Bei Landung Liebe
ausgeschrieben. Viele Praxen hatten zum September Auszubildende eingestellt oder waren wohl bereits für den Anstieg der Patienten, wie im Winter üblich, gerüstet. Vielleicht würde ich im Internet fündig werden. Mit meiner Tasse Kaffee in der Hand ging ich in mein Zimmer und startete den Laptop. Ich klickte mich durch einige Internetseiten und stieß tatsächlich auf zwei interessante Angebote. Eine sportmedizinische Praxis ganz hier in der Nähe suchte Verstärkung und auch ein Physiotherapeut, der hier in der Stadt war, suchte jemanden für die Planung der Termine. Ich würde einfach an beide eine Bewerbungsmappe schicken und abwarten. Was anders blieb mir sowieso nicht übrig.
Da ich gerade am Laptop saß und für den Nachmittag nichts mehr vorhatte, beschloss ich, Julia den versprochenen, ausführlichen Bericht meines Miami-Trips zukommen zu lassen. Zu allererst berichtete ich von Markus Gesundheitszustand, ehe ich vom Flug, der Ankunft, Steve, Greg und Linda berichtete. So detailliert wie möglich beschrieb ich den Strand, unseren Bootsausflug, den Besuch im Miami Seaquarium . Ich beschrieb Ryans Kuss auf der Veranda, erzählte Julia von dem Schreck, als ich ihn mit einem anderen Mädchen sah, die sich dann als seine Stiefschwester herausstellte. Schließlich erzählte ich meiner besten Freundin von den letzten Nächten, die ich mit Ryan verbracht hatte. Ich klickte gerade auf „Senden“ als sich meine Zimmertür öffnete und Ryan in mein Zimmer kam.
„Hier steckst du also. Ich dachte schon du wärst gar nicht zuhause.“ Er kam zu mir und gab mir einen Kuss.
„Ich hatte heute schon früher Schluss. Leider habe ich schlechte Neuigkeiten.“
„Stress in der Arbeit?“
„So könnte man es sagen. Mein Chef schließt die Praxis.“
„Und was wird mit euch?“
„Da der neue Besitzer alles erst umbauen will und alles ändern möchte, wird er keine von uns übernehmen“, seufzte ich.
„Du wirst arbeitslos?“
„Ja, sieht wohl ganz danach aus.“
„Wenn es mit Nils so weitergeht, kündige ich bald. Ich konnte heute schon wieder antanzen, weil ich zu wenige Verträge abschließe. Es wird immer schlimmer. Bei ihm zählt nur noch Masse statt Klasse.“
„Du hast also gerade keinen guten Draht zu ihm?“
„Nein, nicht mehr so wie am Anfang.“
„Scheinbar hat Paula irgendwie mit der Praxisübernahme zu tun. Aber ich weiß nicht, was sie für eine Rolle dabei spielt. Ich hatte gehofft, du könntest Nils etwas ausfragen.“
„Vielleicht bekomme ich etwas heraus, wenn ich mich ein bisschen umhöre.“
„Du hättest Paula gestern erleben sollen. Sie hat mich wie einen Lakaien behandelt. Ich musste ihren Mantel aufhängen und Kaffee für sie kochen.“
„Lass dich von ihr nicht ärgern. Genau das will sie mit so etwas erreichen.“
„Leichter gesagt als getan. Ich wette, sie freut sich diebisch, dass ich in einigen Wochen auf der Straße stehe.“
Es tat gut, mit Ryan über die ganze Situation zu reden. Er war ein guter Zuhörer, zeigte Verständnis und nahm mich ernst. Gleich fühlte ich mich besser.
„Was willst du machen, wenn Nils dich vor die Tür setzt?“ fragte ich ihn schließlich. Ryan zuckte mit den Schultern und wandte sich von mir ab, um die Bücher in meinem Regal zu betrachten. Die Sache mit Nils schien ihn zu beschäftigen.
„Wenn du magst, kannst du gerne meinen Laptop benutzen, um nach einem anderen Job zu suchen“, bot ich ihm an.
„Vielleicht setze ich mich morgen mal an deinen Computer. Aber ich habe eventuell etwas in Aussicht.“
„Echt? Was ist das für ein Job?"
„Das erfahre ich hoffentlich Ende der Woche.“ Er drehte sich wieder zu mir und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, das ich spontan erwiderte. In dem Moment spürte ich, dass alles gut werden würde.
Kapitel 30 - Isa
Dr. Groh teilte mir am nächsten Tag mit, dass er die Praxis, wie bereits angedeutet, zum Monatsende schließen würde. Aufgrund der Menge an Überstunden und Resturlaub war morgen mein letzter Arbeitstag. Bedrückt setzte ich mich zu Karin an die Anmeldung.
„Na, wie geht’s?“, fragte sie mich.
„Weißt du schon Bescheid?“
„Ja. Dr. Groh bat mich gestern nach der Sprechstunde zu sich.“
„Scheiße, was?“
Sie lächelte schwach.
„Ja, das kann man wohl laut sagen.“
Ich stand auf, um Befunde abzusortieren, als ich sah, dass Dr. Groh auf die Anmeldung zukam. Er sollte nicht denken, dass ich nun, da ich von meiner baldigen Arbeitslosigkeit wusste,
Weitere Kostenlose Bücher