Bei Landung Liebe
noch ein Foto von mir und nahmen mir einen Fingerabdruck ab. Ich kam mir vor wie ein Krimineller. Als ich schließlich alles durchlaufen hatte, machten wir uns auf den Weg nach draußen. Ryans Vater holte uns wie versprochen vom Flughafen ab. Er begrüßte mich mit einem kräftigen Handschlag, stellte sich als Steve vor und wies mich darauf hin, ihn auf gar keinen Fall „Mister“ oder „Sir“ zu nennen. Da käme er sich immer so alt vor, erklärte er mir schmunzelnd. Er war mir auf Anhieb sympathisch. Ryans Dad war braun gebrannt, was einen Kontrast zu seinen kurzen grauen Haaren bildete.
Man konnte sofort eine gewisse Ähnlichkeit erkennen, denn Steve hatte dieselben leuchtend blauen Augen und dieselbe sportliche Statur wie Ryan. Er trug ein Basecap, abgeschnittene Jeans, ein ärmelloses T-Shirt und Turnschuhe.
Wir liefen zu Steves Auto und Ryan trug die ganze Zeit ohne zu meckern meinen Koffer, den er jetzt scheinbar ohne große Kraftanstrengung in den Kofferraum hob. Ryan setzte sich nach vorn auf den Beifahrersitz, während er sich mit seinem Vater unterhielt. Nachdem wir losgefahren waren, erschwerte mir der Fahrtwind, der durch Ryans offenes Fenster wehte, dem Gespräch der beiden zu folgen. Zudem war mein Schulenglisch ganz schön eingerostet, wie ich feststellte. Schließlich gab ich auf und bewunderte die Häuser, an denen wir vorbeifuhren. Da Ryans Vater in einem Randbezirk wohnte, dauerte es einige Zeit, bis wir uns durch den dichten Verkehr gekämpft hatten. Mir kam die Zeit jedoch sehr kurz vor, da ich gar nicht genug von der Aussicht bekommen konnte. Bisher bereute ich noch nicht, in das Flugzeug gestiegen zu sein. Fast wäre ich noch eingeschlafen, als wir vor einem wunderschönen, in zartem Grün gestrichenen Holzhaus hielten. Während ich mich noch auf der Rücksitzbank streckte, war Ryan bereits aus dem Wagen gesprungen und lief ins Haus.
Langsam kletterte ich aus dem Auto und sah mich neugierig um. Zum Haus gehörte ein sehr gepflegter und üppig bepflanzter Vorgarten. Vorn an der Straße stand ein Briefkasten auf einem Holzpfeiler. Einen Zaun aus schlichten weiß getünchten Latten gab es lediglich zu den Nachbarhäusern links und rechts. Das Haus sah so ordentlich aus wie der Garten. Das flache Dach war mit braunen Schindeln gedeckt und eine hölzerne Veranda umgab den kompletten Vorderteil des Gebäudes. Diese war in einem leuchtenden weiß gestrichen, ebenso wie die Fenster und die Haustüre. Ryan erschien und winkte mich zu sich.
„Komm rein. Ich zeig dir gleich alles. Allerdings gibt es ein kleines Problem.“
Ich hörte ihm gar nicht richtig zu, sondern sah mich immer noch um, als ich auf ihn zuging. Hier würde ich also die nächsten Tage verbringen.
Erwartungsvoll trat ich durch die Türe und stand in einem hellen Flur, der in einem freundlichen Beige gestrichen war. Er führte geradeaus in die Küche, wie ich über eine hölzerne Schwingtüre hinweg erkennen konnte. An der Seite führte eine weiße Holztreppe in das obere Stockwerk. Der dunkle Parkettboden unter meinen Füssen war blitzblank poliert und ich glaubte fast, dass ich mein Gesicht darin sehen konnte. An der Wand hingen viele gerahmte Fotos. Ich entdeckte auch eines von Ryan, das ihn wohl an seinem ersten Schultag zeigte. Er hielt eine bunte Schultüte im Arm, grinste mit einer Zahnlücke in die Kamera und sah dabei richtig niedlich aus. Ryan wies auf eine kleine Fußmatte, die neben der Eingangstüre lag.
„Zieh dir immer schön die Schuhe aus. Mein Dad flippt aus, wenn hier jemand mit Schuhen herumläuft“, warnte er mich augenzwinkernd.
Ich tat, was er sagte, und stellte meine Schuhe neben seine. Anschließend führte er mich die Treppe hoch. Oben angekommen sah ich mich kurz um. Die Wände im oberen Stockwerk waren im selben Farbton gestrichen wie im unteren Flur. Auch hier setzten strahlend weiße Leisten und Türen Akzente. Nur konnte ich hier keine Fotos entdecken. Rechts von mir stand eine hohe Bodenvase, in der einige Stoffblumen arrangiert waren und gegenüber an der Wand hing ein großer, rahmenloser Spiegel. „Hier rechts ist mein altes Zimmer. Magst du es sehen?“, fragte Ryan und deutete auf das Ende des Flurs. Er ging voraus, öffnete eine Tür und ließ mich eintreten, bevor er mir folgte. Links neben der Tür, durch die wir eben gekommen waren, ging eine weitere ab. Ryan war meinem Blick gefolgt und erklärte mir, dass sie in das Badezimmer führte.
„Ein Zimmer mit eigenem Bad?
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