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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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»Nach Hause? Wovon redest du?«
    »Ich rede vom Krieg, meine Liebe. Er rückt ständig näher. Vor vier Tagen kam es zu einer Schlacht zwischen dem Erzherzog und Napoleons Grande Armee. Die Österreicher mußten zurückweichen. Wer weiß, was als nächstes geschehen wird, aber eines ist sicher: Wenn die Österreicher ihn nicht aufhalten können, wird Napoleon auf Wien zumarschieren. Und ich wünsche dich dann in Sicherheit.«
    Sehr vorsichtig stellte sie ihre Tasse ab und tupfte sich die Lippen mit der Serviette trocken. »Anscheinend verstehst du mich nicht, Adrian. Ich habe dir das alles erzählt, weil ich dir vertraue. Du solltest mir doch helfen, den Mann zu finden, der ein Mörder und ein Verräter ist! Keinesfalls werde ich Österreich verlassen, bevor ich dieses Ziel erreicht habe.«
    Sein sanfter Gesichtsausdruck schwand dahin. Adrian betrachtete sie mit hartem, grünem Blick. »Muß ich dich an die Prügel erinnern, Süßes, die du gestern abend eingesteckt hast? Steigler hätte dich fast vergewaltigt. Abgesehen davon sind dein Bruder und einer der Kuriere des Falken ermordet worden. Hier geht es um eine gefährliche Sache, Elissa, in die keine Frau gehört. Es ist Zeit, nach Hause zu reisen.«
    Sie hob das Kinn. »Nein!«
    »Sei vernünftig. Du kannst nichts mehr tun.«
    »Ich sagte, ich bleibe.«
    Adrian schlug die Faust auf den Tisch. »Du reist ab!«
    »Irrtum!«
    »Allmächtiger, du wirst Wien verlassen, und wenn ich dich fesseln und wegbringen lassen muß!«
    Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ihr seid nicht mein Vormund, Colonel Kingsland. Nach England kehre ich dann zurück, wenn alles erledigt ist, nicht früher. Muß ich Euch daran erinnern, daß ich eine erwachsene Frau bin? Ich habe hier Freunde und Verwandte, die nicht zulassen werden, daß Ihr in dieser Weise über mich verfügt.« Und steil aufgerichtet fuhr sie fort: »Wenn Ihr mir jetzt bitte Eure Kutsche rufen lassen würdet, ich möchte sehr gern wieder in die Residenz der Herzogin.«
    Sein Unterkiefer knirschte. Zorn flammte auf in seinem Blick. »Du bist die sturste Frau, die mir je begegnet ist!«
    »Und Ihr seid der arroganteste und schlimmste Tyrann, der mir je begegnet ist!«
    Eine ganze Weile starrten sie einander an, dann ertönte die amüsierte Stimme des Majors von der Tür her: »Ich sehe, ihr beide schätzt einander recht gut ein. Wie wäre es, wenn wir uns jetzt hinsetzen und die Sache durchsprechen wie Erwachsene und nicht wie ungezogene Rangen?«
    Adrian fluchte leise. »Die Dame hier benimmt sich ungebärdig wie ein Kind. Und sollte sie so weitermachen, könnte es gut passieren, daß ich sie übers Knie lege.«
    Elissa kreischte erbost auf. »Wagt es nur nicht, mir zu drohen, Colonel Kingsland! Behaltet Eure Kommandos für Euch!« Sie marschierte am Major vorbei und rief nach ihrer Zofe.
    Adrian fluchte wie ein Bürstenbinder und bemühte sich, seinen Zorn in den Griff zu bekommen. »Verdammtes Weib! Jamie, ich sage dir, die ist ein Sargnagel.«
    Sein Freund beschwichtigte ihn: »Vielleicht hat sie recht. Hast du schon einmal darüber nachgedacht?«
    »Wovon redest du?«
    »Davon, wie man an Joseph Becker herankommen könnte. Sie hat es geschafft, Steigler für sich zu interessieren, und Pettigru war Wachs in ihren Händen. Am Ende können wir sie wirklich nicht entbehren.«
    Adrian schüttelte den Kopf. »Es ist einfach zu gefährlich.«
    »Sie wird nicht abreisen, Adrian, und zwingen kannst du sie nicht. In deiner Nähe ist sie doch viel sicherer - als wenn sie versucht, den Mann allein dingfest zu machen.«
    »Das wird sie nicht! Sie hat keine Ahnung, wo Becker sich aufhält, und selbst wenn, kommt sie niemals an ihn heran.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist mein letztes Wort!«
    Jamie schaute amüsiert, und Adrian fluchte vor sich in. Eilig ging er zur Tür und sah Elissa gerade ihren Umhang schließen, dann ihr Bündel aufheben und, von ihrer Zofe gefolgt, die Treppe herunterkommen.
    »Ist schon gut, Adrian«, ließ Jamie sich vernehmen und nahm Elissa die Sachen ab. »Ich bringe die Dame gern nach Hause.«
    Adrian warf Elissa einen finsteren Blick zu, die sich nur abwandte und losstapfte. »Ausgezeichnet«, sagte er. »Und sieh zu, daß diese Hexe nicht wieder in Schwierigkeiten gerät.«
    Der Major grinste. Adrian dachte verärgert, wie es nur möglich sein konnte, daß eine einzige Person ihm so viel Verdruß bereiten konnte. Und zu guter Letzt bekam er sie jetzt nicht einmal mehr auf seine

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