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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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mit ihrem Körper verschmelzen.
    Schon vor Tagen war der Ärger verflogen, der ihn bei ihrer Trennung gepackt hatte. Vielleicht war er auch gar nicht verärgert gewesen. Er wollte sie loswerden, und sie hatte ihm einen Vorwand geliefert. Aber schon beim Fortreiten konnte er den
    Anblick ihrer Tränen nicht vergessen und ihre beißenden Worte nicht abschütteln.
    In Wirklichkeit lauft Ihr ja nur davon ... Ihr seid ein Feigling, Colonel Kingsland...
    Diese Worte klirrten in seinem Inneren, waren in sein Herz gedrungen, nagten an seinem Gemüt. Er war tatsächlich ein Feigling, da hatte sie recht. Er liebte Elissa Tauber und hatte sich in seinem Leben noch nie vor etwas so gefürchtet. Denn er kannte den Schmerz, der daraus entstehen konnte, wenn man jemanden liebte. Sein halbes Leben hatte er daran gearbeitet, solche Gefühle abzuwehren. Und doch war er jetzt hier, stand auf dem Hügel wie ein liebeskranker Narr, sehnsüchtig, sie wenigstens zu sehen.
    Ein Geräusch hinter ihm holte ihn aus seinen Gedanken. Jamie stieg gerade von seinem schwarzen Wallach.
    »Da bist du ja - ich habe dich überall gesucht. Einer der Männer sagte, er hätte dich in dieser Richtung reiten sehen.« Jamie kam lächelnd näher. Das Lächeln verschwand, als er die Szene unter ihnen sah und erkannte, warum Adrian hergekommen war.
    Er schüttelte den Kopf. »Meiner Treu, Mann, wenn dir so verdammt viel an der Frau liegt, warum unternimmst du nicht endlich etwas?«
    Adrian knurrte. »Tue ich ja ... indem ich ihr fernbleibe. Mehr geht nicht.«
    »Aber natürlich! Verstehst du denn nicht? Du hast wirklich die Wahl, Adrian. Du kannst deinen Abschied nehmen beim Militär und dir eine andere Existenz aufbauen. Du kannst ein Heim, eine Familie haben - was du auch immer wolltest.«
    »Das will ich nicht - nicht mehr.«
    Jamie schaute hinunter, wo Elissa die Wäsche bearbeitete. »Sie liebt dich, weißt du das? Du hast sie sehr verletzt.«
    Adrians Hand zitterte an seiner Seite. »Sie wird es überwinden und irgendwann einen anderen finden.«
    »Und du, Adrian? Wie schnell wirst du damit fertig?«
    Er grunzte. »Baldigst! Sobald sich die Gelegenheit ergibt, werde ich eine andere nehmen. Dann lege ich mich zwischen ihre Beine und reite sie, bis ich vergesse, daß Elissa Tauber je existiert hat.«
    Jamie sagte nichts, starrte seinen Freund nur mitleidig an. Es tat ihm weh, daß es seinem besten Freund so schlecht ging.
    »Vermutlich wolltest du etwas von mir.«
    Jamie richtete sich auf, so daß er fast Adrians Größe erreichte. »Ich bin hergekommen, um dir mitzuteilen, daß ich heiraten werde.«
    »Heiraten!« Das Wort fiel zwischen sie wie ein gefällter Baum. »Wer, zum Teufel, ist die Auserwählte?«
    »Ich heirate Nina Petralo. Sie und die Kinder brauchen mich.« Seine Schultern wurden noch gerader. »Und die genauere Wahrheit ist, daß ich sie brauche.«
    Adrian traute seinen Ohren nicht. »Du verläßt die Armee? Du hast dein Leben dem Militär gewidmet. Ich dachte, es gefällt dir so.«
    »Das traf auch eine Weile zu. Doch in den letzten paar Jahren hatte ich das Gefühl, als fehlte mir etwas. Jetzt weiß ich, was es war.«
    Adrian antwortete nicht. Diese Erklärung traf ihn wie ein Schlag.
    Jamie sah ihn eindringlich an. »Wir beide haben die Wahl, Adrian. Ich habe mich entschieden und bin wahnsinnig froh darüber. Nina Petralo wird meine Frau. Hoffentlich erlebe ich es noch.«
    Adrian wußte, was er damit meinte. Ravenscrofts Regiment würde nicht offiziell an der Schlacht teilnehmen. Sie sollten die Österreicher nur flankieren; aber niemand hegte einen Zweifel, daß sie auch an den Kämpfen teilnehmen würden.
    »Nina ist ein wunderbares junges Mädchen«, sagte Adrian schließlich und legte eine Hand auf Jamies Schulter. »Ich gratuliere dir, mein Freund, und wünsche euch beiden viel Glück!«
    Der Major bedankte sich. »Und sollte doch etwas passieren...«
    »Wird es nicht.« Adrian ließ ihn nicht weiterreden. »Wie auch immer, deine Frau ist bestens bei mir aufgehoben.«
    Jamie nickte. »So wie deine bei mir.«
    Sie verstummten alle beide.
    »Geht es irgendwie voran mit dem Falken?« wechselte Jamie angelegentlich das Thema.
    Adrian seufzte. »Er scheint untergetaucht zu sein. Der Erzherzog hat alle Nachrichtenübermittlungen so weit wie möglich eingeschränkt. Vielleicht hatte er auch nichts Neues zu berichten.«
    »Und hast du einen Verdacht, wer der Heckenschütze war?«
    »Nein, ich tappe im finstern. Ganz sicher hat der Mann auf

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