Bei Landung Liebe
zu lassen. Sie suchte nach ihren Zigaretten und zündete sich eine davon an. Eine Weile stand sie neben mir und beobachtete, ebenso wie ich, Ryan bei der Arbeit.
„Ein außerordentlich hübscher Kerl, den du dir da angelacht hast“, flüsterte sie mir mit ihrer kratzigen Stimme zu. Bei jedem Wort kamen kleine Rauchschwaden aus ihrem Mund. Da hatte sie wohl recht. Ryan war zu schön, um wahr zu sein. Aber er schien sich dessen gar nicht bewusst zu sein. Er war weder eingebildet, noch eitel oder gar arrogant.
„Warum hast du ihm angeboten, hier zu bleiben? Du kennst ihn doch gar nicht. Und wo soll er überhaupt schlafen?“
„Na oben im Gästezimmer.“
„Bei mir im Gästezimmer?“
„Sei nicht so verklemmt Isa. Ich glaube, dass alles gar nicht so ist, wie du es vermutest.“
Unglaublich. Der Nächste, der mir in den Rücken fiel. Erst verriet mein Bruder mich und jetzt hatte Ryan auch noch meine eigene Großmutter um den Finger gewickelt. Ich ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Er bemerkte sicherlich, dass ich ihn beobachtete und dass wir eben über ihn gesprochen hatten, aber er arbeitete stur weiter. Schließlich raffte ich mich auf und nahm den Pinsel in die Hand, um die Feinarbeiten, die mit der großen Rolle nicht möglich waren, in Angriff zu nehmen. Ich bat meine Oma um eine alte Schüssel, in die ich die Farbe kippen konnte, und machte mich am anderen Ende des Wohnzimmers an die Arbeit. Ryan und ich sprachen kein Wort, während wir konzentriert vor uns hinstrichen. Kurz vor Mittag begann meine Oma, in der Küche zu werkeln. Es duftete bereits verführerisch nach Gebratenem, als ich schließlich den Pinsel zur Seite legte und mein Werk betrachtete. Das Wohnzimmer sah super aus.
„Hervorragende Arbeit. Das Essen habt ihr euch nun aber verdient. Ab in die Küche mit euch“, sagte meine Großmutter, die in nun in der Tür stand und sich erstaunt umsah. Ryan stellte die Rolle zur Seite und folgte uns in die Küche.
Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit dampfenden Kartoffelklößen und ein herrlich, braun und knusprig gebratener Schweinbraten lag auf einer Porzellanplatte daneben. Jetzt erst merkte ich, wie hungrig ich war. Schließlich hatte ich das Frühstück ausfallen lassen. Aber ich hätte sowieso keinen Bissen heruntergebracht. Wir nahmen Platz und meine Oma teilte das Essen aus. „Endlich konnte ich mal wieder was Ordentliches kochen. Lasst es euch schmecken.“
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Mit Heißhunger verschlang ich meine Portion und auch Ryan langte gut zu. Er nahm sich noch einen Nachschlag, als ich schon pappsatt aufgab. Meine Oma saß zufrieden grinsend auf dem Stuhl und sah Ryan bei Essen zu.
„Sie sind eine traumhafte Köchin“, beteuerte er und legte sein Besteck zur Seite.
„Sag bitte du. So förmlich muss es hier nicht zugehen.“
Sie wischte sich die Hand an einem Handtuch ab, das über ihrer Stuhllehne hing, und reichte sie Ryan.
„Martha für dich.“
„Ryan für dich.“
Die beiden schüttelten sich lachend die Hände. Meine Oma warf mir einen zweideutigen Blick zu und stand auf um den Tisch abzudecken. Sie verstaute die Essensreste in Plastikbehältern und lies heißes Wasser in die Spüle laufen. Ich wollte ihr eben beim Abwasch helfen, als sie mir das Handtuch aus der Hand nahm.
„Isa, ich glaube es ist besser, wenn du unserem Gast erst einmal sein Zimmer zeigst und das Bett überziehst. Wäsche findest du in meinem Schrank.“
Zerknirscht nickte ich und ging nach oben. Ryan folgte mir. Ich öffnete die Tür zum Gästezimmer und murmelte ihm zu, dass ich gleich wieder da wäre. Ich ging in das Zimmer meiner Großmutter und suchte Bettwäsche zusammen.
Als ich in das Gästezimmer trat, saß Ryan auf meinem Bett, hielt meine Digitalkamera in der Hand und betrachtete das Foto von uns beiden. Er blickte auf, als er mich bemerkte, sagte aber nichts. Ich wich seinem Blick aus und begann damit, das Kopfkissen zu überziehen.
„Wenn du mich nicht sehen willst - warum hast du die hier dann mitgenommen?“, fragte er nach einem Moment leise und deutete mit der Kamera.
„Ich wusste nicht, dass die Bilder noch da drauf sind“, log ich und starrte auf meine zitternden Finger, die versuchten, die kleinen Knöpfe durch die Löcher zu fummeln.
„Markus hat mir erzählt …“
„Was hat dir Markus erzählt?“, fiel ich ihm ins Wort. Ryan sah mich verwundert an. Ich hatte aufgehört, an den Knöpfen herumzureißen und hielt seinem Blick mit
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