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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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hochflogen, die Hauer weiterhin auf die Gräfin und Lady Ellen gerichtet. Grunzend begann er den Kopf heftig zu schütteln, machte dann ein paar drohende Schritte auf Elissa zu, die nur wenige Meter vor ihm in der Falle steckte. Sie hob ihre provisorische Waffe, aber ihr Gesicht war so grau wie die Felsen hinter ihr.
    Ihre Blicke begegneten sich. Entsetzen lag in ihren Augen, und ein solcher Ausdruck von Hoffnung, daß es Adrian den Magen umdreht. »Habt keine Angst, Mylady. Ich werde nicht zulassen, daß er Euch attackiert.« Aber verdammt, es war unmöglich abzudrücken, solange sich die Frauen in seiner Schußlinie befanden.
    Er versuchte, sich von der Seite zu nähern, um eine Möglichkeit zum Schießen zu bekommen, und sein Herz wollte ihm dabei fast aus der Brust springen. Fast war er schon so weit und hätte es auch geschafft, wenn die Frau auf dem Boden nicht in Panik geraten wäre. Der Eber gab ein heftiges Röcheln von sich, und Lady Ellen sprang vor Schreck kreischend auf. Alles geschah gleichzeitig. Der Eber machte einen Satz nach vorn. Adrian feuerte. Elissa schrie und schwenkte ihren Stock gegen die Schulter des Tiers, dann sprang sie zur Seite und stieß Ellen aus der Angriffslinie des Ebers. Adrian zog seinen Säbel und wuchtete sich genau in dem Augenblick vor sie, als das wildgewordene Tier sich aufbäumte.
    Er schwang den Säbel in einem todbringenden Bogen und traf den Eber im Nacken, so daß der unmittelbar in die Knie ging. Ein scharfer Schmerz durchschoß ihn, und ihm wurde klar, daß einer der rasiermesserscharfen Hauer seinen Oberschenkel gestreift hatte.
    »Adrian!« Als Elissa sah, wie sein Blut plötzlich hervorströmte, tat sie einen Schritt nach vorn.
    »Stehenbleiben!« donnerte er und schlug noch einmal zu, durchtrennte Fleisch und Knochen, wieder und wieder, bis das Ungetüm tot zu seinen Füßen lag. Blut bedeckte seine Hose, und ein roter Streifen zog sich über die Brust seines weißen Hemdes.
    »Adrian!« Daran, daß sie seinen Vornamen gebrauchte, war deutlich ihr Bangen zu erkennen. Sie eilte zu ihm, warf sich ihm entgegen, und er hielt ihren zitternden Körper sicher in den Armen.
    »Ihr seid verletzt!« rief sie, Tränen liefen durch den Schmutz über ihre Wangen, ihr pflaumenfarbenes Reitkostüm war an mehreren Stellen zerrissen und von Schlamm und Blättern bedeckt. »Mein Gott, Euer Bein - bitte, laßt mich Euch helfen.«
    Mit einem etwas schiefen Lächeln wischte er ihr die Tränen aus dem Gesicht. »Das ist nur ein Kratzer. Hauptsache, Ihr seid in Sicherheit.«
    Ihre schmalen Hände lagen auf seiner Brust. »Dank Eurer Hilfe sind wir das. Ihr habt Euer Leben riskiert, um uns zu retten!« Ihre hübschen blauen Augen wanderten über sein Gesicht, und sie kämpfte noch mit ihrer Erschütterung. »Ich danke Euch, Mylord.«
    Adrian nickte nur. Sein Bein pochte heftig, und ein stetiger Blutstrom durchtränkte seine Hosen; aber er konnte an nichts anderes denken als daran, wie sein Name von ihren Lippen geklungen hatte. Sie löste sich von ihm, und er entließ sie nur widerstrebend.
    »Kommt«, ordnete sie sanft an und übernahm das Kommando, als die Frauen jetzt alle herbeieilten und das Durcheinander ihrer Stimmen vom Hufgetrappel der zurückkehrenden Reiter übertönt wurde. »Eure Wunde muß versorgt werden.«
    Er ließ sich von ihr zu einem Baumstumpf führen, ihren schlanken Arm unter seiner Schulter, obwohl er das ohne weiteres allein geschafft hätte. Sie senkte den Blick zu seinem Bein und entdeckte, daß seine Hose bis hinauf zur Leiste offen klaffte, so daß ein ziemlich großes Stück seines Schenkels sichtbar wurde. Ihre Wangen röteten sich, und sie hob schnell den Blick zu seinem Gesicht.
    »D-das muß ja furchtbar schmerzhaft sein.«
    Er nickte. »Schon! Es sollte gereinigt und verbunden werden.« Kurz entschlossen vergrößerte er mit einem Ruck den Riß - nun lag sein Bein bis zum Knie bloß.
    Die Gräfin hob die Hand an die Kehle. »Oje!« Ihr Blick wanderte über Muskeln und Sehnen, die jede kleine Bewegung sichtbar machten, und Adrian lachte leise, überrascht wie immer von ihrer scheinbaren Naivität.
    »Meine liebe Gräfin, Major St. Giles befindet sich am Sammelplatz. Er hat mich schon oft verarztet und ist derartige Dinge sicher eher gewöhnt als Ihr. Ich weiß Euer Angebot, mir zu helfen, durchaus zu schätzen; doch selbst wenn ich es annähme, würden die anderen Damen sicher darüber die Köpfe schütteln. Vielleicht wäre es besser, wenn Ihr die

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