Bei Tag und Nacht
mir, daß das nicht noch einmal geschähe - nicht, solange die Aufforderung nicht von dir kommt. Nicht, wenn du nicht genau solche Sehnsucht hast wie ich.«
Ihr Herz wollte schier zerspringen. Alles drehte sich vor ihr, und ihre Hände zitterten. Er begehrte sie. Hatte sie die ganze Zeit gewollt. ..
Ein Finger strich über ihre Wange. »Ist es das, was du dir wünschst, mein Engel? Möchtest du, daß ich dich liebe? Weil es entschieden das ist, wovon ich träume.«
Ihr Herz zog sich zusammen, sie bekam kaum Luft. Natürlich will ich das, schrie sie innerlich. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Sie wollte, daß er sie küßte, sie in die Arme nahm. Er sollte sie auch lieben. Aber sie bedeutete ihm nicht einmal so viel, daß er dafür dem Bett einer anderen fernblieb.
Das bebende Hochgefühl sank in sich zusammen. Es wurde wieder eng in ihrer Kehle von neuen Tränen, und ihre Brust war bleischwer. »Was ich will, spielt keine Rolle. Es gibt andere Dinge, auf die es ankommt.«
Er seufzte. »Ja, das stimmt. Deine Familie, dein Ruf. Du warst noch unberührt, die unschuldige Tochter eines Edelmanns. Du verdienst mehr, als nur die Geliebte irgendeines Soldaten zu werden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das zählt alles nicht... für mich.«
Adrian wußte nicht mehr weiter. »Was denn dann?«
Ihr Blick wanderte suchend über sein Gesicht. »Ich weiß ... ich weiß von dir und Lady Kainz.«
»Lady Kainz? Natürlich weißt du von Cecily. Du hast doch in ihrem Bett geschlafen in der Nacht, als ich dich zum erstenmal sah - damals in Blauenhaus. Natürlich kannst du dir zusammenreimen, daß wir eine Affäre hatten.«
Sie wandte den Blick ab, fühlte sich so elend, daß sie kaum reden konnte. »Ich weiß auch von den anderen Begegnungen... nachdem wir schon miteinander geschlafen hatten. Als du sie in Wien aufgesucht hast.«
»Wovon redest du? Wer hat dir erzählt, ich wäre bei ihr gewesen?«
»Sie selbst. Sie sagte, sie hätte dich bei einem Diner im Belvedere getroffen und du hättest sie dann nach Hause gebracht...
weil sie wüßte, wie man dich glücklich macht, was dir gefällt... daß ihr beide schon länger befreundet wäret als wir zwei.«
Aus seinen Augen blitzte blanker Zorn. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Diese falsche, ränkeschmiedende Giftnatter! Allerdings habe ich sie begleitet, genau bis vor die Tür ihres Hauses. Danach habe ich sie noch ein paarmal bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen getroffen, aber ich war nie mit ihr allein - und es gab keinerlei engeren Kontakt. Seit der Nacht, als ich in dein Zimmer in Blauenhaus gedrungen bin, habe ich keine andere Frau mehr gehabt. Ich habe keine mehr gewollt -außer dir.«
Elissa stand da und starrte ihn an. Himmel, konnte das wahr sein? Hatte die Vicomtess sie tatsächlich angelogen? Sie erforschte seine Züge, versuchte, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Adrian umfaßte ihr Gesicht. »Ich habe dir nie etwas vorgemacht, Elissa.«
Sein Kinn war gereckt, seine Züge ernst. Was er sagte, stimmte - das sah sie in der Tiefe seiner schönen Augen. Er war ihr nie untreu gewesen, begehrte sie und sie ihn. Und wie sie sich nach ihm verzehrte!
Tränen verschleierten ihr die Sicht. »Adrian . ..« Sie machte nur einen Schritt, und er umfing sie inniglich. Sein Herzschlag pochte dröhnend an ihrer Brust, beinah so laut wie ihr eigener, und Elissa legte ihre Arme um seinen Hals. »Ich habe dich vermißt«, flüsterte sie, »so furchtbar vermißt.«
Seine Hand schob sich in ihre Locken, und er hielt ihren Kopf an seine Schulter gedrückt. »Und ich brauche dich, mein Engel. Mein Gott, wie ich dich brauche!« Dann küßte er sie, heiß und heftig und leidenschaftlich, aber doch so zärtlich, daß ihr Herz in der Brust schmelzen wollte. Er brauchte sie. Nur aus Unsicherheit hatte er sie gemieden.
Adrian küßte sie noch einmal, in einem tiefen, betäubenden, hingebungsvollen Kuß, bei dem ihr die Knie weich wurden wie
Gummi. Er streckte eine Hand aus und löschte die Kerze; doch ein wenig Licht schien von den Feuern draußen durch die Leinwand, so daß der Raum gedämpft schimmerte. Der Kuß brach nicht ab, wurde tiefer, seine Zunge drang in sie, und die Wärme strömte durch ihren Leib.
Sie erwiderte den Kuß, fuhr mit ihren Fingern in sein dichtes Haar. Seine Lippen wanderten über ihr Kinn, streuten kleine, feuchte Küsse über ihre Kehle und ihre Schultern. Er zog das Bändchen am Ausschnitt ihrer Bluse auf und schob den Stoff
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