Bei Tag und Nacht
..«
»Franz«, verbesserte er sie. »Ihr sollt mich Franz nennen.«
Sie versuchte zu lächeln, was ihr nur halb gelang. »Freilich seid Ihr enttäuscht. .. Franz. Aber es fällt mir allzu schwer. Noch!«
Sein kaltes Lächeln ließ Schlimmes ahnen. »Glaubt Ihr wirklich, ich lasse Euch die Wahl?«
Da wich sie vor ihm zurück, bis ihre Kniekehlen die Bettkante erreicht hatten. »Was - was meint Ihr damit?«
»Ich habe dich an einen privaten Ort gebracht, wo dir niemand zu Hilfe kommen wird. Hier bestimme ich, was geschieht, nicht du. Und du wirst genau das tun, was ich anordne.«
Er neigte den Kopf zu einer Stelle der Wandtäfelung, die ihr bisher nicht aufgefallen war. »Kommt herein, Major Holdorf. Es ist Zeit, daß Ihr Euch zu uns gesellt.« Jemand schob die Täfelung zur Seite, und der Major betrat den Raum.
»Guten Abend, die Dame!« grüßte er mit einer übertriebenen Verbeugung. »Wirklich nett, daß Ihr gekommen seid.«
Kalte Angst ergriff sie und hielt sie eisern umklammert. »Ich - ich muß zurück zur Herzogin. Ihre Gnaden wird sich Sorgen machen.« Sie schaute zur Tür, aber der General stand im Weg. Erneut richtete sie den Blick auf den schlanken blonden Mann, der gerade aufgetaucht war. »Major Holdorf, es ist Eure Pflicht...«
Steiglers Hand kam aus dem Nichts und traf sie mit einem schnellen, harten Schlag auf die Wange. Ihr Kopf flog zurück, und ihre Wange färbte sich rot.
»Major Holdorf ist mir verpflichtet, nicht irgendeiner feinen Dirne, die schon zu lange herumkokettiert.«
»Aber ich ...«
»Still!« Er schlug sie noch einmal, noch heftiger, so daß ihre Lippe riß und Blut aus ihrem Mundwinkel sickerte. »Ich habe lange Geduld gehabt, und du hast gewählt. Ich hätte zärtlich mit dir geschlafen, aber du wolltest ja nicht. Jetzt wird dich Major Holdorf nehmen, und ich werde den Genuß haben, zuzusehen. Wenn er fertig ist, gehörst du mir.«
Ein unwiderstehlicher Brechreiz stieg in ihr empor, und es wurde dunkel am Rand ihres Gesichtsfeldes. Diesmal fürchtete sie, wirklich ohnmächtig zu werden. »Bitte, ich flehe Euch an .. .« ,
Er packte ihre Arme, bevor sie weitersprach, und zog sie hinten hoch, bis ein scharfer Schmerz durch ihre Schultern schoß. »Knebelt sie, Major. Ich bin das Gejammere leid.«
Der Major band ihr ein Tuch um den Mund und knotete es hinter ihrem Kopf zu, während der General ihre Handgelenke wie im Schraubstock hielt. Sie stand mit dem dumpfen Gefühl da, daß es sinnlos sein würde, sich zu wehren; ein Entkommen war ausgeschossen, aber einfach aufgeben wollte sie auch nicht. Einen Moment lang drohte das wachsende Grauen sie zu überwältigen, und sie wußte, daß sie in ihrem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt hatte.
Nein! sagte sie sich im stillen. Ich werde das nicht zulassen. Nicht so. Nicht so! Sie sammelte ihre Kräfte, entriß sich wie eine Löwin dem Griff des Generals und begann, sich zu wehren, trat nach ihnen, kratzte und schlug, zog ihre Nägel über Holdorfs Wange, spürte kurzen Triumph, als dünn das Blut herunterrieselte. Steigler schlug sie noch einmal auf dieselbe brutale Art ins Gesicht wie vorher, doch obwohl sie noch zwei weitere Schläge einstecken mußte, kämpfte sie weiter. Dann traf sie ein Haken am Kinn, und es wurde ihr schwarz vor Augen. Als schmerzerfülltes Häufchen landete sie auf dem Boden.
Als sie erwachte, war sie mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf das Bett gebunden, nackt bis auf ein kleines, goldenes Medaillon um den Hals, ein Geschenk ihrer Mutter. Mein Gott, wie sehr sie wünschte, jetzt zu Hause bei Octavia zu sein. Ihr Kinn schmerzte und begann zu schwellen. Ihre Muskeln brannten, und ihr Herz schlug rasend von innen an die Rippen. Sie zerrte an der Kordel, die ihre Handgelenke ans Bett fesselte, doch dabei wurde der Knoten nur fester.
Jetzt wollte sie einen Schrei ausstoßen, doch immer noch verschloß ihr der Knebel den Mund; ohnehin würde ihr hier niemand zu Hilfe kommen, selbst wenn man sie hörte. Hilflos richtete sich ihr Blick auf den Mann, der neben dem Bett stand.
Der General nippte an einem Glas Wein, sein Mund war eine schmale, rote Linie ohne jede Spur von Menschlichkeit. Seine schwarzen Augen leuchteten wie besessen auf, brannten in einem Grade vor Bosheit, wie sie es noch nie gesehen hatte.
Sie bemerkte, daß seine Jacke zerrissen, sein Haar aber wieder ordentlich gekämmt war. Holdorf hatte das Blut von den Kratzern auf seinem Gesicht gewischt, aber der Beweis ihres
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