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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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marmorverkleideten Kamin, denn der Tag war plötzlich windig und kalt geworden.
    »Verzeihung, Euer Gnaden, aber Lady von Langen ist hier, wie Ihr gewünscht hattet.«
    Die Herzogin nickte ihrem weißhaarigen Butler zu, der schon seit mehr als dreißig Jahren das Vertrauen der Familie genoß. »Danke, Fritz. Bitte führt sie herein.«
    Das junge Mädchen hüpfte schwungvoll über die Schwelle, ein schlanker, blonder, strahlender Wirbelwind an einem ansonsten trüben Tag, das hübsche Gesicht von einem Lächeln erhellt.
    »Guten Morgen, Euer Gnaden.« Elissa sank in einen Knicks und richtete sich dann anmutig wieder auf. In einem Kleid aus pastellfarbenem Musselin, mit Rosen bestickt, war sie das Abbild ihrer schmalen, blonden Mutter, wenn auch etwas fülliger um den Busen herum. Marie war Octavia Tauber in all den Jahren nur ein paarmal begegnet; doch sie hatte die Frau außerordentlich geschätzt und war froh, daß der Graf, einer der besten Freunde ihres Mannes, eine solche Persönlichkeit geheiratet hatte.
    Sie bedeutete Elissa, näher zu treten. »Guten Morgen, meine Liebe. Gefällt Euch Euer Aufenthalt hier in Blauenhaus?«
    »Aber ja, natürlich, Euer Gnaden. Die Stadt ist sehr hübsch und Euer Haus wunderbar!« Sie setzte sich auf einen Hocker neben Maries geschnitzten Gobelinsessel. »Die Reise nach Baden eröffnet mir etliche Möglichkeiten.«
    Der Brief ihrer Mutter, ein Fall von Verrat in den Rängen der österreichischen Armee, der zum Tode ihres ältesten Sohnes geführt habe, war voller Bitten an Marie gewesen, Elissa zu helfen. Karl Tauber war ermordet worden, so glaubte die Gräfin, um die Identität eines Verräters geheimzuhalten. Sein allzu früher Tod hatte ihn daran gehindert, Beweise gegen den Spion zu sammeln, der ihn kaltblütig aus dem Weg räumte.
    Lady von Langen - oder besser gesagt ihre Tochter - hatte die mutige Idee gehabt, daß eine Frau, besonders wenn sie jung und schön war, es vielleicht schaffen könnte, genug Informationen für ein Untersuchungsverfahren zusammenzutragen. Danach würde die Herzogin dafür sorgen, daß die Informationen an die richtigen Leute gelangten.
    Eine andere Frau hätte nein gesagt, doch Marie Reichter von Murau neigte nicht zu Vorsicht. Sie war extrem unabhängig und glaubte, daß Frauen den Männern in jeder Beziehung das Wasser reichen konnten. In mancher vielleicht sogar überlegen wären. Und wenn es einen Spion im Lande gab, dann stellte er eine extreme Bedrohung für die nationale Sicherheit da. Wer war besser geeignet, den Verantwortlichen zu entlarven als die Schwester jenes armen Opfers?
    Elissas Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Ihr ahnt ja nicht, Euer Gnaden, wieviel meiner Mutter und mir Eure Hilfe in dieser Sache bedeutet.«
    Die Herzogin lächelte. »Vielleicht tue ich es doch ... ich habe selbst Kinder. Es würde mir das Herz brechen, wenn ich eines davon verlöre. Und auch ich würde alles tun, damit ein solcher Lebensvernichter für seine Tat zur Rechenschaft gezogen würde. Trotzdem mißfiele es mir sehr, ein zweites meiner Kinder in Gefahr bringen zu müssen, um den Tod des ersten zu rächen.«
    »Ich gebe zu, daß meine Mutter absolut dagegen war. Doch Karls innigster Wunsch lautete dahingehend, diesem Mann Einhalt zu gebieten. Und wir müssen auch an Peter denken. Er ist ein begeisterter Offizier. Wird die österreichische Armee verraten, dann wird es auch für ihn kritisch.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß Ihr ihn noch nicht gesehen habt? Weiß er, daß Ihr hier seid?«
    »Nein. Wir hielten es für besser, meine Gegenwart hier so lange wie möglich geheimzuhalten. Je weniger Leute davon wissen, um so besser.«
    »Das ist natürlich richtig. Was habt Ihr bisher erreicht?«
    »Sehr wenig, leider. Aber die Männer hören mir aufmerksam zu. Ist das nicht schon ein Anfang?«
    »Ich würde sagen, Ihr habt das Interesse einer ganzen Reihe von Herren geweckt. Manche unter ihnen können sehr charmant sein. Seid vorsichtig, damit Ihr Euch nicht in eine Lage bringt, die Ihr dann nicht mehr überblickt.«
    Marie streckte die Hand aus und tätschelte den goldenen Lockenkopf an ihrer Seite. »Denkt daran .. . das sind Routiniers ... besonders für eine unschuldige junge Frau wie Ihr. Versinkt nicht so tief in Eurer Rolle, daß Ihr die Bedrohung nicht mehr seht, zu der sie sich entwickeln könnte.«
    »Ich werde daran denken, Euer Gnaden.«
    Aber Marie machte sich dennoch Sorgen. Ihr kam der Gedanke, daß die größte Bedrohung für sie

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