Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
vielleicht nicht der Mann war, der sich Falke nannte, sondern der attraktive Colonel Kingsland, den sie am vergangenen Abend in inniger Umarmung mit Elissa erspäht hatte.

4
    Adrian nahm am folgenden Morgen an den diplomatischen Gesprächen, die in der Sommervilla des Kaisers stattfanden, teil, dann kehrte er nach Blauenhaus zurück. Die Sonne strahlte vom Himmel, und er ging hinaus auf die Terrasse. Vielleicht lockte ja das schöne Wetter die Gräfin auch hinaus.
    Ein amüsiertes Lächeln hob seine Lippen, als er an ihre
    Begegnung im Garten gestern abend dachte. Schon möglich, daß sie sich weigerte, sich mit ihm zu treffen, aber anziehend fand sie ihn trotzdem. Das bewies ihre Reaktion auf seine Küsse, der weiche Druck ihrer Arme, als sie sie um seinen Hals schlang. Ihre Lippen schmeckten noch süßer als ihr appetitlicher, weiblicher Körper. Ihre Brüste waren voller, als er erwartet hatte, herrlich fest und hoch hatten sie sich an seine Rippen geschmiegt.
    Von dem Augenblick an, als er sie im Garten entdeckte, loderte in ihm das Verlangen nach ihr; nichts hätte er lieber getan, als sie auszuziehen und gleich an Ort und Stelle zu lieben.
    Als er jetzt nach ihr suchte, ließ er den Blick über die gepflegten Rasenflächen schweifen und entdeckte eine Gruppe von Frauen, die auf schmiedeeisernen Bänken saßen und ihre zarte Haut mit bunten Sonnenschirmchen vor dem Licht schützten. Aber die Gräfin fehlte.
    Herren in Röcken mit Samtkrägen und Damen in modisch hochtaillierten Kleidern wandelten über die schmalen Kieswege - dort war sie auch nicht. Adrian ging die ganze Terrasse entlang und suchte vergeblich nach ihrer schlanken Gestalt.
    Als er am Ende des Hauses um die Ecke bog, fiel sein Blick auf eine Rasenfläche am Ostrand des Gartens. Die Enkelkinder der Herzogin, ein fünfjähriges Mädchen namens Hilda und ein vierjähriger Junge, Wilhelm, Kinder einer in Wien wohnenden Tochter, waren ohne ihre Mutter an diesem Morgen hier eingetroffen. Die Kleinen spielten, die Gouvernante in ihrer Nähe; doch die Person, die ihnen einen leuchtendroten Ball zuwarf, war niemand anders als die Gräfin von Langen.
    Adrian sah ihr von seinem Platz auf der Terrasse aus zu, seltsam erfreut beim Anblick der hübschen Blondine, die mit den beiden noch blonderen Kindern um die Wette lachte, und eilig loslief, um den Ball zu fangen, wenn eines der beiden ihn irgendwie ins Blaue schickte. Sie wirkte heute irgendwie so entspannt und sorglos, wie er sie noch nicht erlebt hatte. Mit ihrem leicht zerzausten, goldenen Haar, das sich um ihr Gesicht lockte, sah sie jünger aus, eher so wie bei ihrer ersten Begegnung. Sie wirkte nicht so weitläufig, eher wie die impulsive junge Frau, die er gestern abend im Garten geküßt hatte.
    Er schaute den dreien eine Weile zu, bis die Wärme der Sonne langsam durch seinen Frack zu dringen begann, den er aufknöpfte und auszog. Mit dem Kleidungsstück über der Schulter stieg er die Treppe hinunter zu dem Rasen, wo die Kinder spielten.
    Die Gräfin lachte, als er näher kam - ein volles, sattes Glucksen, und ihr Gesicht strahlte und glänzte zart von Schweiß. Er hegte das unerklärliche Bedürfnis, an ihrem Vergnügen teilzunehmen.
    Der Colonel rückte näher, und da sah sie ihn, drehte sich hastig zu ihm um, als der kleine Junge gerade den Ball warf. Die Gräfin stieß einen Schrei aus, als der Ball von ihrem Kopf abprallte, und prustete dann schallend los. Bei dem Geräusch entfaltete sich etwas Warmes in Adrians Brust.
    »Wilhelm hat dich getroffen«, sagte das Mädchen ernst. »Er hat dir doch nicht weh getan, oder?«
    Die Gräfin lächelte und rieb sich dramatisch den Fleck, den der Ball getroffen hatte. »Nicht ganz so schlimm, wie es aussieht!«
    Adrian beugte sich hinab, hob den Ball auf und spedierte ihn zurück. »Der Bengel hat einen guten Blick«, sagte er lächelnd. »Bald wird er bestimmt ein gefürchteter Spieler.«
    Die Gräfin sah ihn an und grinste. »Ja, das glaube ich auch.« Sie wandte sich den Kindern zu. »Seid ihr seiner Lordschaft, Colonel Kingsland, schon vorgestellt worden?«
    Sie schüttelten gleichzeitig den Kopf und schauten etwas zögernd zu Adrian auf.
    »Dann ist es mir ein Vergnügen, euch bekannt zu machen.« Sie stellte die Herrschaften einander förmlich vor, und die beiden verhielten sich höchst wohlerzogen, Hilda mit einem wackeligen Knicks und Wilhelm mit einem etwas hölzernen
    Diener. Nebenbei wanderte der Blick des Jungen immer wieder zurück zu dem

Weitere Kostenlose Bücher