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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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hatte. Lediglich sein Vergnügen beim Erringen der Trophäe zählte für ihn. Und die Tatsache, daß Colonel Kingsland sein Leben riskiert hatte, um sie zu retten, erregte bei ihm nur untergründigen
    Zorn. Es gefiel ihm nicht, als Narr dazustehen, und obwohl Adrian rein spontan gehandelt hatte, war das durch dessen heroische Beseitigung des Ebers nun eindeutig der Fall.
    Adrian. Jetzt dachte sie mit diesem Namen an ihn. Es war einfach so gekommen. Jeden Tag fühlte sie sich mehr zu ihm hingezogen, auch wenn es freilich zu nichts führen konnte. Elissa hatte sich vorgenommen, den Falken zu finden, und selbst wenn sie scheitern sollte - der Colonel war nicht an einer Ehe interessiert. Das sollte nicht heißen, daß sie daran interessiert gewesen wäre. Das Leben mit einem derart arroganten Mann würde sicher unerträglich sein. Elissa streifte seufzend die langen weißen Handschuhe über. Sie hätte nicht zustimmen sollen, aber sie hatte die Absicht, sich heute abend zu amüsieren. Das Leben war einzigartig. Sie lebte gefährlich und konnte nie wissen, wann es endete. Diese heutige Abwechslung würde sie sich jedenfalls gönnen. Sie nahm ihr Tafttäschchen und ging zur Tür.
    Am Fuß der Treppe wartete der Held. Er war größer als die meisten anderen Herren in der Villa, trug glänzend polierte Stiefel, und goldene Epauletten funkelten auf den Schultern seiner roten Uniform. Ein atemberaubender Anblick!
    »Guten Abend, Mylord.«

Galant griff er nach ihrer Hand, beugte sich vor und drückte einen leichten Kuß darauf. »Es hat mir besser gefallen, als Ihr mich Adrian nanntet. Meint Ihr, das könntet Ihr - zumindest heute abend - beibehalten?«
    »Vielleicht... Adrian.«
    Sein Lächeln wurde breiter, und Grübchen erschienen in seinen Wangen. Er nahm ihre Hand, und sie verließen die Villa in einer Kutsche, die vor der Tür wartete.
    »Wohin fahren wir?« fragte sie, als die Kutsche über das Kopfsteinpflaster rollte. Eine Messinglampe an der Wand beleuchtete die attraktiven Züge des Barons, und ihr kam der Gedanke, daß die Freiheiten im Leben einer jungen Witwe zweifellos beneidenswert waren.
    »Es gibt ein Gasthaus in der Nähe der Stadtmitte, in das auch der Kaiser besonders gern geht. Das Essen soll hervorragend sein. Ich nehme an, Ihr seid hungrig.«
    »Allerdings.«
    Seine Augen wurden einen Moment dunkler, dann lächelte er. »War ich in letzter Zeit auch öfters, allerdings habe ich dabei in den seltensten Fällen an Essen gedacht.«
    Elissa setzte sich aufrechter hin, und sie wollte ihn schon bitten, sie nach Hause zurückzubringen, aber er nahm ihre Hand.
    »Ein Scherz, Mylady. Es tut mir leid, wenn ich Euch damit zu nahe getreten bin. Ihr seid heute abend bei mir sicher, ich verspreche es.«
    Sie entspannte sich wieder. Bestimmt würde er sein Wort halten. Er machte kein Geheimnis aus seinem Verlangen nach ihr, und doch war sie überzeugt, daß er nicht versuchen würde, sich etwas zu ertrotzen, was sie ihm nicht geben wollte.
    »Wie geht es Eurem Bein?« fragte sie. »Mir ist auf dem Weg zur Kutsche aufgefallen, daß Ihr kaum hinkt.«
    »Ich sagte Euch doch, daß es nur ein Kratzer war.«
    »Ein >Kratzer<, der sich erübrigt hätte, wenn General Steigler nicht so gedankenlos gewesen wäre.«
    »Das stimmt. So nah beim Lager hätte er nicht schießen sollen.« Anscheinend wollte er noch etwas sagen, tat es aber dann nicht. Elissa stutzte ein wenig.
    Mit einem verstohlenen Blick unter den Wimpern hervor begann sie unwillkürlich, die beiden so unterschiedlichen Männer zu vergleichen. Der Colonel war fordernd, würde sie aber nie zu etwas zwingen. Bei Steigler war sie da nicht so sicher. Sie wußte, was der General wollte und daß sie ein ziemliches Risiko einging, indem sie Entgegenkommen an den Tag legte.
    Elissa erschauerte im Dunkel der Kutsche.
    »Ihr friert ja«, sagte der Colonel und griff nach der Decke, die neben ihm auf dem Sitz lag.
    »Nein, nicht wirklich, Mylord.«
    Trotzdem plazierte er die Decke auf ihrem Schoß, genauso entschlossen, wie er alles andere tat. »Adrian«, korrigierte er sie leise.
    Elissa lächelte, seine Geste tat ihr seltsam gut. »Adrian«, wiederholte sie und erntete dafür ein weiteres Erscheinen seiner Grübchen.
    Das Abendessen stellte sich als eine illustre Angelegenheit heraus. Es wurde in einem der privaten Räume im ersten Stock des Gasthauses >Am Spitz< serviert, das früher mal als herrschaftliche Residenz mit geschnitzten und vergoldeten Türen und feinsten

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