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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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den Kopf. »Sie ist kein Spion, Jamie, sondern wollte einen fangen.«
    Also hatte sein Instinkt ihn doch nicht getäuscht. »Na, das erleichtert uns aber!«
    »In gewissem Sinne, ja.« Adrian eröffnete ihm Elissas Geschichte, die sich in Jamisons Kopf zusammenfügte wie die Teile eines bisher verstreuten Puzzles.
    »Ich hätte wissen müssen, daß sie nichts damit zu tun hatte«, meinte Adrian. »Du hast die Sache richtig gesehen, aber das paßte mir nicht. Ich habe sie begehrt, Jamie, brauchte einen Vorwand, um sie zu bekommen, und sie lieferte ihn mir. Es war Erpressung, Jamie. Ich habe ihr gedroht, zu Pettigru zu gehen, wenn sie sich mir verweigerte. Mein Gott, ich war kaum besser als dieser ekelhafte Steigler.«
    Jamie schwenkte den Portwein in seinem Glas. »Ich würde sagen, tatsächlich nicht das typische Benehmen eines Gentleman! Andererseits habe ich gesehen, wie sie dich anschaut. Ist dir je der Gedanke gekommen, daß sie dich gern genug hatte, um dein unmögliches Benehmen zu akzeptieren? Vielleicht bist auch du ihr nur damit entgegengekommen, zu tun, was sie sowieso wollte?«
    Adrian schnaubte, wie Jamison erwartet hatte. »Sie war noch unschuldig!«
    »Aber eine Frau mit Mut und Feuer! Es ist schwer vorstellbar, daß du sie tatsächlich zu irgend etwas hättest zwingen können, was ihr nicht gefiel. Steigler hat es nicht geschafft. Womöglich hattest du Erfolg, wo er keinen hatte, weil sie dich mag.«
    Aber Adrians Miene besagte, daß er so etwas ausschloß. In seinen zweiunddreißig Jahren hatte sich Jamisons Freund nie einer echten Liebe für wert erachtet. Seine Eltern hatten ihn nicht geliebt, warum also sollte das jemand anders tun?
    Jamison nahm einen Schluck und stellte sein Glas beiseite. »Wenn du dich derart schuldig fühlst - gibt es einen Weg, dein schlechtes Gewissen zu besänftigen.«
    Der Colonel knurrte: »Du faselst schon wieder von Ehe.«
    »Und wenn schon? Deine zehnjährige Dienstzeit, zu der du dich verpflichtet hattest, ist seit langem abgelaufen. Es gibt entschieden schlechtere Partien als Lady Elissa.«
    »So etwas habe ich schon einmal versucht, wie du weißt«, brummte Adrian. »Es war eine absolute Katastrophe. Ich habe nicht die Absicht, je etwas Derartiges zu wiederholen.«
    Der Major verstummte. Selbstverständlich erinnerte er sich daran, was geschehen war, als Adrian Miriam Springer, der Tochter eines mäßig wohlhabenden Adligen, den Hof gemacht hatte.
    Jamisons Skepsis hierbei bestand von Anfang an. Miriam war eine schöne Frau, aber oberflächlich und selbstsüchtig. Sie hätte einem Mann wie Adrian niemals die Liebe geben können, die er brauchte.
    Schließlich platzte die geplante Hochzeit, und unglücklicherweise fühlte Adrian sich dafür verantwortlich - noch eine Mauerschicht mehr rings um sein Herz.
    »Was willst du tun?« fragte Jamison in die Stille hinein.
    »Ihr fernbleiben. Wenigstens das bin ich ihr schuldig. Nach all dem, was geschehen ist, kann ich sie kaum noch drängen, mein Lager zu teilen. Ein derartiger Schuft bin ich dann doch nicht.« Er seufzte und wirkte plötzlich sehr erschöpft. »Morgen früh gehe ich als erstes zu Ravenscroft und erstatte Bericht. Elissas Geschichte geht noch weiter, aber sie war so müde, daß ich nicht das Herz hatte, sie weiter auszuquetschen. Morgen, wenn ich zurückkomme, versuche ich es noch einmal.«
    Jamison nickte nur. Er hatte keine Ahnung, wie es sich von jetzt an entwickeln würde, aber irgendwie schien das Auseinandergehen der beiden auch nicht sehr wahrscheinlich.
    Adrian war unruhig, jedoch stand er völlig bewegungslos mitten in dem Zelt, das dem General Ravenscroft als Hauptquartier diente - auf einem schlammigen Acker außerhalb Wiens. Eine schwache Morgensonne beleuchtete das Segeltuch dieses Notbehelfs, so daß im Innern blaßgelbes Licht herrschte.
    Der General saß hinter seinem angeschlagenen Schreibtisch und hörte Adrians Bericht zu, während eine halbvolle Tasse Kaffee neben seinem Ellenbogen kalt wurde. »Das ist eine bemerkenswerte Geschichte, Colonel Kingsland.«
    Wenn du wüßtest, dachte Adrian angesichts des vergangenen Abends. Allerdings würde er dem General nichts von Elissas katastrophaler Begegnung mit Steigler erzählen. »Jetzt haben wir wenigstens eine Orientierung. Vielleicht könntet Ihr den Mord an Karl Tauber untersuchen und auch Elissas Bruder Peter ausfindig machen.«
    »Ich kümmere mich sofort darum. Leutnant Tauber finden wir sicher leicht; aber an Becker zu kommen wird wohl

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