Bei Interview Mord
unternehmen muss. Ich hab auch nicht mit der Mutter gerechnet…«
»Das musst du mir aber noch mal genauer erklären. Wie bist du denn darauf gekommen?«
Ich rutschte in meinem Sessel nach hinten, um es mir bequemer zu machen. »Also: Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die Lösung liegt in irgendeiner Nachbarschaftsgeschichte in der Schreibersheide. Oder der Mörder ist ein Verrückter, der es auf Radio Berg oder Interviews mit Jutta abgesehen hat.«
»Oder beides«, sagte Theresa. »Oder die Lösung liegt ganz woanders, und du kennst sie eben nicht.«
»Kann sein. Aber gehen wir mal von der ersten Theorie aus. Dafür spricht, dass das Motorrad von diesem Pfaff samt Nummernschild an Kley-Knöter verkauft wurde.«
»Sagt dieser Altwarenhändler aus Wipperfürth.«
»Genau. Und dafür spricht, dass ich das Nummernschild selbst in der Hütte gesehen habe. Wenn wir nun nach einem einzigen Mörder für beide Morde suchen, dann stoßen wir auf Probleme. Niemand von den Verdächtigen kann nämlich beide Morde begangen haben. Landini und Miriam Kley-Knöter nicht, denn er ist das erste Opfer, sie das zweite. Miriam Kley-Knöters Ehemann nicht, denn der stand beim zweiten Mord auf der Wiese. Heike nicht, denn die stand beim ersten Mord neben dem Opfer.«
»Was ist mit Heikes Mutter?«
»Sie war beim ersten Mord unter den Hochzeitsgästen. Und sie hätte, soweit ich das sehe, auch nur für den ersten Mord ein Motiv gehabt. Wer bleibt übrig? Heike und Kley-Knöter.«
»Du glaubst also, dass Kley-Knöter den ersten Mord begangen hat und Heike den zweiten. Aber warum?«
»Geld. Liebe. Oder beides. Heike beerbt Landini. Sie kriegt das Haus und einen Teil seiner Pension. Die Kley-Knöters haben aus irgendwelchen Gründen ziemlich viel Geld, das wohl durch die Frau in die Familie gekommen ist, die Kley-Knöter wiederum beerbt. Jeder hätte also aus finanziellen Gründen ein Motiv, seinen jeweiligen Ehepartner loszuwerden.«
»Jetzt fehlt nur noch, dass Heike und dieser Kley-Knöter was miteinander haben.«
»Ehrlich gesagt ist das für mich noch das große Fragezeichen an dieser Theorie.« Ich stellte mir den dürren, blassen, kurzsichtigen Verlagsredakteur neben Heike vor. Eigenartiges Bild. Andererseits - warum nicht? Wo die Liebe hinfällt. »Wenn wir das nachweisen könnten, wäre die Sache perfekt.«
Theresa nickte nachdenklich. »Und jetzt ist auch klar, wo wahrscheinlich das Motorrad ist.«
»Nach unserer Theorie hatte Heike es. Bei ihr hätte es niemand gesucht. Sie werden es sicher inzwischen weggeschafft haben. Und um die Sache noch etwas rätselhafter zu machen, haben sie beim zweiten Mal ein anderes Nummernschild benutzt. An so was ist ja leicht zu kommen.«
»Da ist aber etwas, was nicht passt.«
»Was denn?«
»Die Drohbriefe, die aufgetaucht sind, als du vor dem zweiten Interview bei Heike Quisselborn warst. Wo kommen die her?«
»Entweder haben sie gar nichts mit dem Fall zu tun, oder Heike Quisselborn hat sie selbst geschrieben, um von sich abzulenken. Übrigens genau im richtigen Moment. Kurz vor dem zweiten Mord. Und sie hat sie zum perfekten Zeitpunkt…«
»… hervorgezaubert.«
»Genau.«
»Dann hätte es das Mädchen aber faustdick hinter den Ohren.«
»Sie ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.«
»Wie meinst du das?«
»Sie wirkt älter, als sie ist. Reifer. Und irgendwie geheimnisvoll. Sie hat unheimliche Menschenkenntnis, sodass man glauben könnte, sie ist in der Lage, Gedanken zu lesen. Sie durchschaut Leute.«
»Wenn das alles stimmt… Wenn wirklich Heike und Kley-Knöter die Mörder sind: Welche Rolle spielt Heikes Mutter dabei? Ob sie davon weiß?«
»Vielleicht. Und wahrscheinlich reagiert sie deswegen auch so aggressiv. Um die Untersuchung von ihrer Tochter fern zu halten. Und Heike spielt die Unnahbare…«
»Aber das zweite Interview hat sich doch erst kurz vorher ergeben. Diesen Mord konnten sie nicht lange planen.«
»Sie haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Und es war eine sehr günstige Gelegenheit. Uberleg mal: Das Motiv ist schwer herauszubekommen. Jeder denkt, es hätte was mit dem Radio zu tun.«
»Klar. Das ist ein klassischer Überkreuzmord.«
»Ein was?«
»Mord über Kreuz. Der eine erledigt den Mord für den anderen, und so ist es für die Ermittler schwerer, auf das Motiv zu kommen. Und wenn man nicht auf das Motiv kommt…«
»… hat man es auch schwerer, auf den Täter zu kommen. Verstehe. Das wäre doch eine tolle Idee
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