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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Major ein Bündel ab, wisperte etwas, schloß die Tür und kam wieder zum Bett zurück.
    »Offensichtlich hat Jamie seine Sache wie üblich perfekt erledigt. Er hat ein Nachthemd beigesteuert und meinen Morgenmantel geholt. Geht’s dir gut genug, dich anzuziehen, oder soll ich dir helfen?«
    Ihre Wangen röteten sich. »Das kann ich allein.« Adrian nickte, ohne eine Miene zu verziehen. Er wandte sich ab, bis sie das viel zu große Männernachthemd übergestreift hatte. Es war weich und warm, und sie schickte Jamie ihren stummen Dank.
    »Du hast gerade von deinem Vater erzählt«, erinnerte Adrian sie sanft und immer noch abgewandt.
    »Der größte Teil der Geschichte, die du gehört hast, entspricht der Wahrheit. Der Graf starb vor drei Jahren und hinterließ außer seiner Witwe, meiner Mutter, noch drei Kinder, von denen ich dir nichts gesagt habe: meinen älteren Bruder Karl, meinen jüngeren Bruder Peter und mich.« Sie lehnte sich ans Kissen zurück. »Jetzt bin ich angezogen, Mylord. Bitte danke dem Major für seine Freundlichkeit.«
    Er drehte sich wieder um und sah sie mit einer Spur von Besorgnis im Blick an. »Das kannst du morgen selbst tun. Ich möchte nun den Rest der Geschichte hören.«
    Elissa seufzte, war plötzlich müde. Ihr Kopf dröhnte, und ihr Kinn tat weh, wo Steigler sie getroffen hatte - aber sie schuldete Adrian diese Auskünfte.
    »Eigentlich hat alles mit meinem Vater angefangen. Er war ein wunderbarer Mann, und wir haben ihn sehr geliebt, besonders meine Brüder. Da er fast sein ganzes Vermögen verlor, mußte er Österreich schon als junger Mann verlassen. Soweit ich weiß, war er mit seinem Leben in England zufrieden; aber er blieb seiner Heimat doch immer treu ergeben. Diese Ergebenheit haben wir Kinder von ihm übernommen. Die Mutter meiner Mutter war zur Hälfte Österreicherin, und so wurde in unserer Familie englisch und deutsch gesprochen. Nach Vaters Tod schlossen sich Karl und Peter der österreichischen Armee an.«
    Adrian runzelte die Stirn. »Deine Brüder sind auch hier?«
    Sie dachte an Karl, und Trauer erfüllte sie. »Nur Peter. Vor sechs Monaten wurde Karl ermordet, hier in Wien. Der Täter blieb unerkannt; aber ein Brief, den meine Mutter kurz vor Karls Tod bekommen hatte, berichtete davon, daß er einem Verräter auf der Spur war, der sich der Falke nannte.«
    Adrian schwieg einen Augenblick. »Der Falke. So heißt er also?«
    »Ja. Warum? Weißt du etwas über ihn?«
    Er antwortete nicht, aber sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er soeben irgendeine Verbindung hergestellt hatte. Sie fragte sich, warum er wohl ihrer Frage aus dem Weg ging, und ein leises Unbehagen erfaßte sie.
    »Sprich weiter«, drängte er.
    »Aus welchem Gründen auch immer: Karl meinte, einer der drei folgenden Männer wäre der Betreffende: Botschafter Pettigru, General Steigler oder ein Adjutant von General Klammer namens Josef Becker. Karl mußte dem Falken auf der Spur gewesen sein, als er ermordet wurde.«
    Darüber dachte Adrian eine geraume Weile nach. »Also deshalb bist du nach Wien gekommen - um zu Ende zu bringen, was dein Bruder begonnen hatte.«
    »Genau. Karls innigster Wunsch - falls ihm etwas zustieß -war, daß der Spion gefunden würde.«
    »Er hatte aber doch sicher nicht gewollt, daß seine jüngere Schwester sich in die Gefahr begäbe, einen Verräter zu stellen.«
    »Bestimmt nicht, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Wir hatten keine Beweise und wußten nicht, wem wir trauen könnten. Meine Mutter schrieb der Herzogin, die eine alte Freundin meines Vaters war, schließlich schien die Zukunft ihres Landes auf dem Spiel zu stehen. Die Herzogin begriff das und hat sich entsprechend verhalten. Wir beschlossen, zuerst Sir William und den General zu prüfen, da sie hier in Wien waren. Becker gehört zu General Klammer, irgendwo bei den Truppen des Erzherzogs.«
    »Und dein anderer Bruder, Peter?«
    »Er ist Leutnant bei der leichten Kavallerie von Kinsky, wo auch immer sie gerade stationiert sein möge - und weiß von alledem nichts. Ich hatte gehofft, ihn irgendwann zu besuchen, aber bis jetzt ergab es sich noch nicht.«
    Adrian kam mit gerunzelter Stirn näher. »Ich verstehe deine Treue um deinen Bruder und bin durchaus der Meinung, daß ihm Gerechtigkeit widerfahren sollte, aber ich bin überrascht, daß deine Mutter ihrer jungen Tochter erlaubt hat, sich mit einer so brisanten Sache zu beschäftigen.«
    Elissa zuckte die Schultern. »Das hätte sie vielleicht nicht

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