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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Dinge herbeischafft, die der Major benötigen wird - etwas zum Verbinden, Wasser, Nadel und Faden, wenn Ihr so etwas auftreiben könnt. Und bringt mir auch eine Karaffe mit Cognac - den brauchen wir, um die Wunde zu reinigen.«
    Ganz zu schweigen von dem kräftigen Schluck, den er sich selbst genehmigen wollte. Die verdammte Wunde fing an elend weh zu tun.
    Die Gräfin nickte, rührte sich aber immer noch nicht vom Fleck, sondern stand nur da und starrte sein Bein an. Dann hob sie den hochroten Kopf. »Na- natürlich, Mylord. Ich werde mich sofort darum kümmern.«
    Lächelnd sah Adrian zu, wie sie davonhastete und dachte daran, daß - sosehr sie auch das Gegenteil beteuern mochte -ihr Mann sehr wenig zu ihrer Bildung als Ehefrau beigetragen haben konnte.
    Da tauchte der besorgte Jamie auf. Er sah mit gerunzelter Stirn das Loch in Adrians Bein. »Ich schätze, du hattest recht mit dem General und seinem Eber.«
    »Ja, unglücklicherweise.«
    »Die Frauen sind ja wohl in Sicherheit, dank deines Eingreifens - allerdings scheint es dich selbst ziemlich erwischt zu haben.«
    »Eine Fleischwunde. Nichts Ernstes.« Ihm schwebte vor Augen, mit welchem Mut Elissa dem Eber gegenübergestanden hatte, und spürte einen unabweislichen Anflug von Bewunderung. »Die Dame war selbst auch ziemlich mutig. Eine starke kleine Amazone, wenn man bedenkt, daß sie nur einen Stock als Waffe hatte.«
    Jamie lächelte. »Davon habe ich gehört.«
    Schritte ertönten. Elissa kam herbeigerannt, mehrere Bedienstete im Schlepptau, und brachte die verlangten Dinge, die sie auf der Hälfte eines leinenen Tischtuchs ausbreitete, dessen andere Hälfte sie in ordentliche Streifen gerissen hatte. »Hier sind die Sachen - Verband, Wasser, Cognac. Lady Ellen hat eine Nadel und Garn beigesteuert. Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht noch etwas braucht?«
    Er nickte. »Natürlich kann es sein, daß sich die Wunde doch infiziert; aber damit werde ich sicher fertig.« Jamie goß eine kräftige Portion Cognac über sein Bein, und Adrian atmete scharf ein, biß statt zu fluchen, die Zähne zusammen.
    »Ich weiß, daß das alles nicht meine Schuld war, aber irgendwie fühle ich mich doch verantwortlich. Kann ich nichts mehr für Euch tun?«
    Sein Blick wanderte langsam über ihre anziehend zerzauste Gestalt und genoß den Anblick ihrer weichen, weiblichen Formen. »Doch, und das wißt Ihr auch.«
    Sie errötete auf ganz reizende Weise. »Ihr meint nicht etwa Eure Einladung zum Abendessen?«
    »Allerdings, genau die.«
    Elissa kaute auf ihren Lippen. »Es sieht so aus, Mylord Colonel, daß ich nach dieser galanten Tat wohl kaum noch ablehnen kann.«
    Adrian lächelte. »Heute abend, Mylady?«
    »Heute abend müßt Ihr Euch schonen. Aber morgen, wenn es Euer Tagesplan erlaubt, werde ich Euch mit größtem Vergnügen zum Abendessen Gesellschaft leisten.«
    Adrians Mundwinkel hoben sich. Er hatte gar nicht daran gedacht, sie noch einmal einzuladen - aber so gesehen lief die Sache immer besser. »Vielen Dank, Mylady!«
    Am kommenden Tag würde er sie treffen und beweisen, daß ihre gegenseitige Anziehung wirklich existierte. Und wenn ihm das erst gelungen war, würde es ein leichtes sein, sie in seine Arme zu locken. Adrian konnte es kaum erwarten.
    Elissa drehte sich noch einmal kritisch vor dem Spiegel in ihrem saphirblauen Taftkleid mit der silbergrauen Spitze, das sie für das Dinner mit dem Colonel ausgesucht hatte. Sie wußte, daß dieses Abendtreffen reiner Leichtsinn war. Eigentlich hatte sie hier Dringenderes zu erledigen, aber du gütiger Himmel, er war doch so tapfer gewesen!
    Niemals würde sie den wilden Ausdruck in seinem Gesicht vergessen, mit dem er zwischen sie und den angreifenden Eber gestürzt war. Es gab keinen Zweifel, daß er auch sein Leben riskiert hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Ihr Herz wollte beinah stehenbleiben. Und dann, als sie das viele Blut sah - da durchdrang ein scharfer, eindringlicher Schmerz ihr Inneres.
    Elissa strich das Kleid glatt, eines ihrer Lieblingsstücke von Gaby. Ihre Freundin hatte gesagt, das Blau ihrer Augen komme darin besonders gut zur Geltung; und der tiefe eckige Ausschnitt betone die Rundung ihrer Brüste. Sie hatte es bisher erst einmal angehabt und es eigentlich dazu auserwählt, das nächste Mal General Steigler damit zu beeindrucken.
    Elissas Mund wurde bei dem Gedanken schmal. Steigler. Er war es gewesen, der den Eber verwundet und beileibe keinen Gedanken an die Frauen auf der Lichtung verschwendet

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