Bei Tag und Nacht
statt, mit zwölf Personen einschließlich der Gastgeber.
Das Abendessen war köstlich: eine dicke Bohnensuppe, Tafelspitz mit frischem Gemüse, mit Zwiebeln gebratene Kartof-feln und Knödel, und schließlich eine exquisite Himbeertorte zum Dessert. Elissa unterhielt sich während des Mahls angenehm mit Frau Holdorf, einer rundlichen, redseligen Dame in den Dreißigern, und vermied sorgfältig die vielsagenden Blicke, die General Steigler in ihre Richtung schickte.
»Eure Begleiterin ist ja wirklich reizend«, hörte sie Frau Holdorf zu ihm sagen, als in ihrer Plauderei eine Pause entstand.
»Ja ...«, stimmte ihr Mann zu und prüfte sie aus den Augenwinkeln. »Ihr habt einen guten Geschmack, General Steigler.«
Obwohl Frau Holdorf Elissa spontan sympathisch gewesen war, hatte der Major, ein dünner, fast etwas feminin wirkender blonder Mann, etwas an sich, das Elissa nicht gefiel. Sie lehnte die Art ab, wie sein Blick über ihren Busen wanderte, und das seltsame Lächeln, mit dem er sie ständig bedachte.
Oberflächlich betrachtet war er gutaussehend, doch er hatte etwas an sich... etwas seltsam Lauerndes, das sie an Steigler erinnerte. Vielleicht waren sie aus diesem Grund befreundet.
Der Abend verging ohne besondere Ereignisse. Man sprach sehr wenig über den Krieg, was Elissa bedauerte, und ein großer Teil der Unterhaltung drehte sich um den kommenden Ball der Kaiserin. Schließlich war es Zeit zum Aufbruch, und Elissas Magen zog sich zusammen, als sie an die nächsten Stunden dachte. Sie brauchte dringend einige Zeit allein mit Steigler, und doch fürchtete sie sich auch davor.
Die beiden verabschiedeten sich, und Steigler half ihr in seine glänzende, schwarze Kalesche. »Es ist ja noch früh«, sagte er und setzte sich neben sie. »Mir steht da ein privater Ort zur Verfügung, wo wir noch einen guten Cognac trinken könnten, bevor ich Euch nach Hause bringe.« Sein Blick sagte, er gedenke mehr als nur einen Cognac zu genießen, und in Elissas Magen bohrte sich ein weiterer Pfeil.
Sie wollte sich überwinden, ihm zuzustimmen - denn sie mußte unbedingt allein und in Ruhe mit ihm reden. Statt dessen schüttelte sie schließlich bedauernd den Kopf.
»Das ist wirklich ein reizender Vorschlag, General. Aber leider schmerzt, wie öfters seit meinem Sturz, mein Kopf furchtbar.« Sie streckte die Hand aus, verschränkte ihre Finger mit den seinen. »Wenn wir einmal allein sind, möchte ich wirklich eine angenehme Zeit verbringen. Könnt Ihr das verstehen, General ?«
Er runzelte die Stirn, und sein Blick wurde dunkel und undurchdringlich. »Ich bin des Wartens langsam müde, Elissa. Sollte ich feststellen, daß Ihr ein Spiel mit mir treibt, versichere ich Euch einige Konsequenzen!«
Nur das Rascheln der Räder erklang in dem Schweigen der Kutsche. Elissas Herz hämmerte. Steigler war kein Mann, den man ermutigen durfte - weiß der Himmel, was das für Folgen haben konnte. Und doch hatte sie keine Wahl. In der Hoffnung, daß er die Besorgnis in ihrem Blick nicht bemerkte, drückte sie seine Hand und lächelte gewinnend.
»Ich verspreche Euch, daß ich das Warten wert bin.«
Bei diesen Worten entspannte er sich und hob ihre Finger an seine Lippen. Sie bemerkte, daß sie trocken und etwas aufgesprungen waren, und ein leichter Widerwille erfaßte sie.
»Normalerweise habe ich sehr viel mehr Geduld«, erklärte er nun freundlicher. »Doch was Euch betrifft, meine Liebe, beginnt sie allmählich zu schwinden. Aber glaubt mir, es tut mir wirklich leid, daß Ihr Euch unwohl fühlt.«
Elissa lehnte sich zurück und ärgerte sich über ihre Feigheit, war gleichwohl doch sehr erleichtert, ihm noch einmal entkommen zu sein. Aber da spürte sie die Hand des Generals an ihrer Taille und seine trockenen Lippen, die sich zu einem Kuß auf die ihren preßten. Seine Hände wanderten über ihre Brüste und drückten sie durch die dünne Seide, prüften Form und Größe und rieben sacht über ihre Brustwarzen.
Übelkeit erfaßte sie. Allmächtiger, durfte sie wirklich diesem Mann erlauben, sie zu berühren, wie Adrian es getan hatte? Seine Hände und seinen Mund so intim ihren Körper erforschen zu lassen?
Er unterbrach den Kuß, als die Kutsche vor Blauenhaus hielt. »Ich glaube, Ihr habt recht, meine Liebe. Ihr scheint das Warten durchaus wert zu sein.«
Elissa sagte nichts, sondern ließ sich nur von ihm aus der Kutsche helfen und zur Tür begleiten.
Seine Verbeugung fiel sehr förmlich aus. »Gute Nacht, Lady von
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