Bei Tag und Nacht
wehmütig. »Ich wollte hiersein, wenn mein Sohn heiratet. Er soll wissen, wie sehr ich mich freue und daß ich ihm für seine Zukunft alles erdenklich Gute wünsche!«
Adrian wandte sich eisig an Elissa. »Du hast mir dein Wort gegeben.«
Plötzlich verspürte sie Unruhe. Hoffentlich hatte sie das Richtige getan. »Ich habe dir nie etwas versprochen, sondern sagte nur, dein Geheimnis wäre bei mir in Sicherheit. Bestimmt stellt dein Vater keine Bedrohung für uns dar.« Sie wandte sich dem imposanten Herzog zu, der seinem Sohn so ähnlich sah. »Ist es nicht so, Euer Gnaden?«
»Ich habe nie von dir gewußt, Adrian«, erklärte sein Vater. »Wenn ich auch nur im entferntesten geahnt hätte ... einen Augenblick lang geglaubt hätte, daß du mein Sohn bist, hätte ich dich niemals in jener elenden Familie gelassen.«
Der Colonel sagte nichts, starrte nur weiter den Herzog an, und seine Augen waren unergründlich.
»Unter Umständen willst du mir nicht vergeben«, fuhr der Herzog fort, »und das könnte ich wohl verstehen. Aber ich möchte, daß du weißt, wie stolz ich auf dich bin. Ich habe in den vergangenen Monaten vieles über dich in Erfahrung gebracht. Du bist ein Mann von echtem Schrot und Korn, und ich freue mich, daß mein Blut in deinen Adern fließt.«
In Adrians Blick flackerte etwas Trotziges, aber auch Unsicheres auf. »Es ist mein innigster Wunsch«, sagte der Herzog, »daß du eines Tages vielleicht einen Platz in deinem Herzen findest für den Mann, der dein Vater ist.« Seine Lippen hoben sich zu einem traurigen Lächeln. »Von dem Moment an, als ich dich sah und mir klarwurde, daß du wirklich von mir stammst, habe ich dich als meinen Sohn geliebt.«
Adrian mußte schlucken. Er wandte sich ab, doch Elissa hatte bereits ein verräterisches Blinken in seinen Augen bemerkt. Nachdem er sich geräuspert hatte, klang seine Stimme heiser.
»Bis zur Begegnung mit Elissa hatte ich nicht geglaubt, je Liebe zu finden. Für mich gab es nie eine Familie - nie einen Vater. Vielleicht werde ich jetzt, da meine Frau mir den Weg zeigt, auch solches Glück kennenlernen.«
Die Augen des Herzogs glänzten ebenfalls. Er legte seine Hand auf die breite Schulter seines Sohnes. »Danke.«
Adrian nickte nur. Als er sich Elissa zuwandte, war die Düsterkeit aus seiner Miene verschwunden. Ihre grünen Tiefen leuchteten vor Liebe und Freude und Hoffnung auf die Zukunft.
»Meines Wissens nach wird auf dem Schloß eine Hochzeitsfeier vorbereitet«, sagte er. »Es ist höchste Zeit, heimzufahren.«
Elissa lächelte. Heim. Sie würde es dazu machen, das schwor sie. Sie würde für ihn sorgen und ihm Kinder schenken. Allmählich würde er seinen Vater annehmen und den Herzog zur Familie gehören lassen. Da sie Adrian von ganzem Herzen zugetan war, würde er nie wieder einsam sein.
Er schien zu spüren, was sie dachte, denn sein grüner Blick wurde plötzlich innig. »Es soll dir nie leid tun, mich geheiratet zu haben - nicht einen Augenblick lang, das verspreche ich dir, mein Engel.«
Diesbezüglich hegte sie nicht den geringsten Zweifel. Ihr geliebter Colonel hielt immer sein Wort!
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