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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sagen?«
    Sie sah ihn mit feuchtem Blick an. Ihr bleiches, geschwollenes
    Gesicht machte ihn ganz schwach, weil es ihre Seele spiegelte, als sie flüsterte: »Doch, und ich sage dir auf der Stelle absolut alles.«

14
    Die Räder der Kutsche rasselten. In der Ferne läuteten die Glocken des Stephansdoms. Während Elissa in Adrians Armen lag, schien ihr der Wollstoff von Adrians Uniformrock das weichste Kissen an der Wange. Sein Herz schlug ruhig unter ihrer Hand.
    Sie wollte nicht mehr an die Geschehnisse des heutigen Abends denken. Diese Sicherheit und Wärme waren einfach zu köstlich. Scheu betrachtete sie sein Profil, seine gerade Nase, die harte Kante seines Kinns.
    »Wie hast.. . wie hast du erfahren, wo ich war?«
    Adrian drückte sie noch etwas fester an sich. »Die Herzogin bemerkte voller Unruhe, daß du mit Steigler wegfuhrst. Offenbar kennt sie ihn besser als du. Sie hat euch verfolgen lassen. Glücklicherweise traf ich kurze Zeit später bei ihr ein.«
    »Bringst du mich nach Hause?«
    Er lächelte nachsichtig. »In mein Haus, ja. Wir brauchen Zeit zum Reden, und ich glaube, du bist noch nicht so weit, der Herzogin gegenüberzutreten.«
    Nackt bis auf ihren Umhang. Geschlagen und voller blauer Flecke. Nein, im Augenblick sollte sie wirklich niemandem gegenübertreten. »Danke. Du scheinst immer zu wissen, was das Beste ist.«
    Es grummelte in seiner Brust. »Nicht immer, mein Engel, leider!«
    Sie sprachen nicht mehr, bis sie vor seinem Haus in der Naglerstraße ankamen. Er wickelte sie fest in ihren Umhang und trug sie hinein. Eine hochgewachsene, dunkelhaarige Gestalt, die sie als Major St. Giles erkannte, stand im Hausmantel und mit einem Buch in der Hand an der Treppe. Er wirkte überrascht, als sich Adrian mit ihr auf den Armen einfand.
    »Meine Güte, was ist geschehen?« So eng, wie sie in den Umhang gewickelt war, konnte St. Giles nur einen Teil ihres Gesichts sehen, aber die Blutspuren an ihrem Mundwinkel und die blaue Schwellung an ihrem Kinn erklärten genug.
    »Sie hatte einen Zusammenstoß mit Steigler.« Adrians Stimme klang heiser. »Dank der Herzogin kam ich im letzten Augenblick, um seine Pläne für den Abend zu durchkreuzen.« Er ging in Richtung Gästezimmer, und der Major eilte voraus, um ihm die Tür zu öffnen. Adrian trat sofort zum Himmelbett, zog den Überwurf beiseite und legte sie behutsam zwischen die weißen Laken.
    »Sie hat nichts zum Anziehen«, erklärte er dem Major. »Vielleicht könntest du einen meiner Morgenröcke holen.«
    »Natürlich.« St. Giles eilte davon, und Adrian streichelte ihre Wange.
    »Ich fürchte, damit wirst du auskommen müssen. Du könntest gerne ein Nachthemd von mir haben, aber ich besitze keines, da ich meistens ohne schlafe.« Er lächelte etwas frech. »Eine Eigenart, die wir zwei ja offensichtlich teilen.«
    Elissa errötete, als sie an ihre erste Begegnung dachte, und war gleichzeitig froh über die Ablenkung von dem ausgestandenen Schrecken.
    »Du lächelst ja«, sagte Adrian. »Das ist ein gutes Zeichen.«
    Sie schaute ihn an. Was für ein schönes Gesicht, so unglaublich männlich und doch so beunruhigend attraktiv! »Du hast Grübchen, wenn du lächelst«, stellte sie fest.
    »Nicht immer. Es ist noch so ein gewisses hintergründiges Etwas nötig, damit sie erscheinen.«
    Zwinkernd nahm er ihre Hand, hob sie an die Lippen und küßte ihre Handfläche. »Eigentlich ist mir gar nicht nach Lä-cheln zumute - besonders wenn ich daran denke, was der Schuft mit dir angestellt hat.«
    Es schauderte sie. »Er hat mich nicht... vergewaltigt. Du bist rechtzeitig dagewesen.« Sie wandte den Blick ab, und ihre Stimme stockte. »Wenn du nicht gekommen wärest...«
    »Nicht jetzt.« Er drückte ihre Hand. »Du bist in Sicherheit! Wichtig ist, daß du mir endlich erklärst, um was es eigentlich geht.«
    Elissa starrte ins Leere, Tränen drohten ihr in die Augen zu steigen, und ihre Gedanken füllten sich mit Bildern von Karl und Steigler und all dem, was in den letzten Monaten geschehen war. »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.«
    »Fang doch mit dem Einfachsten an. Wie wäre es, wenn du mir sagst, wie du heißt?«
    Ihre Augen weiteten sich überrascht. »Ich heiße Elissa Tauber, das war keine Lüge.« Sie seufzte. »Aber ich bin keine Gräfin. Die Gräfin ist meine Mutter, und Graf von Langen mein Vater.«
    Zwei dunkle Brauen hoben sich. Sie fragte sich, was er wohl erwartet hatte.
    Da klopfte es, und Adrian ging zur Tür. Er nahm dem

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