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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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unverkennbarer Eifer glimmte in seinen kalten Augen. »Der Kaiser bittet um meine Anwesenheit, da gerade ein wichtiger Kurier angekommen ist. Wahrscheinlich bin ich nicht lange fort, aber man weiß nie.«
    Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Viel Spaß während meiner Abwesenheit, Elissa. Und denkt an mich!« Sein Atem strich feucht und vielsagend über ihre Schläfe, und es ekelte sie förmlich.
    Doch sie nahm sich zusammen. Als wahre Tochter ihrer Mutter beherrschte sie auch diese Rolle. Sie sah mit einem warmen Blick zu ihm auf und schenkte ihm ihr verführerischstes Lächeln. »Das werde ich, mein General, unbedingt. Und mit größter Ungeduld erwarte ich Eure Rückkehr.«
    Er hob ihre behandschuhte Hand an die Lippen, hielt sie länger als üblich fest und machte endlich auf dem Absatz kehrt.
    Erleichtert atmete sie auf. Jemine, sie mußte doch eine brauchbare Schauspielerin sein, wenn sie ihm seine Attraktivität bescheinigte, während sie in Wirklichkeit eine Gänsehaut bekam. Dabei fragte sie sich nur flüchtig, wie sie seinem Zugriff entkommen sollte, wenn ihre Mission im oberen Stockwerk scheiterte.
    Sie zählte bis zehn, wandte sich dann der breiten Treppe zu -und blieb wie angewurzelt stehen, als sie den großen Mann erblickte, der an der Wand lehnte und sie mit bedrohlicher Ruhe beobachtete.
    Adrian. Ach du liebes bißchen, was machte der denn hier? Sie hatte ihn ganz sicher in Wien gewähnt. War er offensichtlich nicht. Als sie seinen wütenden Gesichtsausdruck sah, bestand kein Zweifel, daß er ihren Flirt mit General Steigler mitbekommen hatte. Der Ärger drang aus all seinen Knopflöchern. Seine grünen Augen durchbohrten sie in schweigendem Vorwurf, und sein Körper schien trotz der äußerlichen Lässigkeit auf dem Sprung.
    Ihre Beine waren zu wackelig, um sich zu bewegen; also blieb sie stehen und wappnete sich gegen die erwarteten Vorhaltungen. Statt dessen drehte er sich um und ging davon.
    Einerseits fiel ihr ein Stein vom Herzen, aber dennoch hämmerte es. Ein seltsames Bedauern stieg in ihr auf, als sie die Stelle betrachtete, wo er gestanden hatte; dann wandte sie den Blick nervös zur Tür, die hinaus zum Foyer führte. Konnte sie wagen, ihren Plan auszuführen? Wenn sie versuchte, nach oben zu schleichen, könnte Adrian sie entdecken. Und so aufgebracht, wie er war, würde er ihr womöglich folgen. Nur der Himmel wußte, wozu er imstande war, wenn er sie in Steiglers Zimmer fand.
    Sie starrte auf die Tür und fragte sich nach seinem Verbleib; dann sah sie einen Lakai auf sich zukommen und eine weißbehandschuhte Hand ausstrecken, in der ein Silbertablett mit einer Notiz hielt. Elissa griff hastig danach.
    In der kräftigen Handschrift eines Mannes stand da nur: Das Römische Zimmer. Sofort.
    Elissa starrte, um Fassung ringend, den Lakai an. »Das Zimmer ist auf der Rückseite des Hauses. Der Colonel wartet dort«, gab der Lakai Auskunft.
    Ihr Magen zog sich vor Furcht zusammen. Er hatte gesehen, wie sie dreist mit Steigler flirtete. Allmächtiger, was mochte er nur denken? Adrian befahl sie zu sich und erwartete, wie vereinbart, ihren Gehorsam. Wenn nicht, würde er zum Botschafter gehen.
    Das durfte nicht geschehen. Aufrecht wie ein Soldat machte sie sich auf den Weg, aber Robert Blackwood sprach sie an.
    »Zufällig habe ich gesehen, wie Ihr eine Nachricht bekamt, Mylady, und Ihr seht etwas blaß aus. Hoffentlich nichts Unangenehmes?«
    Elissa zwang sich zu lächeln. »Nein, nein. Ich bin nur ein wenig müde. Danke der Nachfrage, Robert.« Er verbeugte sich flüchtig, und sie ging weiter, aus dem Saal und einen endlosen Flur entlang.
    Die Tür des genannten Raumes war geschlossen. Sie drückte die vergoldete Klinke und betrat den Marmorboden eines Salons, der mit dunkelblauen Wandteppichen sowie Büsten von römischen Kaisern geschmückt war. Da Baden seit der Zeit der Römer als Heilbad galt, paßte das wohl, auch wenn die kalten Marmoraugen der zahllosen Köpfe irgendwie beunruhigend wirkten.
    Ein Geräusch machte Elissa auf den großen Mann aufmerksam, der an einer Anrichte stand und sich einen Cognac eingegossen hatte. »Ihr kommt spät!« Sein scharlachroter Rock und die weißen Kniehosen glitzerten von Knöpfen und Tressen, konnten es aber mit dem Funkeln seiner Augen nicht aufnehmen.
    »Es - es tut mir leid. Ich habe mein Bestes getan.«
    Er sagte nichts, ging an ihr vorbei zur Tür, schloß sie und schob den Riegel vor.
    Elissa fuhr sich mit der Zunge über die

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