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Bei Tag und bei Nacht

Bei Tag und bei Nacht

Titel: Bei Tag und bei Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit gebratenem Schinkenspeck und Eiern auf den Tisch.
    »Warum wollten Sie zu dem alten Lawrence-Haus fahren?«, erkundigte er sich und lud sich einen Teller voll.
    Gennie warf ihm einen kurzen Blick zu. Jetzt wird also höflich Konversation gemacht, dachte sie.
    »Ich habe es gemietet«, erwiderte sie kühl und streute Salz auf ihre Eier.
    »Ich war der Meinung, dass die Witwe Lawrence es verkaufen möchte.«
    »Stimmt.«
    »Ist es nicht schon ein bisschen spät für ein Strandhaus?« Grant kaute mit Genuss, da es ihm vorzüglich schmeckte.
    Gennie zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich auf ihr Frühstück. »Ich bin kein Sommergast.«
    »Nein?« Er betrachtete sie eingehend. »Sie kommen aus Louisiana, nicht wahr? New Orleans oder Baton Rouge?«
    »New Orleans.« Gennie vergaß ihren Ärger und warf Grant einen neugierigen Blick zu. »Sie stammen ebenfalls nicht aus dieser Gegend, oder?«
    »Nein«, antwortete er nur und beließ es dabei.
    Das könnte ihm so passen, dachte Gennie. Erst wird eine Unterhaltung angefangen, dann hüllt er sich wieder in Schweigen.
    »Warum muss es unbedingt ein Leuchtturm sein?«, forschte sie. »Er ist gar nicht mehr in Betrieb, oder? Ich bin gestern Nacht dem Licht gefolgt, das aus dem Fenster schien. Es war kein Signalscheinwerfer.«
    »Die Küstenwache beaufsichtigt diesen Bereich mit Radar. Der Turm ist vor mehr als zehn Jahren stillgelegt worden. War Ihnen das Benzin ausgegangen?«
    Seine Gegenfrage kam so schnell, dass Gennie zu spät bemerkte, wie Grant versuchte, einer Antwort auszuweichen.
    »Nein. Ich parkte eine Weile am Straßenrand. Als ich weiterfahren wollte, sprang der Wagen nicht wieder an. Ich fürchte, dass er abgeschleppt werden muss.«
    Grant stieß einen Laut aus, der fast wie Lachen klang. »Sie könnten sich vielleicht nach Bayside bringen lassen, aber ganz bestimmt nicht nach Windy Point. Ich werde mir die Sache einmal ansehen«, meinte er und beendete sein Frühstück. »Wenn ich nichts machen kann, müssen Sie Buck Gates Bescheid sagen, der repariert den Wagen bestimmt.«
    Nachdem sie ihn lange betrachtet hatte, entgegnete Gennie langsam: »Ich danke Ihnen!«
    Grant erhob sich und stellte seinen Teller in die Spüle. »Ziehen Sie sich an«, befahl er, »ich habe noch andere Dinge zu tun.« Zum zweiten Mal ließ er Gennie allein in der Küche zurück.
    Ein Mal nur möchte ich das letzte Wort haben, wünschte sie sich inständig und stellte ihr Geschirr zu Grants Teller. Dann zog sie heftig den Gürtel des Bademantels fest und machte sich auf den Weg. Natürlich würde sie sich ankleiden, und zwar, bevor er seine Meinung änderte.
    Grob oder nicht, Grant hatte ihr Hilfe angeboten, und die würde sie akzeptieren. Dann konnte Grant Campbell zum Teufel gehen, wenigstens, was sie betraf.
    Als sie in das Badezimmer schlüpfte, um sich umzuziehen, war von Grant nichts zu sehen. Gennie hängte den Mantel ordentlich an einen Haken bei der Tür. Ihre eigenen Sachen waren trocken. Nur die Sandalen fühlten sich noch ein wenig feucht an. Wenn sie Glück hatte, könnte sie innerhalb einer Stunde das Haus beziehen. Der größte Teil des Nachmittags wäre zum Zeichnen frei.
    Diese Hoffnung gab Gennie ihre gute Laune zurück. Fröhlich lief sie die Treppe hinunter. Aber auch dort war von Grant keine Spur zu entdecken. Nach kurzem Kampf mit der schweren Vordertür trat sie ins Freie.
    Die Luft war so klar, dass es Gennie beinahe den Atem verschlug. Vom Nebel und Sturm der vergangenen Nacht war nichts mehr zu spüren. Gennie wusste, dass es auf Erden nur wenige Orte gibt, die tatsächlich strahlten: Das hier war einer. Gelbes Sonnenlicht strömte vom wolkenlos blauen Himmel. Direkt neben dem Leuchtturm wuchs derbes Gras mit bunten Blumen dazwischen. Goldruten bogen sich im Wind. Sie deuteten zwar auf das nahe Ende des Sommers hin, aber an diesem Tag war davon noch nichts zu spüren.
    Gennie konnte jetzt den engen Weg erkennen, den sie in der Nacht so mühsam entlanggestolpert war. Erstaunlicherweise stand ein dreigeschossiges Bauernhaus nur wenige Hundert Schritte entfernt. Die Schmutzschicht auf den Fenstern und das hüfthohe Gras drumherum ließen erkennen, dass es unbewohnt, wenn auch nicht verfallen war. Sicherlich hatte dort früher, als die Lichtanlage noch in Betrieb war, die Familie des Leuchtturmwärters gewohnt. Gennie stellte sich vor, wie nachts der Sturm heulte und die Brandung an die Felsenküste schlug, wenn der Leuchtturmwärter seinen Dienst tat,

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