Bei Landung Liebe
nichts mehr arbeiten würde.
„Gut, dass ich sie beide gleich hier habe“, begann er.
„Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass alle meine Helferinnen bald arbeitslos sind. Deshalb habe ich beschlossen, dass jede eine Abfindung von fünftausend Euro bekommt.“
Mit offenem Mund drehte ich mich um und blickte überrascht zu meinem Chef. Wow. Das war wirklich ein Batzen Geld. Damit würde ich meinen Anteil an der Rate für unsere Wohnung einige Monate bezahlen können. Eine Sorge weniger.
„Außerdem lade ich euch alle zum Essen ein. Sucht euch ein Restaurant aus und gebt mir die Rechnung.“
Mit diesen Worten ging er wieder in sein Sprechzimmer.
„Noble Geste, was?“
„Das ist wohl das Mindeste, was er tun kann“, knurrte Karin. Ich verstand ihre Verbitterung. Sie und ihr Mann mussten ein Haus abbezahlen und drei Kinder großziehen. Gewiss hatte ihre Arbeitslosigkeit schimmere Auswirkungen auf die Familienfinanzen, als es bei mir der Fall war. Soweit ich wusste, arbeitete ihr Mann irgendwo als Lagerist und verdiente dort nicht allzu gut. Karin zog das Telefonbuch aus der Schublade und schlug es auf. Zielsicher suchte sie nach den dort aufgeführten Gaststätten.
„Ah, hier haben wir es.“ Sie deutete mit dem Fingernagel auf eine Zeile und schob mir das Buch zu.
„Dort gehen wir hin. Das ist das teuerste Restaurant der Stadt.“
„Karin, das können wir doch nicht machen!“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit finsterer Miene an.
„Aber sicher können wir. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel unser lieber Herr Doktor für die Praxis hier einstreicht.“
Nachdenklich drehte ich meinen Kugelschreiber zwischen den Fingern hin und her. Vielleicht hatte sie gar nicht so unrecht. Die Praxis verfügte über einen beachtlichen Patientenstamm und auch die Lage mitten in der Stadt, war durchaus attraktiv.
„Na gut. Am besten rufst du gleich an und vereinbarst einen Termin.“
„Ich werde erst Svenja fragen, wann es bei ihr am besten passt.“
Sie nahm den Hörer, wählte die Nummer und ich wandte mich wieder den Befunden zu. Nach einem kurzen Telefonat teilte Karin mir mit, dass Svenja sich um eine Reservierung kümmern wollte. Da es für sie mit einem Säugling sicherlich nicht einfach war, sich einen Abend freizuhalten, überließen wir ihr die Entscheidung für den Termin. Nach der Sprechstunde begann ich, einen Teil meiner persönlichen Sachen mit nach Hause zu nehmen. Plötzlich wurde mir noch deutlicher bewusst, wie endgültig nun alles war. Ryan wusste bereits von der Praxisschließung, aber meinem Bruder hatte ich immer noch nichts davon berichtet. Ich nahm mir fest vor, das sofort nachzuholen, sobald ich zu Hause war. Schweren Herzens wählte ich am Abend seine Nummer.
„Ja?“, meldete er sich.
„Hey Bruderherz.“
„Hey Isa. Alles klar zuhause?“
„Im Großen und Ganzen schon, aber ich habe leider schlechte Nachrichten.“
„Was ist denn passiert?“
„Dr. Groh schließt die Praxis“, gestand ich ihm niedergeschlagen.
„Was? Warum das denn?“
Ich erklärte ihm alles. Paula ließ ich allerdings unerwähnt. Wenn ich nur an diese Person dachte, wurde ich wütend.
„Mach dir keinen Kopf wegen der monatlichen Rate, Schwesterchen. Wir bekommen das hin. Wenn es eng wird, können wir sicherlich auch mit der Bank sprechen, damit wir eine Weile weniger zahlen.“
Ich kaute an meiner Unterlippe und senkte den Kopf.
„Danke, Bruderherz.“
Tränen stiegen mir in die Augen und ich musste schniefen.
„Wir haben schon Schlimmeres überstanden, Isa“, bemerkte Markus aufmunternd.
Da musste ich ihm recht geben. Ryan und Markus an meiner Seite zu wissen tat gut und ich sah meine Zukunft etwas zuversichtlicher.
Kapitel 31 - Isa
Seit ich nicht mehr arbeiten musste, kostete es mich einiges an Kraft morgens zeitig aufzustehen. Die ersten Tage war ich bis zum späten Vormittag im Bett gelegen. Danach war allerdings der ganze Tag irgendwie verkorkst. Ich frühstückte so spät, dass ich mittags noch keinen Hunger hatte und abends lag ich noch lange wach, als Ryan schon tief und fest neben mir schlief. Zwar hatte ich offiziell Urlaub, aber ich wollte es mir gar nicht erst angewöhnen, jeden Tag so lange zu schlafen. Gähnend zog ich meinen Bademantel über und ging nach unten zum Briefkasten. Mit der Tageszeitung unter dem Arm stapfte ich wieder zurück in die Wohnung und setzte Kaffee auf. Als Erstes würde ich nach geeigneten
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