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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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auf, als sie das Zelt betreten wollten.
    »Danke, daß Ihr gekommen seid«, begrüßte er sie. »Wir brauchen jede Hilfe. Aber vielleicht wäre es das beste, wenn Ihr draußen arbeitet. Könnt Ihr das Verbinden der Verwundeten übernehmen?«
    Elissa war erleichtert. Alles, nur nicht in dieses Zelt. »Ja, wir fangen sofort an.«
    Von diesem Augenblick an verschwamm die Zeit. Die Ordonnanz zeigte ihnen, wie sie Wunden reinigen und Verbände anlegen sollten. Sie trugen Wasser und Bandagen herbei, gaben Laudanum aus, um die Schmerzen zu lindern, legten kühle Kompressen auf Stirnen gegen das Fieber - gleichzeitig bemühten sie sich, den Verletzten Trotz zu spenden.
    Es war ein schreckliches, uferloses Unterfangen. Bis zum Abend starrten Elissas Röcke vor Blut, Haare und Kleider vor Schweiß, und ihr Rücken brach förmlich ab vor Erschöpfung. Ihre Arme waren so müde, daß sie sie kaum noch heben konnte, doch die Kolonnen der Verwundeten nahmen kein Ende.
    Jamison kam kurz vor Mitternacht zu ihnen, sein roter Rock war staubig und zerrissen, der Griff seines Degens voll getrocknetem Blut.
    Nina entdeckte ihn als erste, drehte sich um und rannte zu ihm. Jamison nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich, und sie wollte eigentlich nicht weinen. Den ganzen Tag hatte sie genau wie Elissa ihre Sorgen hintangestellt - aber jetzt rannen doch die Tropfen über ihre Wangen.
    »Ist schon gut, Liebste!« Jamison streichelte sie. »Mir fehlt doch nichts. Ich habe gehört, daß ihr hier seid, und bin gekommen, um zu sehen, wie es um euch steht.« Er warf einen Blick auf Elissa und sah die Erschöpfung in ihrer Haltung. »Die Ärzte sagen, ihr zwei seid seit heute morgen ununterbrochen auf den Beinen. Jetzt müßt ihr auch einmal schlafen. Ihr tut niemandem einen Gefallen damit, wenn ihr zu müde seid, euch aufrecht zu halten. Ich bringe euch zurück und ...«
    »Noch nicht!« Elissa betrachtete die endlose Zahl der Verwundeten ringsum. »Wir können jetzt nicht einfach weg.«
    »Ja, wir müssen bleiben«, stimmte Nina ihr zu. »All diese Unglücklichen haben Schmerzen. Wir werden hier eine kleine Pause machen.«
    Er sah ihre entschlossenen Gesichter, und kampfesmüde ergab er sich. »Also gut, aber versucht wenigstens, ein paar Stunden Ruhe zu bekommen.« Jamie beugte sich vor und hauchte einen sanften Kuß auf Ninas Lippen. »Ich bin stolz auf dich.« Elissa lächelte er zu. »Auf euch beide!«
    Elissa griff nach seinem Arm. »Was ist mit Adrian, Major? Wir haben gehört, die Briten hätten mitgekämpft. Geht es ihm gut?«
    »Heute nachmittag haben wir Liechtensteins Kavallerie unterstützt. Es war ein heftiger Kampf, aber glücklicherweise mit wenigen Opfern. Adrian geht es gut. Ich habe ihn vor weniger als einer Stunde getroffen.« Sein Blick lag voller Sympathie auf ihr. »Er hat nach Euch gefragt. Es will ihm gar nicht besonders gefallen, daß Ihr hier seid und im Lazarett arbeitet. Er macht sich Sorgen wegen der Frontnähe. Wenn irgend etwas schiefgeht ...«
    »Er muß kämpfen, und ich muß tun, was ich kann, um zu helfen.«
    Nach einem Moment nickte er. »Das richte ich ihm aus. Ich denke, er wird es verstehen.« Jamison wandte sich wieder Nina zu, und Elissa ließ die beiden allein.
    Sie wünschte nur, Adrian wäre gekommen, wünschte, sie könnte ihn noch einmal sehen. Er sollte wissen, daß die harten Worte ihr leid taten, die sie ihm in Wien an den Kopf geworfen hatte, und daß sie Frieden schließen wollte. Außerdem würde sie ihm noch einmal sagen, daß sie ihn liebte.
    Aber Adrian war nicht gekommen, und es gab Verletzte zu betreuen. Sie bewegte Schultern und Arme, um die Anspannung etwas zu lindern; zwar wackelten ihre Beine bei jedem Schritt vor Erschöpfung, trotzdem machte sie weiter. Wenn er nur in Sicherheit war - tatkräftig ging sie wieder an ihre grauslige Arbeit.
    Eine Kanonenkugel zischte über seinen Kopf und bohrte sich hinter ihm in den Boden. Erde und Steine spritzten hoch und bedeckten ihn mit allerhand Geröll. Rauch brannte in seinen Augen, so daß er fast nichts mehr sah, und doch drängte Adrian weiter, ritt seinen Männern mit entschlossener Miene voraus, die Schultern unbeugsam aufrecht. Minotauros stampfte neben Jamisons hohem, schwarzem Wallach her, wo das britische Regiment sich mit den Österreichern zu zwei Einheiten von viertausend Reitern zusammengeschlossen hatte.
    Mit gezogenem Säbel beugte Adrian sich nun nach vorn, ließ den Hengst schneller gehen, auf die Wand von Angreifern

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