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Bei Tag und bei Nacht

Bei Tag und bei Nacht

Titel: Bei Tag und bei Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ist?«
    Außer Atem hielt Gennie an und überlegte, was sie ihm eigentlich hatte sagen wollen. Dass sie ihn keineswegs nie mehr wiedersehen wollte? Wenn Sie auch den Grund noch nicht verstand, sollte er ihr doch die Chance geben, es herauszufinden.
    »Waffenstillstand!« Gennie streckte ihm die Hand entgegen. Als er sie nur unfreundlich anstarrte, gab sie sich einen Ruck und schluckte noch ein bisschen mehr von ihrem Stolz herunter. »Bitte!«
    Das eine Wort gab den Ausschlag. Grant ergriff die dargebotene Hand und hielt sie fest. »In Ordnung. Weshalb?«
    »Ich weiß nicht.« Gennie war unsicher. »Wahrscheinlich ist es ein verzweifelter Versuch, sich mit einem Menschenfresser zu vertragen.« Grant hob ironisch eine Augenbraue, und Gennie seufzte. »Okay. Das ist mir so herausgerutscht. Ich nehme es zurück.«
    Unbewusst spielte Grant mit dem schmalen Goldring an Gennies Finger. »Und was jetzt?«
    Ja, was jetzt? überlegte sie und spürte die elektrisierende Wirkung seiner leichten Berührung. Klein beigeben wollte sie nicht, aber auch keine Furcht zeigen wie ein verstörtes Kaninchen.
    »Wie wäre das: Ich bin dir eine Mahlzeit schuldig.« Das Du-Sagen ging wie von selbst. »Wenn ich mich revanchiere, dann sind wir quitt.«
    »Und wie?«
    »Ich koche das Abendessen.«
    »Du hast schon Frühstück gemacht.«
    »Ja, aber das war bei dir.« Gennie war in Gedanken schon einen Schritt weiter und überlegte, was sie noch besorgen müsste.
    Grant betrachtete sie prüfend. »Willst du alles zum Leuchtturm bringen?«
    Ganz bestimmt nicht! fuhr es Gennie durch den Sinn. Die Atmosphäre von See und Naturkraft war zu riskant. »Wir essen in meinem Haus. Dort ist ein Grill auf der Veranda, wenn du Steaks magst.«
    Grant hätte liebend gern erfahren, was hinter ihrer Stirn vorging, und er wusste genau, dass er das herausfinden musste.
    »Gegen ein gutes Steak habe ich nichts einzuwenden.«
    »Fein!« Gennie nickte entschlossen und nahm seine Hand. »Dann gehen wir jetzt einkaufen.«
    »Moment mal«, protestierte Grant, als Gennie ihn die Straße entlangziehen wollte.
    »Fang nicht schon wieder mit Einwänden an. Wo kann man gute Steaks bekommen?«
    »Im Ort«, meinte er trocken. »Das ist aber die andere Richtung.«
    »Oh!« Gennie kehrte um.
    Grant musste über ihren verdutzten Gesichtsausdruck lachen und legte seinen Arm um ihre Schultern. »Bei Leeman’s kann man recht ordentliches Fleisch kaufen.«
    Gennie war nicht sicher, ob er sich über sie lustig machte. Doch es stellte sich heraus, dass er recht hatte. Zusätzlich erstand sie noch frischen Salat und allerlei Grünzeug, dann zog sie Grant wieder hinaus auf die Straße.
    »Das hätten wir. Wo kann ich eine Flasche Wein bekommen?«
    »Wahrscheinlich bei Fairfield. Er ist der Einzige, der alkoholische Getränke führt. Du darfst aber nicht anspruchsvoll in Bezug auf die Marke sein.«
    Als sie die Straße überquerten, kam ein Junge auf seinem Fahrrad vorüber. Er warf Grant einen schnellen Blick zu, drückte das Kinn auf die Brust und machte, dass er weiterkam.
    »Einer deiner Bewunderer?«, fragte Gennie mit Unschuldsmiene.
    »Ihn und drei seiner Freunde habe ich vor ein paar Wochen von den Klippen weggejagt.«
    »Das war aber nicht sehr kameradschaftlich.«
    Grant lachte nur und erinnerte sich daran, dass er zwar zuerst böse über die Störung seines geheiligten Friedens war, dann jedoch Angst um die Burschen bekommen hatte, weil die gar zu waghalsig auf den Felsen herumkletterten.
    »Würdest du auch einen kranken Hund treten?«
    »Nur dann, wenn er mich auf meinem Grundstück stört.«
    Seufzend schüttelte Gennie den Kopf und öffnete die Tür von Fairfields Laden. An der gegenüberliegenden Seite stand Will und packte Dosen in ein Regal. Er ließ alles stehen und eilte mit hochroten Ohren herbei. »Kann ich Ihnen helfen?« Seine Stimme überschlug sich beinahe.
    »Ich brauche eine Tüte Holzkohle«, erklärte Gennie, »und eine Flasche Wein.«
    »Holzkohle ist … ist im Hof«, stammelte er und trat einen Schritt zurück, als Gennie näher kam. Mit dem Ellbogen stieß er an einen kunstvoll aufgebauten Berg aus Milchdosen. Polternd rollten sie über den Steinfußboden. »Wie … wie viel soll es denn sein?«
    Gennie verbiss sich ein Lachen. »Fünf Pfund würden genügen.«
    »Hole ich sofort!« Der Junge verschwand, und Gennie hörte die ärgerliche Stimme seines Chefs, den er fast umgerannt hätte. Sie musste die Hand auf ihren Mund pressen, um nicht

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