresst. Anke legte ihr den Arm um die Taille, versuchte, ohne genau hinzusehen, etwas mitzubekommen, kämpfte gegen ein flaues Gefühl in der Magengegend und antwortete: »Sieht so aus, aber Doris macht das schon.« Was sie damit meinte, wusste sie auch nicht.
    Doris hatte einen Blick auf Hermann erhascht. Er lag mit geschlossenen Augen auf der Trage und wurde gerade in den Wagen geschoben. Die Sanitäter wirkten erstaunlich unaufgeregt, entweder war es nichts Schlimmes oder er war schon tot. »Was ist denn passiert?«, fragte sie laut.
    »Ach, Hermann ist in der Sauna ausgerutscht und gestürzt. Ich weiß gar nicht, wie das passiert ist.« Angelika atmete tief ein und aus. »Zum Glück war ein Arzt in der Therme, der hat sich dann gleich um ihn gekümmert. Aber er soll zur Sicherheit noch mal untersucht werden.«
    »Ach so.« Erleichtert blickte Doris dem abfahrenden Krankenwagen nach. »Also nichts Lebensbedrohliches. Wolltest du denn nicht mit in die Klinik?«
    »Ich fahre hinterher.« Angelika sah an sich hinunter. »Ich habe mir nur schnell etwas übergezogen, meine Haare sind noch ganz nass.«
    Sie stutzte einen Moment, als würde ihr gerade etwas einfallen. »Ach du Schande, Hermann hat den Autoschlüssel in der Jackentasche. Kannst du mich gleich fahren?«
    »Ich habe gar kein Auto mit. Aber warte, ich bin gleich wieder da.« Angelika kam ihr seltsam ruhig vor.
    |191| Katja aber, zu der sie lief, sah aus wie ein Gespenst. Ihre erste Frage war: »Und? Was hat er?«
    »Nicht so schlimm, sagt Angelika. Er ist in der Sauna gestürzt und soll nur zur Sicherheit ins Krankenhaus. Die Gattin macht sich übrigens weniger Sorgen als du. Ich möchte sie trotzdem in die Klinik fahren. Kannst du mir deinen Wagen leihen?«
    »Na klar, aber die Spitze war unnötig.« Katja blickte Doris unwillig an. »Ich habe ihm zwar damals die Krätze an den Hals gewünscht und lebenslange Impotenz, aber ich will ja nicht, dass er plötzlich umfällt. Man will doch niemanden, den man kennt, im Notarztwagen sehen.«
    »Stimmt.« Anke war auch noch etwas blass um die Nase. »Ich kann das wirklich nicht sehen, egal ob ich denjenigen kenne oder nicht. Allein dieses Blaulicht und diese weißen Kittel! Ich brauche einen Kaffee und ein Glas Wasser. Jetzt sofort.«
     
    Doris ließ sich von Katja die Autoschlüssel geben und versprach, schnell wiederzukommen. Also setzten sich Anke und Katja allein an den Tisch, an dem sie sich schon am Tag ihrer Ankunft getroffen hatten, und sahen sich lange an. Anke sprach zuerst.
    »Bist du dir sicher, dass du mit dieser Beziehung abgeschlossen hast?«
    »Ja.« Katja hielt ihrem Blick stand. »Bin ich. Es war nur gerade so ein Schock. In dem Moment hatte ich vergessen, dass ich ja nichts mehr mit ihm zu tun habe. Und ich habe es vorhin schon gesagt, egal was gewesen ist, man will ja nicht, dass er einfach umkippt.«
    »Weil du denkst, dass sich doch noch mal etwas ergibt?«
    |192| »Nein.« Katjas Antwort kam zu prompt. Anke hob spöttisch die Augenbrauen.
    »Wirklich?«
    Katja drehte sich ungeduldig nach einer Bedienung um. »Kommt hier denn keiner?«
    »Ich habe dich etwas gefragt.«
    Katja bekam einen Aufschub, weil in dem Moment ein Kellner an den Tisch trat. Als er weg war, trommelte Anke mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich warte noch auf deine Antwort.«
    »Ich weiß sogar, dass sich da nichts mehr ergibt. Ich denke also gar nicht mehr darüber nach. Das hier war genau eine der Situationen, vor denen ich immer Angst gehabt habe. Du hast einen Typen, dem plötzlich etwas passiert, und kein Mensch sagt dir etwas. Oder kümmert sich um dich. Stattdessen springt die Gattin herum und macht sich wichtig.« Katja blickte ernst aus dem Fenster, danach wieder zu Anke. »Ich habe mir mal im Urlaub den Arm gebrochen und musste vorzeitig nach Hause fahren. Hermann ist geblieben, weil er nicht wusste, wie er seiner Frau eine frühzeitige Abreise erklären sollte. Wo er sich doch einmal im Jahr zwei Wochen ganz allein erholen musste. Damals hatte ich eine Wut auf ihn, wie du dir das gar nicht vorstellen kannst. Das war kurz vor dem Ende. Und jetzt bin ich heilfroh, dass die Zeit der Geheimnisse, falschen Erklärungen und Lügereien vorbei ist. Alex und ich sind offiziell zusammen, alle wissen es. Wenn ich mir jetzt gleich den Arm breche, kann ich ihn anrufen, er würde mich sofort abholen. Das ist alles ganz einfach. Anders will ich es nie wieder. Schon gar

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