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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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die geringste.«
    »Dann habt Ihr vielleicht Angst vor Euch selbst, Lady von Langen.« Noch bevor sie irgend etwas einwenden konnte, nahm er ihr Kinn zwischen seine Finger, beugte den Kopf und eroberte ihre Lippen. Es war ein weicher Kuß, nicht mehr als ein Streifen über ihren Mund, und doch wurde sie von Hitze überwältigt. Sie wollte sich ihm entziehen, aber der Colonel vertiefte den
    Kuß, legte ihrer beider Lippen genau aufeinander und kostete sie zärtlich. Er zog sie in seine Arme, und sie fand sich plötzlich von Kopf bis Fuß an seinen langen, festen Körper gedrückt, dessen breite Gestalt sie weit überragte.
    Durch einen Nebel von Gefühlen kämpfte sich ihre Vernunft wieder an die Oberfläche. Elissa versuchte, sich loszureißen, aber er hielt sie fest; seine Zungenspitze neckte ihre Mundwinkel, während seine Umarmung immer noch zärtlich und unglaublich verführerisch war. Ihr Körper begann zu zittern, und die Hände, die sich von seiner Brust abstoßen wollten, wanderten nach oben und legten sich um seinen Hals. Der Colonel vertiefte den Kuß weiter, sein warmer Mund blieb beharrlich, so daß ihre bebenden Lippen immer weicher wurden, bis sie sich ihm öffneten und seine Zunge eindringen konnte.
    Es war wild und süß, doch so unerwartet, daß Elissa sich heftig losriß, stolpernd davonzukommen trachtete, und nur noch vor einem Sturz bewahrt wurde, weil er einen Arm hilfreich ausstreckte.
    Sie sah auf und fand seinen Blick eindringlich auf sie gerichtet, während ein Stirnrunzeln seine Züge bestimmte.
    »Ich schwöre, Ihr seid mir ein Rätsel, Gräfin! Man könnte glauben, Ihr wäret noch nie geküßt worden.«
    Ein Schreck durchfuhr sie. Mein Gott, unter keinen Umständen durfte er die Wahrheit erraten! Ihre Schultern strafften sich. Sie zwang ihr Kinn nach oben. »Ihr vergeßt, Colonel Kingsland, daß ich mehrere Jahre verheiratet war.«
    »Ja ... mit einem Greis, habe ich gehört. Vielleicht ist das der Grund.«
    Sie dachte an ihre Eltern, die wirklich Graf und Gräfin waren, und wie sehr sie einander geliebt hatten. »Wenn Ihr damit andeuten wollt, Graf von Langen sei kein viriler, leidenschaftlicher Mann gewesen, dann täuscht Ihr Euch, Mylord. Und jetzt entschuldigt mich bitte ...«
    Doch wieder stellte er sich ihr in den Weg wie ein Felsen, der sprühte vor männlicher Entschlossenheit. »Sagt, daß Ihr mit mir ausgehen werdet. Sagt es, und ich räume das Feld.«
    Elissa hob eine Augenbraue. »Ich könnte Euch ja einfach anlügen, Colonel, Eurer Bedingung nur zustimmen, damit ihr mich gehen laßt.«
    Wolvermont betrachtete nachdenklich ihr Gesicht, sah die warme Röte ihrer Wangen, die offensichtliche Erregtheit, die sie zu verbergen suchte. »Das könntet Ihr. Aber wenn Ihr zustimmen würdet, bin ich sicher, es wäre Euch ein Genuß. Leistet mir morgen zum Abendessen Gesellschaft. Sagt ja, Mylady, ich flehe Euch an!«
    Sie mußte nein sagen - sie durfte einem Treffen mit ihm nicht zustimmen. Es war leicht, bei den anderen die Kokette zu spielen, aber bei dem Colonel gelang ihr das nicht so gut. Wenn er Verdacht schöpfte, irgendwie die Wahrheit entdeckte, wäre ihr Plan zunichte. Es stand zuviel auf dem Spiel, zu viele Menschen hingen von ihr ab - Karl, Peter, die galanten Soldaten, die bald in den Krieg geschickt werden sollten, am Ende auch das Schicksal Österreichs oder sogar Englands.
    Aber als sie in das Grün seiner Augen sah, wollte ihr schon ein weiches Ja über die Lippen schlüpfen. Elissa holte tief Luft, um sich zu fassen, und kämpfte gegen die Schwäche an.
    »Es tut mir leid, Colonel Kingsland. Ich fürchte, ich muß ablehnen. Bitte wäret Ihr so nett und würdet mich vorbeilassen ...«
    Einen kurzen Augenblick gönnte er sich noch, dann neigte er leicht den Kopf und trat zur Seite. »Wie Ihr wünscht, Mylady!«
    »Gute Nacht, Mylord Colonel.«
    »Schlaft gut, Mylady.«
    Obwohl sie in seinen Zügen nach einer Andeutung von Spott suchte, fand sie diesmal keinen. Auf dem Weg zurück zum Haus spürte sie, wie sich sein grüner Blick tief in ihren Rücken bohrte.
    Ihre Gnaden Marie Reichter, Herzogin von Murau, ein kleine, kräftige, graublonde Dame in den Fünfzigern, saß vor dem Gartenfenster in ihren Privatgemächern im Westflügel der Villa. Eingerichtet in Königsblau und Gold, mit schweren samtenen Wandbehängen und geschnitzten Rosenholzmöbeln, hatte die Suite eine wunderschöne private Terrasse und einen herrlichen gefliesten Baderaum. Ein Feuer brannte im

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