Bei Landung Liebe
auf der Couch schlief. Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe haben.
„Komm schon, Isa. Bitte“, nuschelte mir mein Bruder ins Ohr.
„Also gut“, knurrte ich.
Markus drückte meine Schulter und grinste mich erfreut an.
„Super. Ach, Schwesterchen. Wärst du so lieb und suchst Ryan das Bettzeug raus? Wir Männer haben nach unserem harten Tag einfach keine Kraft mehr.“
Ryan gab ein Geräusch von sich, das wohl ein Lachen sein sollte, aber in meinen Ohren klang es wie das Grunzen eines Schweins. Er trank einen Schluck, wischte sich dann den Mund am Ärmel seines Shirts ab und stellte geräuschvoll seine Bierflasche auf die Glasplatte des Tisches. Schon jetzt kostete es mich einiges an Selbstbeherrschung, ihn nicht anzuschreien und hochkant aus der Wohnung zu werfen.
Eigentlich konnte mein Bruder selbst das Bettzeug holen, da er genauso gut wie ich wusste, wo es war. Im Normalfall hätte er das wohl auch getan, aber für mich war es in diesem Moment ein willkommener Grund, um möglichst schnell das Wohnzimmer wieder zu verlassen. Außerdem würde es mich ein bisschen ablenken.
„Na gut, aber damit wir uns verstehen: das ist eine Ausnahme!“, erwiderte ich und ging in Markus’ Zimmer, wo wir Wolldecken, Bettwäsche und all die Sachen lagerten, die nicht ständig in Gebrauch waren. Markus hatte sich damals, als wir in die Wohnung eingezogen waren, für das Zimmer, das gleich neben der Eingangstür lag, entschieden. Ich bekam das Zimmer neben dem Bad.
Ich konnte Ryans bohrende Blicke in meinem Rücken förmlich spüren. Am liebsten hätte ich mich umgedreht, um ihm etwas Schlagfertiges an den Kopf zu werfen, aber mehr als ein „Was ist?“ wäre wohl dann doch nicht zustande gekommen. Schlagfertigkeit gehörte definitiv nicht zu meinen Stärken. Leider.
Missmutig zog ich die Bettdecke und das dazugehörige Kissen aus dem Schrank und warf alles auf das Bett meines Bruders. Innerlich kochte ich. Jetzt saß ich auf unbestimmte Zeit erst mal mit meinem ärgsten Feind unter einem Dach fest. Warum war mir auch nichts eingefallen, um zu verhindern, dass Ryan hier schlief? Ich suchte die älteste und hässlichste Bettwäsche aus, die ich finden konnte. Dabei kam mir die Idee, etwas Juckpulver darauf zu verteilen, aber erstens besaß ich keines und zweitens wäre es wohl zu offensichtlich gewesen, wer der Übeltäter war.
Aber es würde sich sicherlich noch die eine oder andere Gelegenheit ergeben, Ryan einen seiner vielen Streiche endlich heimzuzahlen.
Natürlich ging es mir gewaltig gegen den Strich, für Ryan auch nur einen Finger krumm zu machen, aber mein Bruder wusste schon immer genau, wie er mich zu der ein oder anderen Gefälligkeit überreden konnte. Für gewöhnlich stieß er mit seinen Bitten auf sehr geringen Widerstand, aber da es sich meist um Kleinigkeiten handelte, wie etwa ein bestimmtes T-Shirt Freitagabend noch schnell zu bügeln, war das auch nicht weiter schlimm. In der Regel revanchierte er sich bald dafür.
Mit Ryan war es allerdings etwas völlig anderes, und nur langsam begriff ich wirklich, wozu ich da eben überredet worden war. Fast widerstandslos hatte ich mich darauf eingelassen, mit meinem Bruder und seinem widerwärtigen Freund aus Kindertagen für die nächste Zeit die Wohnung zu teilen. War ich denn total bescheuert? Er würde auf meinem Sofa schlafen, unser Bad benutzen und von unseren Tellern essen. Bestimmt konnte ich ihm dann auch noch die ganze Zeit hinterher räumen. Und wer konnte schon sagen, was Ryan hier alles anstellte, wenn er alleine in der Wohnung war? Von nun an würde ich mein Zimmer immer zusperren. Nicht, dass Ryan noch auf die Idee kam, darin herumzuschnüffeln. Ich konnte nur hoffen, dass er sich schleunigst eine eigene Unterkunft suchte und dann, ebenso schnell, wie er aufgetaucht war, auch wieder von der Bildfläche verschwand. Den Haushalt für meinen Bruder zu machen war eine Sache, aber nun auch noch seinen Kumpel durchzufüttern eine ganz andere. Mich beschlichen ernsthafte Zweifel, ob ich die vergangenen fünf Minuten Herrin meiner Sinne gewesen war.
Wie sollte ich nur die nächsten Wochen aushalten? Kurz dachte ich daran, zu meiner besten Freundin Julia zu flüchten, aber da diese noch zu Hause bei ihren Eltern lebte und deren Wohnung nicht besonders groß war, herrschte dort stets Platzmangel.
Und das hier war schließlich meine Wohnung, die ich mir zwar mit meinem Bruder teilte, aber immerhin gehörte eine Hälfte mir. Nein, ich würde mich von
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