Bei Tag und Nacht
deutlich schwieriger sein.«
»Und warum, General?«
Er schob den kalten Kaffeebecher zur Seite. »Fällt Euch nicht auf, daß heute morgen hier einiges los ist?«
»Allerdings, Sir.« Es war eine Atmosphäre von Unruhe im Lager, die er sofort bei seiner Ankunft bemerkte.
»Wir haben schlechte Nachrichten erhalten.«
»Nämlich?«
»Vor vier Tagen sind der Erzherzog und seine Truppen bei Ratisbon, genauer einem Dorf namens Abendsberg, auf Marschall Davout und Lefebvres 7. Corps getroffen. Außerdem kam Marschall Lannes auch noch dazu, Karls Truppen zu spalten. Die eine Hälfte hat sich nach Eckmühl, die andere nach Landshut zurückgezogen. Es könnte bis zu siebentausend österreichische Opfer gegeben haben.«
»Verdammter Mist!«
»Ganz recht, Colonel.«
»Vor vier Tagen, sagtet Ihr, und seitdem keine weitere Nachricht?«
»Noch nicht. Inzwischen ist es wirklich extrem wichtig geworden, diesen Verräter aufzuhalten. Da die junge Tauber die einzig wahrscheinliche Spur hat, möchte ich, daß Ihr dranbleibt. Ihr habt die Erlaubnis, jeden erdenklichen Weg einzuschlagen, um eine Lösung herbeizuführen. Auch andere sind dazu abkommandiert. Hoffentlich kommen wir der Sache so näher.«
Adrian nickte. »Ich kümmere mich um den Mord an Tauber und versuche dann, Becker aufzuspüren.«
»Klingt vernünftig. Inzwischen beobachte ich vorsichtshalber Steigler, für alle Fälle!«
»Und Pettigru?«
»Ich glaube nicht, daß er unser Mann ist, aber er wird auch überwacht.« Der General erhob sich. »Viel Glück, Colonel!«
»Danke, General.« Mit einem flotten Salut verabschiedete Adrian sich.
15
Elissa erwachte von dem sanften Stupsen ihrer Zofe Sophie. In einfachem, weißem Rock und Bluse sah Sophie mit ihren dunklen Haaren und großen Augen wie ein kleines Mädchen aus. Glücklicherweise war sie kräftiger, als sie wirkte.
»Wacht auf, Mylady. Euer Bad wartet. Ihr wollt doch sicher nicht, daß das Wasser kalt wird.«
Die Dame blinzelte verschlafen, dann fiel, ihr wieder ein, daß sie in Adrians Haus im Gästezimmer schlief, und öffnete hastig die Augen. »Sophie, wie kommst du denn hierher?«
»Colonel Kingsland hat gestern abend die Herzogin ins Bild gesetzt, und diese hat mich gleich am Morgen mit frischen Kleidern für Euch hergeschickt. Sie hängen dort im Schrank.«
Offensichtlich hatte Adrian wieder an alles gedacht. Sie sah fragend auf. »Hast du etwas von Bad gesagt?«
»Jawohl, Mylady. Das Wasser ist heiß, und ich habe etwas von dem Fliederduft mit hineingetan, der bei den Handtüchern auf dem Toilettentisch stand.« Das junge Mädchen half ihr aus dem Bett, denn Elissa taten sämtliche Knochen weh. »Ich weiß, daß es mich nichts angeht, Mylady, aber es war doch ... doch nicht der Colonel, der Euch weh getan hat?«
Die Dame schüttelte den Kopf. »Der Colonel ist ein Gentleman.« Jetzt lächelte sie. »Er weiß es vielleicht gar nicht, aber er ist einer. Und würde niemals eine Frau schlagen!«
Sophie nickte erleichtert. Sie würde schon noch dahinterkommen, daß es Steigler gewesen war, der sie so schlecht behandelt hatte. Glücklicherweise war aber die kleine Zofe immer sehr diskret.
Sie half ihr, das geliehene Nachthemd auszuziehen und sich in die Kupferbadewanne zu setzen. Mit einem genießerischen Seufzer ließ sich Elissa in das duftende Element sinken, zog die Knie hoch und lehnte sich an die Rückwand der Wanne.
Eine Weile überließ sie sich dem warmen Wasser, dann seifte Sophie ihr das Haar ein und bürstete ihr den Rücken. Es war wunderbar, wieder richtig sauber zu sein und die häßlichen Erinnerungen an Steigler abzuwaschen. »Ich glaube, ich werde noch ein bißchen drinnen bleiben, der Bottich ist so gemütlich!«
»Dann komme ich etwas später wieder.« Das Zöfchen schloß die Tür leise hinter sich.
Elissa war wohl kurz eingenickt. Das Wasser hatte sich abgekühlt, und als sie die Augen aufmachte, fröstelte es sie ein wenig. Ein Schatten fiel über den Rand der Wanne, und ihr Blick fiel auf ein Paar hohe, glänzende schwarze Stiefel.
Eilig setzte sie sich zurecht. »Adrian, ich habe dich gar nicht hereinkommen hören!«
»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Du badest nur schon so lange.«
Sein Blick sank nach unten zu ihren Brüsten, glitzerte einen Moment und verdunkelte sich dann seltsam. Es flatterte kurz in ihrem Magen, und ihre Brustwarzen wurden hart. Unbewußt hob sie die Hände, um sie zu bedecken.
Adrian räusperte sich und wandte sich ab.
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