Bei Landung Liebe
gemacht?“
„Gearbeitet. Um meinen Traum zu verwirklichen, brauchte ich eine Menge Geld. Jeder Job war mir willkommen. Ich nahm, was ich kriegen konnte.“
„Aber das ist doch nichts Schlimmes.“
Nun, wenn er buchstäblich alles genommen hatte, konnte das durchaus schlimm sein, aber das verschwieg ich.
„Ich bin Taxi gefahren, habe im Sommer auf Baustellen ausgeholfen und wohl so ziemlich jedes Haus in Miami mit Pizza beliefert.“
Mein Gott war ich dumm. Er hatte sich das Geld durch harte und ehrliche Arbeit verdient und nicht durch amouröse Abenteuer. Warum hatte ich das nicht in Erwägung gezogen, als ich das Geld entdeckte? Er räusperte sich.
„Und als ich gesagt habe, dass ich mich mit meinen Freunden treffe war, das auch gelogen.“
Verblüfft sah ich ihn an. Was kam da noch alles an Geständnissen?
„Ich war an dem Tag bei der Bank, wo mein gespartes Geld auf einem Anlagekonto lagerte. Ich brauchte das Geld.“
„Für was?“
„Um mir meinen Traum zu erfüllen. Einen Teil davon brachte ich schon mit nach Deutschland, da ich anfangs nicht wusste, wo ich landen würde. Wenn ihr mich nicht aufgenommen hättet, hätte ich mir davon eine Wohnung nehmen müssen. Keiner weiß davon. Nicht einmal mein Vater.“
„Deinen Traum?“
„Ja. Ich kann dir das nicht erklären. Du musst es sehen.“ Er griff nach meiner Hand und hielt sie sachte, fast schon vorsichtig, fest. Ich ließ ihn gewähren. Seine Berührung tat gut. Es war fast, als ob ich nach einem langen Winter wieder einen Sonnenstrahl auf meiner Haut spüren konnte.
Er steuerte den Wagen auf die Autobahn. Kahle Bäume, verdreckte Leitplanken und mit Graffiti besprühte Brücken flogen an uns vorbei. Der Himmel war ein einziges Grau. Nach knapp zwei Stunden Fahrtzeit verließen wir die Autobahn. Zielsicher fuhr Ryan in Richtung des Stadtrands. Schließlich hielt er vor einer Lagerhalle und stellte den Motor ab.
„Ich bin gleich wieder zurück. Nicht weglaufen.“
Mit diesen Worten stieg er aus und sperrte die verrostete Tür der Halle auf. Ein Wunder, dass das Schloss überhaupt noch funktionstüchtig war. Das hier war Ryans Traum? Eine verlassene Lagerhalle? Oder hatte er hier nur etwas untergebracht? Neugierig blickte ich mich um. In dieser Ecke war ich noch nie gewesen. Ringsherum standen Firmengebäude, die ziemlich neu wirkten. Nur die Halle, in der Ryan eben verschwunden war, wollte so gar nicht hier rein passen. Aus der Dachrinne hing verwelktes Gras, der Anstrich der Fassade blätterte an vielen Stellen ab. Die gepflasterte Zufahrt war seit Ewigkeiten wohl nicht mehr benutzt worden und braunes Moos überzog die Pflastersteine.
Einen Moment später kam Ryan wieder, öffnete die Beifahrertür und ich stieg aus. Zögerlich folgte ich ihm in die Halle. Wir betraten das Gebäude und ich sah mich skeptisch um. Auf beiden Seiten waren, allem Anschein nach, einmal Büros gewesen die einst, durch nun marode gewordene Holztafeln, vom Rest der Halle abgegrenzt waren. Einige alte Büromöbel standen einsam und verlassen herum und hofften noch einmal in Gebrauch zu kommen. Der Rest des Objekts war leer. Irgendwo weit hinten fiel ein Lichtstrahl durch ein Loch im Dach.
„Das ist dein Traum?“, fragte ich unsicher. Ryan strahlte.
„Ja. Gefällt es dir?“
Unsicher rieb ich meinen Arm. Was wollte Ryan mit so einer tristen, kalten, heruntergekommenen Halle?
„Naja, meine erste Wahl wäre es vermutlich nicht.“
„Komm, ich zeig dir die Pläne.“ Er zog mich zu einem zerkratzten Schreibtisch, schloss die Schublade auf und zog mehrere Papierrollen heraus, die er dann ausbreitete. Neugierig studierte ich die Pläne, wurde aber nicht richtig schlau daraus. Offenbar plante er, hier weitere Räume zu errichten. Fragend wandte ich mich an ihn.
„Ryan … was wird das?“
„Das meine Liebe, wird mein eigenes Fitness-und Wellnessstudio.“
Ein bitte was? Nun verstand ich überhaupt nichts mehr, aber Ryan war sofort voller Feuereifer.
„Die alten Holzwände kommen weg. Das Rolltor vorne wird durch eine Glasfront ersetzt, die den Haupteingang bildet. Wenn man von dort das Gebäude betritt, steht man im Empfangsbereich, der zu beiden Seiten von jeweils drei Räumen flankiert wird. Über den Räumen auf der rechten Seite wird ein großer Bereich entstehen, wo ich vermutlich Steppaerobic und andere Kurse anbieten werde.“
Er deutete auf die Gegenüber liegende Seite.
„Dasselbe dann auf der linken Seite. Drei Räume unten, aber oben
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