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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Blick auf ihr ruhte, bis sie beim Zelt angekommen war.

19
    Elissa machte sich sorgfältig zurecht für den letzten Abend im Lager vor dem langen Marsch nach Wien. Inmitten der umliegenden Zelte brannte ein großes Feuer, und eine Ansammlung von Soldaten stand drumherum. Adrian war auch dabei, das wußte sie, genauso wie Joseph Becker.
    Vorhin hatten sie eine einfache Mahlzeit aus Brot und heißen Würstchen, die noch aus Zwettl stammten, zu sich genommen. Nach dem Spülen war sie zum Zelt zurückgegangen und hatte einen Strategieplan geschmiedet. Jetzt zog sie sich einen sauberen Baumwollrock zu einer weißen Bauernbluse an, ein rotes Leinenmieder, das vorn geschnürt war und ihre Brüste am Ausschnitt zu noch weicheren Rundungen hochschob.
    Unter dem Rock trug sie nichts, so daß das Licht des Feuers die Form ihrer Beine und Hüften durchscheinen lassen würde. Und sie hatte vor, sich so hinzustellen, daß Becker das sehen konnte.
    Adrian desgleichen! Sie hatte das dringende Bedürfnis, ihn daran zu erinnern, wie sie in natura beschaffen war. Aus welchem Grund auch immer begehrte er sie nicht mehr in der anfänglichen Weise; und obwohl sie wußte, daß sie sich an einen treulosen Tropf hängte, tat sie es doch.
    Sie wollte ihn. Außerdem liebte sie ihn! Es war unvernünftig, albern und bedauernswert, daß sie ihn liebte, aber leider konnte sie nichts dagegen tun.
    Männerstimmen wurden laut. Der Geruch von Tabak und Leder hing in der Luft. An einem fernen Lagerfeuer wurde gesungen. Elissa fuhr sich mit den Fingern durch ihr blondes Haar und bauschte es so um ihr Gesicht, daß es hoffentlich reizend aussah. Mit dem sinnlichsten Lächeln, dessen sie fähig war, hob sie den Zelteingang und trat hinaus.
    Die Nachtluft berührte kühl ihre Haut. Eine sanfte Brise hob ihre Locken im Nacken und drückte den Rock gegen ihre Beine. Die Welt schien in einem Meer von Dunkelheit zu schwimmen, in dem die vielen Lagerfeuer wie Diamanten funkelten. Bald entdeckte sie den Major, der sich ruhig mit einem der Männer unterhielt. Sie wußte, daß Adrian auch schon mit ihm gesprochen hatte; doch jetzt stand der Colonel etwas abseits im Gespräch mit der dunkeläugigen, schwarzhaarigen, entzückenden Nina Petralo.
    Elissas Magen zog sich ein wenig zusammen, und ihre Hand an der Hüfte zitterte. Nina lachte über etwas, das Adrian gesagt hatte, und er stimmte ein. Ein so herzliches Lachen hatte sie schon lange nicht mehr von ihm gehört.
    Ihr Magen schlug einen Purzelbaum, und ihr Mund war trocken wie Watte. Sie wünschte, sie könnte seine Augen sehen und wissen, was er dachte - dann war sie jedoch froh, daß sie das nicht konnte.
    Betrachtete er Nina genauso, wie er sie anschaute, mit heißem und hungrigem Blick, so daß er direkt in ihr Herz drang? Versprach seine Miene feurige Küsse und Berührungen, die ihr Blut in Feuer verwandelten?
    Elissas Handflächen wurden feucht, und eisige Kälte kroch über ihren Rücken. Wenn er zu Nina ging, wie er zu Cecily
    Kainz gegangen war - o Herr im Himmel, das würde sie nicht ertragen. Tränen brannten hinter ihren Augen, und sie geriet in Panik darüber, daß sie wirklich fließen könnten.
    Nicht jetzt! Du liebe Güte, nicht hier!
    Bebend atmete sie tief durch und zwang sich zur Ruhe. Sie hatte nicht bemerkt, daß sie stehengeblieben war und in Adrians Richtung starrte, bis er endlich aufschaute und lächelte. Es war ein warmes, weiches Lächeln, und der schmelzende Blick in seinen Augen galt nicht Nina - sondern ihr.
    Danke, lieber Gott, sie hatte sich getäuscht! Das dunkelhaarige junge Mädchen hob einen Arm und winkte sie herüber -Elissa wäre vor Erleichterung beinah ohnmächtig geworden. Sie zwang ihre Beine, sich zu bewegen, das Lager lässig zu durchqueren, ohne sich auch nur im geringsten so zu fühlen. Als sie Adrian erreicht hatte, war sie erstaunt, daß ihre Stimme völlig normal klang.
    »Guten Abend, Colonel. Wie ich sehe, habt Ihr Nina kennengelernt.«
    Er nickte. »Ihr beide scheint Euch ja schon heute mittag begegnet zu sein.«
    Elissa schaute Nina an, in deren Augen keine Spur von Verführung zu sehen war, nur einfach Freundschaft. »Ja. Und ihre kleinen Geschwistern Tibor und Vada auch. Sie sind wirklich nette Kinder. Ich freue mich darauf, daß wir auf dem Marsch nach Wien Gesellschaft haben werden.« Sie unterhielten sich eine Weile, und Nina war so unbefangen und natürlich wie immer.
    »Dein Colonel hat mir gerade erzählt, wie es dir gelungen ist, ihn dazu zu

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