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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dahinschwanden.
    Aber im letzten Augenblick war ihr das Glück doch noch hold; denn ein Lakai brachte ihr von dem General eine blumige Einladung zu einer Kutschfahrt im Park. Mit neuer Hoffnung kämpfte sie den sofort aufsteigenden Widerwillen nieder. Für ein paar kurze Stunden an diesem Nachmittag, der schon die erste Frühlingsmilde ahnen ließ, würde sie sich überwinden und vielleicht etwas zu hören bekommen, das sie weiterbrachte.
    Sie achtete nicht weiter auf ihren inneren Abscheu, ging hinunter zu ihm in die marmorne Empfangshalle und ließ sich zu seiner wartenden Kutsche hinausbegleiten.

13
    Adrian stieg die breite Treppe zum Haus der Herzogin empor. Er wußte, daß es sich nicht gehörte, nach Einbruch der Dunkelheit und uneingeladen aufzutauchen, aber im Moment scherte ihn das wenig. Elissa mußte man auf die Finger schauen, um sicherzugehen, daß sie keine Dummheiten machte.
    Der Butler führte ihn in den Salon und erklärte sich bereit, nachzusehen, ob die Gräfin sich zu Hause befand. Adrian brachte nicht die Ruhe auf, sitzenzubleiben und zu warten, sondern wanderte hin und her. Es verärgerte ihn außerordentlich, daß allein der Gedanke an ihre Person seinen Puls beschleunigte. Seit seiner Zeit als lüsterner Schuljunge war er nicht mehr so auf eine Frau erpicht gewesen.
    Nicht einmal Miriam hatte solche Gefühle in ihm wachgerufen.
    Der Gedanke war aus dem Nichts gekommen und erzeugte einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Aber er verflüchtigte sich sofort wieder, als er Schritte vernahm. Der Butler kehrte in Begleitung einer Dame zurück. Doch es war nicht Elissa, sondern die Herzogin von Murau.
    »Guten Abend, Lord Wolvermont.«
    Ihm war unbehaglich. »Es freut mich, Euch zu sehen, Euer Gnaden.« Er warf ihr ein strahlendes Lächeln zu. »Ich weiß, daß Ihr mich nicht erwartet habt - doch es gäbe etwas Wichtiges mit Lady von Langen zu besprechen.«
    Die Herzogin runzelte die Stirn. Offensichtlich nützte ihm sein Charme bei dieser Dame wenig.
    »Gewöhnlich finde ich es recht aufdringlich, wenn jemand so unangemeldet hier erscheint; aber in diesem Falle bin ich froh, daß Ihr gekommen seid.«
    Sein Unbehagen wuchs, und sein Instinkt sagte ihm, daß etwas nicht stimmte.
    »Normalerweise bin ich auch nicht so direkt«, fuhr die Herzogin fort, »aber unter den gegebenen Umständen habe ich keine Wahl. Sehen Sie, Colonel, ich mache mir Sorgen um die Gräfin von Langen.«
    Sein Mund wurde trocken. »Warum denn, Euer Gnaden?«
    »Vor ein paar Stunden bekam die Gräfin eine Einladung von General Steigler zu einer Kutschfahrt. Ihre Zofe meldete mir, daß sie vor Einbruch der Dunkelheit hätte zurück sein sollen.«
    »Vielleicht haben sie sich nur prächtig amüsiert und die Zeit vergessen.« Aber das glaubte er eigentlich selber nicht, und seine Unruhe wuchs.
    »Ich wünschte, ich könnte Euch zustimmen, Colonel - aber ich hatte jemanden geschickt, ihr zu folgen. General Steigler ist zwar sehr diskret in seiner Art, aber Ihr wißt, solche ungewöhnlichen ... Neigungen ... wie er sie hat, sprechen sich doch herum. Sein Ruf ist bekannt. Und ich weiß, daß er wachsendes Interesse an der Gräfin gezeigt hat. Zudem wird er Wien übermorgen verlassen. Als ich erfuhr, daß Elissa ihn am Nachmittag begleiten würde, fürchtete ich, er würde heute gegebenenfalls besondere Aktivitäten an den Tag legen.«
    »Wo hat er sie hingebracht?« Adrians Hand ballte sich unwillkürlich zur Faust, und sein Herz hämmerte. Er hatte sie gewarnt, aber das schien sie wenig beeindruckt zu haben.
    »General Steigler ist Mitglied eines gewissen Herrenclubs am Kohlenmarkt, der einen eher ... bizarren Ruf hat.«
    »Ja, ich habe davon gehört.«
    »Mein Bediensteter ist ihm dorthin gefolgt, zu einem Eingang in einer Gasse auf der Rückseite. Er trug eine schwere Last, als er die Treppe erklomm. Ich hatte das erst kurz vor Eurer Ankunft erfahren und bin noch mit mir zu Rate gegangen. Doch da Ihr jetzt hier seid ...«
    Adrian wartete nicht länger, sondern hastete zur Tür. Ihm war auf einmal übel, und sein Magen fühlte sich an wie mit Blei gefüllt.
    »Bringt sie wieder nach Hause, Colonel«, rief ihm die Herzogin nach. »Laßt nicht zu, daß er ihr etwas antut.«
    Adrian polterte unaufhaltsam weiter. Er würde sie zurückholen, koste es, was es wolle! Die Frage war nur: würde er rechtzeitig kommen? Und wenn nicht, in welchem Zustand fände er sie vor?
    Sein Magen war nur noch ein Klumpen.
    Elissa erwachte im schwachen

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