Bei Tag und Nacht
Pläne des Erzherzogs nicht. Vielleicht weiß Colonel Kingsland da besser Bescheid.«
»Ihr seid doch Adjutant eines Generals. Ich dachte, Ihr wärt möglicherweise in etwas Interessantes eingeweiht.«
»Nichts von öffentlichem Belang!«
Sie wandte den Blick ab und gab sich bedrückt. »Daran hatte ich nicht gedacht. Ich hätte wohl nicht fragen sollen.«
»Das macht nichts. Ihr seid ja noch neu hier.«
»Richtig.« Sie warf ihm ein letztes warmes Lächeln zu. »Aber ich werde wohl immer neugierig sein. Das ist nicht wirklich schlimm, oder?«
Er lächelte. »Wohl kaum - aber Ihr kennt ja das Sprichwort: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.«
Unbehagen erfaßte sie. »Ja, das kenne ich.«
Elissa schaute zu dem Zelt hinüber, das sie mit Adrian teilte, und wünschte plötzlich, sie wäre dort. »Es wird langsam spät. Ich gehe jetzt lieber, bevor sich der Colonel fragt, wo ich bleibe. Gute Nacht, Major Becker.«
»Gute Nacht, Elissa.«
Er blickte ihr nach, als sie fortging, und sie fragte sich, was er wohl denken mochte. Es war keine besonders erfolgreiche Begegnung gewesen; aber wenigstens wußte sie jetzt, woran sie bei ihm war. Vielleicht hatte Becker irgendwo eine Freundin, an der ihm genug lag, um ihr treu zu bleiben. Abgesehen von Adrian mochte es durchaus solche Männer geben. Zum Beispiel ihre Brüder. Und ihr Vater.
Sie hob den Zelteingang, schlüpfte hinein und wünschte sich, sie hätte sich in einen Mann verliebt, der ihnen ähnlicher war. Im Licht einer einzelnen Kerze auf einer umgekehrten Munitionskiste stand Adrian mit aufgeknöpfter Jacke und blickte ihr hart entgegen.
»Wie ist es gelaufen?« fragte er.
Elissa seufzte. »Nicht so, wie ich gehofft hatte. Er ist nicht an mir als Frau interessiert. Vielleicht kann ich seine Freundin werden.«
»Sei doch nicht kindisch«, sagte Adrian scharf, was sie überraschte. »Es gibt keinen einzigen Mann in diesem Lager, der nicht an dir >als Frau< interessiert ist. Becker zeigt es halt nicht. Jeder einzelne Soldat in der Umgebung ist neidisch auf unser, wie er glaubt, gemeinsames Zusammensein.«
Er hätte wirklich nichts Schlimmeres sagen können. In ihren Augen brannten plötzlich die Tränen. Sie dachte daran, wie er mit Nina gelacht hatte, und blinzelte kräftig, damit sie verschwanden.
»Aber du bist nicht mit mir zusammen, Adrian, oder? Du küßt mich nicht - berührst mich nicht.« Sie senkte den Kopf und sah, daß die Pritschen wieder sorgfältig getrennt waren. »Du interessierst dich genausowenig für mich wie Becker.«
Dann wandte sie sich ab, weil sie die Tränen nicht mehr bremsen konnte. Das Herz tat ihr weh und drückte schwer in ihrer Brust. Seine Ablehnung schmeckte bitter.
» Herrje, du weinst ja«, sagte Adrian und legte sanft die Hände auf ihre Schultern, drehte sie langsam zu sich herum. »Aber warum denn?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Bitte, Elissa, ich will es wissen!«
Als sie zu ihm aufsah, kehrte eine Spur ihres Mutes zurück. »Sagt Ihr es mir doch, Colonel. Erklärt mir, warum Ihr mich nicht mehr begehrt.«
Seine Finger preßten ihre Schultern fester. »Wovon sprichst du?«
»Das weißt du ganz genau, wovon! Ich rede davon, daß du mich nicht mehr berühren, nicht mehr lieben willst. Es gab eine Zeit, da hast du dich nach mir gesehnt, doch die ist längst vorbei.«
Seine Züge wurden starr. Sein Gesicht schien wie aus Stein gehauen. »Das glaubst du also? Daß ich dich nicht begehre?« Er nahm ihre Hand und schob sie heftig über seinen Körper abwärts, so daß sie auf seinem Hosenschlitz zu liegen kam. Er war hart, hob sich pulsierend ihrer Hand entgegen. Sie spürte die Hitze seiner Begierde durch den engen Stoff hindurch, und das Blut begann in ihren Ohren zu rauschen.
»Und wie ich dich will!« krächzte er. »Nie habe ich aufgehört, dich zu begehren. Jedesmal wenn ich dich ansehe, werde ich so hart, daß es förmlich weh tut. Ich kann nachts nicht schlafen, weil ich immer daran denke, wie es sich angefühlt hat, in dir zu sein, deine schönen Brüste zu küssen, diesen weichen, süßen Mund zu kosten. Ich kann mich nicht erinnern, je einer Frau so verfallen gewesen zu sein.«
Ein Kribbeln durchströmte sie, ein schweres, frauliches Gefühl von Macht, das sie seit Wochen nicht mehr verspürt hatte. »Warum also ...«
»Weil ich mir geschworen habe, dich in Frieden zu lassen. Schon einmal habe ich dich in mein Bett gezwungen. Ich habe dich erpreßt, mir deinen Körper zu schenken. Daher schwor ich
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